Kommentar
15:41 Uhr, 02.08.2022

Wie viel Rezession muss im DAX noch eingepreist werden?

Deutschland stehen stürmische Zeiten bevor und damit grundsätzlich auch dem Dax. Wie viel ist bereits eingepreist?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 13.453,11 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 13.453,11 Pkt (XETRA)

Der Gegenwind für Deutschland und deutsche Aktien ist beachtlich. Dabei geht es nicht nur um die offensichtlichen Entwicklungen rund um die Energieversorgung. Gegenwind kommt auch aus anderer Richtung, der Geldpolitik. Dabei geht es weniger um die Zinsanhebungen, sondern vielmehr um das Geldmengenwachstum. Das Geldmengenwachstum ist in der Eurozone nach wie vor positiv und zeigte zuletzt ein Wachstum von knapp 8 % gegenüber dem Vorjahr. Das Wachstum der Geldmenge M1 ist ein guter Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung und geht Indikatoren wie dem Unternehmensvertrauen oder den Geschäftserwartungen um ungefähr acht Monate voraus (Grafik 1).


Ausschlaggebend ist nicht das absolute Niveau der Wachstumsrate. Vielmehr ist ausschlaggebend, ob sich das Wachstum beschleunigt oder verlangsamt. Aktuell verlangsamt es sich und der Trend ist angesichts der zu erwartenden Geldpolitik von einem Umkehrpunkt noch weit entfernt.

Wegen der hohen Korrelation des Geldmengenwachstums und der realwirtschaftlichen Entwicklung kann man davon ausgehen, dass sich die Lage zumindest bis Anfang 2023 eintrübt. Eine schwache Konjunktur hilft dem Aktienmarkt nicht. Ebenso hilft es dem Aktienmarkt nicht, wenn die Geldschwemme der Notenbank endet. Die Performance von Dax und Geldmengenwachstum sind korreliert (Grafik 2).


Man kann zwar davon ausgehen, dass sich die Lage weiter eintrübt, allerdings hat der Dax einen Großteil der Eintrübung bereits eingepreist. Kaum etwas bringt das besser auf den Punkt als die Dax-Performance im Vergleich mit den Geschäftserwartungen (Grafik 3). Die bisherige Korrekturbewegung hat den Einbruch der Erwartungen gut abgebildet und eigentlich besteht kein weiterer Korrekturbedarf, wäre da nicht ein ungünstiger Umstand.

Die Geschäftserwartungen bilden das Wirtschaftswachstum ab. Die Korrelation ist sehr hoch. Es zählt die Richtung der Entwicklung (sinken die Erwartungen, sinkt auch die Wachstumsrate) und das absolute Niveau. Derzeit liegen die Erwartungen fast so niedrig wie zur Zeit der Finanzkrise und zu Beginn der Pandemie.

Im Vergleich mit dem Wirtschaftswachstum ergibt sich daraus zumindest in der Theorie ein sehr erschreckendes Bild (Grafik 4). Auf Basis der aktuellen Erwartungen muss man auf Jahressicht eine negative Wachstumsrate von 5 % annehmen. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5 % auf Jahressicht ist ein ziemlicher Katastrophenfall.


Sinken die Erwartungswerte zudem weiter, was befürchtet werden muss, ist ein Minus von 5 % die Obergrenze. Bei aller Unsicherheit und den vielen Risiken, die es gibt, fällt es trotzdem schwer, sich eine so schwere Rezession vorzustellen.

Am Ende wird sehr viel davon abhängen, wie knapp das Gas im Winter wird. Wie stark die Wirtschaft grundsätzlich einbrechen könnte, zeigen die Erwartungswerte bereits jetzt. Es muss nicht zum Ernstfall kommen. Anleger sollten sich aber der Tatsache bewusst sein, dass Deutschland eine sehr schlimme Rezession drohen könnte. Ein Rückgang der Wirtschaftsleistung von 5 % oder mehr ist bisher nicht eingepreist.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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