Kommentar
09:21 Uhr, 29.09.2014

Wie die US Notenbank Fed die USA rettete

Die Fed hat durch Quantitative Easing nicht nur Aktienmarkt und Wirtschaft gerettet, sondern auch die US Regierung und ihr Budget

Als die Rezession 2009 richtig zuschlug explodierte das Haushaltsdefizit der USA. Im Vergleich zu 2008 standen die Schulden Ende 2009 um sagenhafte 1,8 Billionen USD höher. Die Gesamtschulden stiegen um 18% im Jahresvergleich. Das Defizit, ausgedrückt in Prozent des Bruttoinlandsproduktes, belief sich auf ca. 12%. Ein Jahr später, 2010, wurden nochmals deftige 1,67 Billionen neue Schulden gemacht. Die Neuverschuldung erreichte 11% des BIPs.

Grafik 1 versucht diese Entwicklung darzustellen. Die gelbe Linie zeigt den Schuldenberg. Während die Schulden bis 2007 in etwa so stark wuchsen wie das Bruttoinlandsprodukt, beschleunigte sich der Anstieg von 2008 bis 2013 massiv. 2014 sieht inzwischen wieder fast normal aus. Die Ausgaben werden immer weniger, die Steuereinnahmen steigen. Es könnte bis Ende des Jahrzehnts sogar gelingen, dass die Schulden wieder langsamer wachsen als die Wirtschaftsleistung. Die Gesamtverschuldung könnte damit wieder leicht unter die 100% Marke fallen.

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Dass die Schulden nicht noch schneller gestiegen sind, ist vor allem der Fed zu verdanken. Die schwarze Linie zeigt die Zinszahlungen, die die Regierung für die Schulden aufbringen muss. Aufgrund von QE und historisch niedriger Zinsen konnte sich der Staat sehr günstig verschulden. Obwohl die Gesamtverschuldung stieg, fielen die Zinszahlungen in den Krisenjahren.

Wenn man nun wissen will, wieviel QE der Regierung gebracht hat, dann vergleicht man die tatsächlichen Zinszahlungen mit denen, die die Regierung ohne QE hätte tätigen müssen. Während die historischen Daten zu den effektiven Zinszahlungen bekannt sind, sind die theoretischen Zinszahlungen ohne QE nicht bekannt. Ich habe die Daten auf Basis früherer Rezessionen geschätzt. Das Ergebnis sind die hellblauen Balken. Bis 2009 sind die tatsächlichen Zinszahlungen (schwarze Linie) und die theoretischen gleich. Erst ab 2010 gehen sie auseinander. 2009 habe ich noch keinen positiven Effekt durch QE eingerechnet, weil auch ohne QE die Zinsen drastisch gesunken wären. In Rezessionen sinkt das allgemeine Zinsniveau und Anleger strömen aus Aktien in sichere Anlagen. Ich unterstelle daher erst ab 2010 einen positiven Effekt.

Die Differenz zwischen den theoretischen und tatsächlichen Zahlungen ist bis 2014 relativ gut berechenbar. Danach folgen mehrere Annahmen, die das Ergebnis unsicherer machen. Es müssen Annahmen über den zukünftigen Verlauf der Gesamtschulden, der tatsächlichen Zinsen und der theoretischen gemacht werden. Die Ergebnisse sind daher eher ein Richtwert.

Bis 2014 lässt sich ein positiver Effekt von 670 Mrd. USD durch QE auf das Budget der US Regierung berechnen. Das ist eine Menge Geld. Andere Autoren gehen sogar von höheren Beträgen aus und taxieren den Benefit auf ca. 1 Billion USD. Soweit würde ich nicht gehen.

Mit Ende von QE ist der positive Effekt nicht sofort wieder weg. Die Neuverschuldung sinkt wieder, die US Regierung muss weniger neue Anleihen (zu höheren Zinsen) begeben und hat einen großen Bestand an langfristigen Anleihen mit niedrigen Zinsen. Daher wird der Benefit noch jahrelang andauern. Bis 2020 kann die Summe der Ersparnis an die 2,3 Billionen USD betragen. Die Zahlen von 2015 bis 2020 sind natürlich sehr unsicher. Keiner kann genau sagen, ob es letztlich dann doch „nur“ 1,5 Billionen oder sogar 3 Billionen sein werden.

