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12:53 Uhr, 09.01.2018

Wie China einen Minsky-Moment abwenden will

China steuert GAM-Finanzexperte Michael Lai zufolge dem Risiko einer Marktkorrektur mit restriktiverer Geldpolitik entgegen.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Ein Minsky-Moment in China? Wenn es nach der chinesischen Regierung geht, wird dieser Fall nicht eintreten. Um krisenhafte Verwerfungen mit plötzlichen Wertverlusten zu verhindern, wie sie der Wirtschaftswissenschaftler Hyman P. Minsky beschrieben hat, wird China weiterhin eine restriktivere Geldpolitik verfolgen. Diese Vorgehensweise könnte neben Stabilität noch weitere Vorteile für China bringen, wie Michael Lai, Investment Director bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Mit einem restriktiven Umfeld kann China nicht nur einen potenziellen Minsky-Moment vermeiden. Wir glauben auch, dass einige Bereiche der Wirtschaft weiterhin robust expandieren und den Aktienmarkt unterstützen werden“, so Lai.

Die zunehmende Sorge über einen potenziellen Minsky-Moment in China – ein durch Schulden- oder Währungsdruck ausgelöster plötzlicher Einbruch von Wertpapierkursen nach einem langen Aufwärtstrend – habe die chinesische Regierung dazu bewogen, sich auf den Schuldenabbau im Finanzsektor zu konzentrieren, heißt es weiter. Lai zufolge wird China seine Geldpolitik weiterhin straffen, insbesondere nachdem das Land das Wachstumsziel für dieses Jahr erreicht hat. Dies ließe auch der Beschluss des 19. Parteikongress in diesem Jahr vermuten, sich von quantitativen geldpolitschen Zielen abzuwenden, um sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren.

Die US-Notenbank Fed werde unterdessen wahrscheinlich auch unter dem neuen Vorsitzenden Jerome Powell ihre moderate Geldpolitik fortführen und trotz des überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums der USA von aggressiven Leitzinserhöhungen absehen. Die Fed hat am 13. Dezember die Leitzinsen auf 1,25 bis 1,50 Prozent erhöht. Drei weitere Anhebungen sollen im Jahr 2018 folgen. „Sofern dies in Schritten von jeweils 25 Basispunkten erfolgt, werden die US-Zinsen im nächsten Jahr 2,25 Prozent erreichen, was immer noch als moderat anzusehen ist“, sagt Lai.

Dieses moderate Umfeld könnte sich als positiv für China herausstellen: „Es übt weniger Druck auf die Schwellenländer und damit auch auf China aus, da es wohl kaum zu einer Aufwertung des US-Dollars führen wird. Darüber hinaus ist China mit seinem geschlossenen Kapitalsektor ein Sonderfall: Die Kapitalströme können kontrolliert werden, während die Devisenreserven aufgrund der hohen Sparquote und des enormen Handelsbilanzüberschusses weiter wachsen“, so der Experte weiter.

In einem Umfeld steigender Zinsen werden Lai zufolge anleihenähnliche Aktien wie Energie- und Telekommunikationswerte voraussichtlich nicht besonders gut abschneiden. Der Versicherungssektor dürfte sich dagegen überdurchschnittlich gut entwickeln, da höhere Zinssätze in der Regel auch höhere Vermögensrenditen bedeuteten. „Solange die chinesischen Behörden die Geldpolitik nicht zu aggressiv straffen und der Wandel zu einer von Dienstleistungen und vom Konsum getragenen Wirtschaft gelingt, würden wir weiterhin Sektoren bevorzugen, die vom lebhaften Binnenkonsum in China profitieren“, sagt Lai.

Nach dem Einbruch der chinesischen Börsen im Sommer 2015 habe die Sorge vorgeherrscht, dass China durch eine disruptive Abwertung des Renminbi noch größere deflationäre Schocks in anderen Ländern verursachen könnte. Dank der erfolgreichen angebotsseitigen Reformpolitik habe sich der chinesische Erzeugerpreisindex jedoch deutlich von minus sechs Prozent im Dezember 2015 auf derzeit 6,9 Prozent erholen können. „China hat damit nicht nur den Deflationsdruck abschütteln können, sondern auch eine gewisse Inflation in den Rest der Welt exportiert“, so der Experte.

Lai erwartet daher, dass der Renminbi stabil bleibt oder von seinem aktuellen Niveau von 6,62 gegenüber dem US-Dollar leicht ansteigt. „Der Renminbi ist eine politische Währung und agiert in einem Umfeld mit geschlossener Kapitalbilanz. Für China ist es am besten, die Stärke der Währung zu erhalten, da dies dem Haushaltssektor zugutekommt und die erfolgreiche Umstrukturierung zu einer von Dienstleistungen und vom Konsum getragenen Wirtschaft erleichtert“, so Lai. Eine stärkere Währung verbessere die Reallöhne der Konsumenten, was wiederum die Ausgaben stimuliere. Das derzeitige restriktive geldpolitische Umfeld würde auch hohe Zinssätze mit sich bringen, was wiederum in höheren Renditen aus Einlagen resultiere und das verfügbare Einkommen weiter steigere.

„Infolgedessen erwarten wir nicht nur, dass China einen Minsky-Moment vermeiden kann. Wir glauben auch, dass einige Bereiche der Wirtschaft weiterhin robust expandieren und den Aktienmarkt allgemein unterstützen werden. Ein aktiver Ansatz bei der Aktienauswahl in einem Umfeld, das wahrscheinlich von klaren Gewinnern und Verlierern geprägt sein wird, kann dabei eine erhebliche Wertsteigerung bewirken“, schließt Lai.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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