Wie Klimapolitik Big Oil hilft
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Grundsätzlich sind sich alle Länder einig. Sie wollen zukünftig keine fossilen Brennstoffe mehr verwenden. Der Weg dorthin ist jedoch lang. Das führt zu einer ungewöhnlichen Konstellation, die Ölfirmen bzw. Anlegern heimlich hilft
Einerseits steigt der Druck auf Ölfirmen. Sowohl Regierungen als auch Investoren verlangen Veränderungen. Andererseits braucht die Welt weiterhin Öl. Selbst wenn man wollte, ohne Öl geht es weder heute noch in 10 Jahren. Die benötigte Infrastruktur, um ohne Öl auszukommen, existiert größtenteils noch gar nicht. Die Ölnachfrage wird auf absehbare Zeit auf aktuellem Niveau verharren oder sogar leicht ansteigen. Um diese Nachfrage langfristig bedienen zu können, braucht es Investitionen. Bestehende Ölquellen versiegen. Ohne Investitionen in die Erschließung neuer Ölquellen, wird das Angebot mit der Zeit sinken.
Da nun aber der politische Druck auf Ölfirmen immer weiter wächst, wird weniger investiert. Grundsätzlich folgen die Investitionen dem Ölpreis. In den USA sind die Zyklen gut erkennbar (Grafik 1). Im aktuellen Zyklus bleibt der Anstieg der Investitionen jedoch weit hinter früheren Zyklen zurück.
Es wird weniger investiert, da das politische Signal eindeutig ist. Zudem warnen auch Anlageberater davor, dass neue Investitionen in Öl zu hohen Abschreibungen in der Zukunft führen werden. Wer heute investiert, das Öl dann aber nicht benötigt wird, fährt Verluste ein. Aus diesem Grund investieren Ölfirmen heute weniger als in früheren Aufwärtszyklen.
Das Vermögen der Ölfirmen sinkt. Wer nicht wächst und wenig in bestehende Assets investiert, dessen Anlagevermögen sinkt (Grafik 2). Der Trend ist eindeutig und besteht seit 2014. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dieser Trend umkehrt.
Unter normalen Umständen sehen es Anleger nicht gerne, wenn Firmen nicht mehr investieren. Wer nicht investiert, kann nicht wachsen. Unter diesen Umständen sind Kurssteigerungen illusorisch.
Bei Ölfirmen ist das aktuell anders. Sie bereiten sich zwangsweise auf eine veränderte Zukunft vor. Eine Art, das zu tun, sind geringere Investitionen. Das Öl fließt aber noch. Das führt bei geringeren Ölpreisen zu einem höheren Cash Flow (Grafik 3). Der Free Cash Flow ist heute doppelt so hoch wie 2014, als der Ölpreis noch bei mehr als 100 Dollar stand.
Ölunternehmen werden gerade unfreiwillig zu Geldmaschinen. Die Einnahmen steigen mit dem Ölpreis, die Ausgaben gehen tendenziell zurück. Das ist auf Sicht von Jahrzehnten kein Erfolgsmodell. Kurzfristig aber häufen vor allem große Ölfirmen (Exxon, BP, Shell, Total, Chevron) enorme Geldreserven an.
Dividenden sind damit für lange Zeit gesichert. Kurssteigerungen sind ohne neue Geschäftsfelder langfristig schwierig. Dafür können Anleger hohe regelmäßige Dividenden erwarten. In einem Markt, in dem alles überbewertet erscheint, ist das keine schlechte Aussicht.
Clemens Schmale
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