Kommentar
10:43 Uhr, 30.04.2021

Wie viel Luft nach oben hat der Aktienmarkt noch?

Irgendwann korrigiert jeder Aktienmarkt einmal. Die letzten Monate waren zu geradlinig und ruhig, um von Dauer zu sein.

Bei Korrekturen gibt es immer zwei Komponenten, die Zeit und die Kursbewegung. Jeder will wissen, wann es zu Korrekturen kommt und wie tief sie sein werden. Das ist der ganze Sinn aktiven Anlegens. Man will hoch verkaufen und tief wieder einsteigen. Timing ist das Schwierigste an der Börse. Hinweise gibt es dennoch.

Dass Anleger mit viel Freude und mit viel Risiko in den Markt zurückgekehrt sind, ist kein Geheimnis. Privatanleger haben mit so großer Freude wie noch nie Optionen gehandelt und zusammen mit professionellen Anlegern auf Kredit (Margin) spekuliert. Die Kredite für Aktien und Derivatekäufe liegen in den USA inzwischen bei 822 Mrd. Dollar. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von mehr als 70 % (Grafik 1).


Das gab es bisher nur wenige Male in der Geschichte. Es ist der drittschnellste Anstieg, der jemals gemessen wurde. So hohes Wachstum deutet meist darauf hin, dass jeder, der investieren wollte, nun auch investiert ist. Es ist daher kein Zufall, wenn das Wachstum der Margin Debt vor dem Markt ein Hoch erreicht.

Das Wachstum wird nun zwangsweise wieder sinken. Um das Wachstum gegenüber dem Vorjahr zumindest konstant zu halten, müsste die Margin Debt in diesem Monat um über 10 % oder 80 Mrd. Dollar steigen. Das ist unwahrscheinlich. Ein abflachendes Wachstum lässt sich praktisch nicht vermeiden.

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Ähnlich hohe Werte wie jetzt wurden in der Vergangenheit 2-5 Monate vor Korrektur- oder Bärenmarktbeginn beobachtet. Ein wenig Spielraum hat der Markt also noch. An anderer Stelle hatte ich bereits über die Bedeutung des Wirtschaftswachstums berichtet. Auch hier wird aus Rückenwind ab Juli Gegenwind.

Ein weiterer exzellenter Indikator ist der Einkaufsmanagerindex des Gewerbes. Hier ist mit einem Ende des steigenden Trends zu rechnen, doch bereits jetzt lässt sich erkennen, dass es nicht mehr viel besser wird. Mit einem Wert von fast 65 ist der Index historisch hoch. So hohen Indexwerten folgte in den folgenden 3, 6, 9 und 12 Monaten eine magere Performance (Grafik 2).


Am besten läuft der Markt, wenn der Einkaufsmanagerindex unter der Marke von 50 Punkten steht. Dann ist die Lage so schlecht, dass sie fast nur besser werden kann. Ebenso deuten Werte über 60 (wie jetzt) auf ein Ende des Höhenfluges hin.

Zeitlich geht dem Markt langsam die Puste aus. Das mag auf den ersten Blick auf die Kurse anders aussehen. Die regelmäßigen neuen Hochs verdecken wie das Fundament langsam zu bröckeln beginnt. Die gute Neuigkeit ist aber, dass der Markt noch einige Monate lang steigen kann.

Im laufenden Quartal verliert der Markt viel Rückenwind. Der Einkaufsmanagerindex wird im dritten Quartal kaum noch steigen. Das ist aufgrund einer Normalisierung der Lieferketten und Öffnung der Wirtschaft absehbar. Ebenso wir die US-Wirtschaft im zweiten Quartal das höchste Wachstum dieses Aufschwungs erreichen. Ab dem dritten Quartal wird es sich abschwächen, was Aktien tendenziell belastet. Nach dem zweiten Quartal wird es für den Markt also schwierig.

Es droht daher im dritten Quartal eine Korrektur. Investmentbanken werten regelmäßig aus, welche Anlegergruppen Aktien kaufen und welche ihre Positionen abbauen. Aktuell wird der Markt fast nur noch von Privatanlegern getragen. Das ist ein Zeichen, dass der Korrekturbedarf groß ist. Um zu eruieren, wie tief die Kurse genau fallen, dafür ist es noch zu früh. Man kann sich aber schon jetzt auf eine längere Korrektur einstellen.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Danke für diesen interessanten Beitrag! Das deckt sich auch mit meinen Prognosen.

    "Man kann sich aber schon jetzt auf eine längere Korrektur einstellen."

    Auf welchen Mindest- bzw. Maximalzeitraum kann man sich denn bei dieser Aussage einstellen?

    11:07 Uhr, 30.04. 2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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