Kommentar
15:28 Uhr, 15.06.2010

Wie Fußball und Börse derzeit zusammenpassen

In den vergangenen Handelstagen tendierten die Internationalen Aktienindizes überwiegend freundlich, obwohl die Verschuldungskrise in Europa noch nicht ausgestanden ist. Angesichts niedriger Renditen für festverzinsliche Papiere stieg jedoch das Interesse an Dividendentiteln. Der Großteil der Konjunkturdaten fiel zudem positiv aus.

Wie Fußball und Börse derzeit zusammenpassen

Bei der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft traten die Erfolge vergangener Turniere zuletzt in den Hintergrund. Angesichts der Spielergebnisse in diesem Jahr - wie etwa die Niederlage gegen Argentinien im März - und nicht zuletzt nach dem Ausfall von Michael Ballack glaubten im Vorfeld nur wenige Anhänger an einen WM-Erfolg. Doch spätestens seit dem 4:0 Auftaktsieg gegen Australien ist Deutschland wieder im Fußball-Fieber und der Titelgewinn für viele Fans in greifbare Nähe gerückt.

Als ähnlich wechselhaft kann in den vergangenen Handelswochen auch das Verhalten der Marktteilnehmer an den Kapitalmärkten beschrieben werden. Auch sie ließen sich von kurzfristigen Stimmungen stark beeinflussen. So tendierten Aktien in den vergangenen Handelswochen vergleichsweise volatil. Trotz guter Konjunkturdaten agierten Anleger dabei nervös und ließen sich besonders von den Befürchtungen einer erneuten Konjunkturschwäche verunsichern. Die Ertragslage der Unternehmen ist allerdings gut bis sehr gut. Vor allem bei europäischen Titeln mit hohem Exportanteil führt die Euroschwäche zu einem merklichen Auftragsplus. Nichtsdestotrotz fiel das Interesse an Aktien eher gering aus.

In den letzten Handelstagen schafften Dividendentitel jedoch einen ähnlichen Befreiungsschlag wie Miroslav Klose am Sonntag. Trotz noch immer steigender Risikoaufschläge in einigen Ländern Südeuropas und umfangreichen Sparmaßnahmen zur Haushaltskonsolidierung in Deutschland legten die Notierungen von Aktien wieder zu. Letztlich dürfte die Stimmung von Anlegern und Fans auch in den kommenden Wochen sehr wechselhaft bleiben. Eine Niederlage Deutschlands gegen Serbien würde ebenso wie enttäuschende Konjunkturdaten in der kommenden Handelswoche die Euphorie wieder zu Nichte machen.

Europa: BP im freien Fall

Im Mittelpunkt der Nachrichtenlage stand einmal mehr die Verschuldungskrise in den südeuropäischen Ländern. Besonders spanische Banken mussten in diesem Zusammenhang hohe Kursverluste hinnehmen. Als jedoch die EU versicherte, Spanien notfalls Hilfen aus dem 750 Mrd. Euro schwerem Rettungspaket zur Verfügung zu stellen, entspannte sich die Lage merklich. Mit einem Kursgewinn von 14 Prozent setzte sich die Banco Santander an die Spitze der Wochengewinner. Auch andere Institute wie BBVA und die italienische Unicredit verzeichneten ein zweistelliges Kursplus. Völlig vom Tisch sind die Sorgen deswegen aber nicht. Spanische Institute leiden noch immer an einem Vertrauensverlust, der dazu führt, dass sie derzeit als Partner für die so wichtigen Interbankengeschäfte gemieden werden. Einzig verbliebener Handelspartner, der bereit ist, kurzfristig Liquidität zur Verfügung zu stellen, ist die EZB. Sollte hier keine Besserung eintreten, könnte sich die Lage noch einmal zuspitzen. Nichtsdestotrotz ging die Risikoaversion der Anleger zurück und Dividendentitel waren - auch mit Blick auf die geringen Renditen für festverzinsliche Papiere - wieder gefragt. Gemessen am Euro Stoxx 50 gewannen europäische Aktien 3,3 Prozent gegenüber der Vorwoche an Wert.

Aus konjunktureller Sicht begeisterten vor allem die Daten zur deutschen Industrieproduktion. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Wert um mehr als 13 Prozent, was erneut bestätigt, dass die Wirtschaft Fahrt aufgenommen hat.

Wenig Grund zur Freude hatten hingegen Besitzer von BP-Aktien. Der Ölkonzern hat derzeit so wenig Kontrolle über den Verfall seines Aktienkurses wie ein Autofahrer, der auf einer Ölspur ins Schlingern geraten ist. Seit dem Untergang der Ölplattform Deepwater Horizon hat sich der Unternehmenswert nahezu halbiert. Inzwischen drohen dem Konzern Klagen im Gesamtwert von bis zu 30 Mrd. US-Dollar. Dementsprechend mehren sich nun die Gerüchte, das Unternehmen könne zerschlagen oder übernommen werden. Sehr zum Unmut der Investoren wurde kürzlich beschlossen, die Dividendenzahlung vorerst auszusetzen, was den Kursverfall noch einmal beschleunigt hat.

USA: Schwache Einzelhandelsumsätze ausgeblendet

Auch in den USA legten die Notierungen knapp drei Prozent zu. Der Dow Jones Industrial Average überwand dabei wieder die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Anleger blendeten die schwachen Einzelumsätze weitgehend aus, die im Mai um 1,2 Prozent zurück gingen. Stattdessen zeigten sie sich angesichts des deutlich besseren Konsumentenvertrauens optimistisch für die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft. Mit Blick auf Einzeltitel musste Microsoft einen leichten Verlust hinnehmen. Techniker hatten zuvor eine neue Sicherheitslücke im Betriebssystem Windows entdeckt.

Ausblick

Am Dienstag wird der ZEW-Index für Juni präsentiert. Vermutlich dürfte sich die Erleichterung über Rettungsmaßnahmen in der Eurozone mit den von Sparanstrengungen ausgelösten Konjunktursorgen die Waage halten.

Deutlich freundlicher dürften hingegen die Zahlen zur US-Industrieproduktion ausfallen. Die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten profitiert derzeit vom globalen Aufschwung.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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