Kommentar
16:45 Uhr, 08.06.2021

Wie die Coronakrise zurückkommt

Impfkampagne läuft, Sommerurlaub in Italien möglich, Supermarktregale prall gefüllt – alles sieht in Ordnung aus. Oder?

Am 9. März 2020 machte ich eine gewagte Prognose . Der Titel des Artikels lautete: Covid, in drei Wochen ist der Spuk vorbei. Die Grundlage für diese Prognose war eine einfache. Sehen Anleger erst Licht am Ende des Tunnels, kann der Markt auch wieder steigen. Auf Basis der Entwicklung der Fallzahlen hätte es Ende März 2020 soweit sein sollen. Die Börse erreichte ihr Tief bereits zwei Wochen nach dem 9. März. Anleger sahen Licht am Ende des Tunnels. Lockdowns brachten die Lage langsam unter Kontrolle, Notenbanken intervenierten und Politiker brachten Zeitpläne auf den Weg. Allen wurde klar, dass Lockdowns nicht für immer gelten und die Wirtschaft nicht alleingelassen wird. Der Spuk dauerte an der Börse insgesamt nur etwas mehr als drei Wochen. Gesellschaftlich hätte man sich das auch gewünscht! Davon ist allerdings keine Spur. Es wird auch noch lange dauern, bis sich das Leben und die Wirtschaft wirklich wieder normalisieren, zumal die Krise gerade an einem Comeback arbeitet.

Im Westen sind neue Infektionswellen vorerst unwahrscheinlich. Die Fallzahlen sinken immer weiter. Das gilt jedoch nicht für alle Regionen. In Südamerika ist die Inzidenz auf Rekordhoch (Grafik 1).


Das ist kein Wunder. Immer neue Varianten entstehen und eine erscheint aggressiver als die andere. Das kann auch Nordamerika und Europa treffen, allerdings schreitet die Impfkampagne voran. Herdenimmunität erscheint nicht erreichbar. Sind erst einmal 40 % der Bevölkerung erreicht, verlangsamt sich das Tempo. Bei 60 % flacht es rasant ab. In den USA will man 70 % erreichen und legt dafür Sonderlotterien auf und rekrutiert Unternehmen, die für Geimpfte Gratisprodukte anbieten.

Bleibt es dabei, dass sich weniger als zwei Drittel der Bevölkerung impfen lassen, können neue Varianten auch bei uns wieder zuschlagen. Das ist ein potentielles zukünftiges Problem. Ein anderes Problem ist drängender. In Asien und Südamerika breitet sich das Virus wieder schneller aus.

Es sind diesmal Länder betroffen, die für die Welt essentielle Güter herstellen. Das gilt für Halbleiter aus Taiwan ebenso wie für Gebrauchsgüter aus dem Vietnam und Rohstoffe aus Südamerika. Lockdowns sind die einzige Antwort auf die Ausbreitung, da die Impfkampagne in diesen Teilen der Welt sehr langsam anläuft (Grafik 3).


Die Börse feiert und alle machen beim "Reopening-Trade" mit. Das funktioniert, solange der Nachschub an Gütern nicht fehlt. Die große Reopening-Party in der Wirtschaft läuft an, könnte diesmal allerdings von neuen Lieferengpässen aus Asien und Südamerika unterbrochen werden.

Da das Problem nicht an einem lokalen Lockdown in Europa oder den USA liegt, können wir dagegen wenig tun. Es ist auch unwahrscheinlich, dass Unternehmen weiter durchgefüttert werden, wenn es Lieferengpässe gibt, die aufgrund einer anderen Regierung entstanden sind.

Vielleicht kommt das Virus vorerst nicht in großen Infektionswellen zurück nach Nordamerika und Europa. Dafür kann es wirtschaftlich über den Umweg von Lieferketten zurückkommen und den Aufschwung, auf den alle sehnlichst warten, abwürgen.


Wie im März 2020, als die Börse drehte, als Licht am Ende des Tunnels sichtbar wurde, wird dieses neue Thema die Börse nur belasten, wenn Anleger in Zukunft schwarzsehen. Solange das nicht der Fall ist, also die Wahrnehmung dafür fehlt, muss man nicht handeln.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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