Diese enorme Ersparnis resultiert aus einem vergleichsweise kleinen Zinsunterschied. Die zweite Grafik zeigt den von der Regierung effektiv bezahlten Zins. 2010 unterscheidet sich zum ersten Mal der Zins mit QE (effektiv gezahlter) von dem ohne QE (theoretische Zinsen). Die Differenz dehnt sich auf über einen Prozentpunkt aus. Das ist absolut gesehen gar nicht so viel. 1% auf die Gesamtschulden von über 17 Billionen ist natürlich dann doch sehr viel Geld.

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Wie lange der Effekt anhalten wird ist schwer zu sagen. Es hängt vor allem an zwei Faktoren. Einerseits ist entscheidend, wie schnell das Zinsniveau in den USA nun ansteigt. Anderseits wird es auch von der Neuverschuldung abhängen. Wenn sich die USA zu den zukünftig höheren Zinsen kaum mehr verschulden müssen oder sogar nur noch die Refinanzierung zu den höheren Zinsen machen müssen, dann kann sich der Effekt gut und gerne 10 Jahre halten.

So oder so, die Fed hat der Regierung de facto mehrere hundert Milliarden bereits geschenkt. Bis der Effekt von QE wieder vollkommen verschwunden ist, werden es wohl mindestens 2 Billionen gewesen sein.

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  • Investor
    Investor

    ​Eigentlich haben sich die USA verschuldet, um die Banken zu retten. Entweder wurden Finanzinstutionen US Hypothenbanken, AIG usw gerettet. Dazu kam, daß Programm mit denen die riskanten ABS mit staatlichen Zuschüssen verkauft wurden.

    Die FED hat mit QE im wesentlichen die Staatsverschuldung finanziert und hat den Chinesen Anleihen abgekauft.

    Ob dies alles auszahlt, hängt davon ab, ob die Wirtschaft anspringen wird. Aus meiner Sicht sind die USA noch auf einem kritischen Pfad:

    - Der Verkauf von Häusern dauert länger. Nahezu alle Hypothenbanken haben in 2014 Entlassungen angekündigt. Dies spricht nur für nachhaltig ansteigende Verkäufe

    - Zusatzkosten für den Krieg gegen ISIS und Unterstützung von NGOs

    - Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt noch

    - Beschäftigtenzahlen ziehen (noch?) nicht wirklich an. Neugründung von Firmen ist niedrig. Kleine und mittlere Firmen sind die Hauptarbeitgeber

    - Exportquote der S&P 500 Firmen ist hoch und die meisten Firmen bauen Kosten über Entlassungen ab.

    14:57 Uhr, 29.09. 2014
  • Löwe30
    Löwe30

    ​Mir erscheint Ihre an sich gute Ausarbeitung allerdings zu optimistisch was die zukünftige Entwicklung anbelang. Ich schließe mich da eher Peter Schiffs Einschätzung an, der sagt:

    "I think a lot of people are delusional. They believe in this false narrative, they have confidence in what the Federal Reserve has done, the believe the forecasts of many of the economists about vibrant growth in the U.S. economy in years ahead, and of how Fed will raise interest rates, and the economy continues to expand. All that is impossible. The Federal Reserve has placed itself into position where they can never raise any interest rates - in fact, I don’t think they’re going to be able to go very long without launching another round of quantitative easing, because our bubble economy is completely dependant on the continuation of that policy. When the Fed takes it away, we’re headed for a massive economic collapse."

    Auf die Frage von Sophie Shevardnadze: "So just let me clarify: are you saying that the worst is still to come? Is that your prediction?"

    Antwortet Peter Schiff: "Why, absolutely. We haven’t solved any of the problems that led to the 2008 financial crisis. In fact, all those problems are now larger than ever, because of what the Fed did. The Fed interfered and prevented the market from solving the problems that years of bad monetary policy created. As a result, those problems are bigger and the crisis looms larger than ever."

    Das gesamte Interview gibt es hier: http://rt.com/shows/sophieco/190800-economy-dollar...

    11:31 Uhr, 29.09. 2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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