Kommentar
17:50 Uhr, 08.07.2021

Wie China die USA wieder ausgetrickst hat

Um den Handelskrieg zwischen den USA und China ist es ruhig geworden. Er geht jedoch unvermindert weiter. China trickst die USA dabei weiterhin aus.

Die Einführung von Zöllen auf chinesische Waren sind ziemlich umfassend. Kaum ein Produkt ist ausgenommen. Nach Volumen gewichtet liegt der Zoll auf chinesische Importe bei 20 %. China hat seinerseits Zölle erhoben. Diese liegen im Durchschnitt bei knapp 20 %. Das hat zunächst dazu geführt, dass China Marktanteile verloren hat. Während die USA weiterhin kräftig importierten, fiel der Anteil Chinas an diesen Importen von 21,5 % auf 17 % (Grafik 1).


Das sieht zunächst wie ein Erfolg für die USA aus. Wenn es um China geht, ist weniges wie es scheint. Auf wundersame Art und Weise stieg der Marktanteil vom chinesischen Nachbarn, Vietnam (Grafik 2). Chinesische Exporteure umgingen die Zölle, indem sie die Waren durch den Vietnam und andere Länder schleusten.

Das war eine Art, die China zu seinem Vorteil nutzte. US-Exporteure taten dies nicht. Ob sie nicht wollten oder konnten, sei dahingestellt. Am Ende führte es dazu, dass US-Exporte dem Zoll unterlagen, die Importe zum Teil jedoch nicht, weil sie aus anderen Ländern kamen.

Für chinesische Importeure wurden viele Güter aus den USA effektiv teurer. Sie suchten nach Alternativen. Gerade bei Rohstoffen fanden sie diese Alternativen. Sojaexporte aus den USA brachen ein, die aus Brasilien stiegen. US-Unternehmen verkaufen also weniger Waren nach China.

China, zusammen mit den umgeleiteten Exporten z.B. durch den Vietnam, konnte das Volumen ungefähr halten. Während der Coronakrise stieg sogar der offizielle Marktanteil wieder. Gerade bei medizinischen Gütern wie Masken waren die USA auf Importe angewiesen.

Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, haben sich auch die Unternehmen beider Länder zu sehr unterschiedlichen Strategien entschieden. US-Importeure gaben einen Großteil der zusätzlichen Kosten nicht weiter. Das erklärt, weshalb es in den USA aufgrund der Zölle keine wesentliche Inflation gab. Importeure übernahmen einen Großteil der Kosten und nahmen kleinere Margen in Kauf.

Das gleiche gilt für US-Exporteure. Sie verkaufen ihre Waren zum gleichen Preis (im Verhältnis zum Preisniveau vor Einführung der Zölle) an China, verzichten also auch hier auf Marge. Die Angst ist zu groß, dass sich China Alternativen sucht.

Chinesische Unternehmen übernehmen die Kosten nicht wie US-Firmen. Zölle sollten der heimischen Industrie helfen. Am Ende haben sie mehr geschadet. Bezeichnend dafür ist die Revision der Daten zur Industrieproduktion in den USA (Grafik 3). Vor der Revision sah die Produktion gesund aus. Nun, da bessere Daten zur Verfügung stehen, zeigt sich eine große Lücke, die mit dem Beginn des Handelskrieges immer größer wurde.


China hat die USA durch geschicktes Manövrieren ausgetrickst. Das bedeutet nicht, dass China überhaupt keinen Schaden genommen hat. Was China wirklich trifft, sind Sanktionslisten auf denen Unternehmen stehen und an die z.B. keine Halbleiter aus den USA mehr verkauft werden dürfen. Das tut weh. Insgesamt hat China die Krise gut überstanden.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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