Kommentar
16:47 Uhr, 05.11.2021

Wie Chinas Zentralpolitik auch bei uns wirkt

Peking greift häufig im freien Markt ein. Diese Eingriffe kommen auch in Europa und den USA an.

Chinas Bedeutung in der Welt nimmt immer weiter zu. So mancher hat davor Angst. Das politische und wirtschaftliche System ist ein ganz anderes und Weltmächte haben es nun einmal so an sich, dass sie ihr Modell exportieren wollen. Je größer Chinas Bedeutung wird, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass das Wirtschaftsmodell der Welt aufgedrängt wird.

Nicht zuletzt deswegen gehen die USA mit China auf Konfrontation. Sie wollen Chinas Einfluss nicht und den bereits gewonnen zurückdrängen. Der Einfluss ist aber schon längst da, ob man will oder nicht. Das beste Beispiel ist die jüngste Energiekrise.

Frankreich verteilt Bargeld an Bürger, um die hohen Energiepreise auszugleichen. Auch Italien und Spanien wollen bzw. müssen die Bürger entlasten. Nicht nur Europa hat eine Energiekrise, die ganze Welt hat sie. Während hingegen bei uns niemand weiß, was man tun kann, sagt Peking den hohen Energiepreisen den Kampf an.

Das ist auch gelungen. Seit Interventionsandrohung hat sich der Kohlepreis in China halbiert (Grafik 1). Diese Intervention ändert nichts am Kohlebestand und der Nachfrage in Europa. Dennoch sinken auch hier die Preise deutlich.


Das gilt selbst für die USA. Dort sind die Kohlelager so leer wie seit den 70er Jahren nicht mehr (Grafik 2). Fundamental hat sich die Lage in den USA nicht verbessert, sondern eingetrübt. Dennoch fällt der Kohlepreis, nur weil China die Preise zu hoch sind.

Das gilt nicht nur für Kohle, sondern auch für Erdgas. In Europa kann man argumentieren, dass Russland nun wieder mehr über Pipelines liefert. Für Asien kann man das nicht sagen. Dennoch sinkt auch dort der Preis für Flüssiggasimporte deutlich (Grafik 3).

Das alles geschieht, weil China hohen Preisen den Kampf ansagt. Keiner weiß, was das konkret bedeutet. Den Androhungen ist bisher wenig gefolgt. Das zeigt, wie mächtig das Wort Pekings ist und zwar nicht nur in China, sondern überall auf der Welt.

Es macht auch nicht bei Energierohstoffen Halt. Die erste Interventionsandrohung erfolgte bei Eisenerz im Frühjahr 2021. Seither ist der Preis in China, aber auch im Rest der Welt deutlich gesunken. Seit einer Woche steht auch Aluminium auf dem Programm.


China beeinflusst Rohstoffpreise weit über seine Grenzen hinaus. Das gilt auch für Rohstoffe, die einen lokaleren Charakter haben. Dazu gehört Erdgas, das überall auf der Welt einen anderen Preis hat.

China wird einen globalen Preissturz kaum beabsichtigt haben. Es geht um das eigene Land. Der Einfluss ist jedoch global. Chinas Interventionen auf dem freien Markt greifen auch bei uns. Im aktuellen Fall ist es kein großer Schaden. Panikkäufe verteuerten Rohstoffe. Chinas Intervention bricht diesen Kreislauf. Beim nächsten Mal handelt es sich aber vielleicht nicht um einen Vorteil, der bei der nächsten Intervention bei uns ankommt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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