Wie der globale Chipmangel den Aktienmarkt gefährdet
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Die Autoindustrie steht im Zentrum des Chipmangels. Das liegt nicht daran, dass nur die Autoindustrie betroffen wäre, sondern daran, dass die Summen besonders groß sind. Noch vor wenigen Wochen lag die Schätzung für den Umsatzausfall bei 60 Mrd. Dollar in diesem Jahr. Fitch geht inzwischen von 100 Mrd. aus. Die Lage bessert sich nicht, sie wird schlimmer. Aktuellen Schätzungen zufolge werden so 4 Mio. weniger Fahrzeuge produziert. Der globale Absatz von Fahrzeugen lag in seinem besten Jahr bei 92 Mio. Es können also gut 4 % nicht produziert werden bzw. werden weniger produziert. Wem 4 % nicht viel vorkommen: Die US-Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr weniger als 4 %. Trotzdem war es ein historischer Schock.
Die Autoindustrie hat immerhin nur ein Angebotsproblem und kein Nachfrageproblem. Die Preise können steigen und gleichen den Rückgang der Produktion zum Teil aus. Das muss es auch. Die Autoproduktion ist in den USA wieder im Rückwärtsgang (Grafik 1). Andere Bereiche wachsen noch, z.B. der Stahlsektor. Hier braucht es keine Chips.
Die Produktion sinkt, die Lager sind fast leer und die Verkäufe steigen (Grafik 2). Grundsätzlich ist es natürlich schön, wenn Kapital nicht in Lagerhallen gebunden ist. Der Industrie droht jedoch bald der Nachschub auszugehen. Egal wie hoch die Preise sind, die Nachfrage kann nicht mehr bedient werden.
So akut wie jetzt war der Notstand noch nie (Grafik 3). Die Autoindustrie ist besonders betroffen, allerdings bei weitem nicht die einzige Industrie. Apple erwartet aufgrund des Chipmangels im laufenden Quartal 3-4 Mrd. weniger Umsatz. In vielen Branchen könnten die Umsätze deutlich höher sein.
Die Lage wird sich auch nicht schnell entspannen. Die Lieferzeiten werden derzeit noch länger, nicht kürzer. Das begrenzt den Aufschwung. Mitarbeiter werden wieder in Kurzarbeit geschickt und Jobs werden nicht aufgebaut. Neben anderen Problemen ist der Arbeitsmarkt in der Industrie in den USA schwach. Fehlen essentielle Teile für die Produktion, braucht es auch keine Arbeitskräfte.
Das alles hat auch Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Dieser entfernt sich immer weiter von den Fundamentaldaten. Die Transportmengen von Waren gehen zurück. Alles, was irgendwann einmal verkauft wird, wird zuvor transportiert. Die Transportmengen sind daher ein sehr guter Gradmesser für die Gewinnentwicklung von Unternehmen.
Clemens Schmale
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Die Probleme mit den Lieferketten sind dramatisch. Darauf habe ich aber schon letzten Sommer hingewiesen. Lieferprobleme bei Basiskomponenten wie Halbleiter ziehen weitere Lieferprobleme bei anderen Produkten nach sich. Das bekommt irgendwann eine Eigendynamik.
Es ist wohl momentan nicht verkehrt, ein wenig in Cash zu bleiben