Kommentar
11:59 Uhr, 05.02.2021

Wie Apple Facebook und Alphabet in Bedrängnis bringt

Bis vor kurzem stand Big Tech unter Beschuss aus der Politik. Nun gehen die Tech Riesen selbst aufeinander los. Was steckt dahinter?

Die Politik wirft seit einiger Zeit ein Auge auf Amazon, Facebook, Alphabet und Apple. Die Gründe für die Beobachtung sind je nach Unternehmen andere. Bei Apple wird vermutet, dass es seine Marktmacht im App-Store missbraucht. Bei Amazon sind es Bedenken, dass es vertrauliche Daten von Händlern auf seiner Plattform nutzt, um ihnen Konkurrenz zu machen und bei Facebook und Alphabet ist es die Vorherrschaft bei Onlinewerbung. Auch wenn die Gründe verschieden sind, so bildeten die Unternehmen zumindest untereinander eine einheitliche Front gegen die Politik. Diese Front begann bereits 2020 zu bröckeln. Nun geht Facebook in die Offensive und eröffnet eine neue Front – gegen Apple. Dabei geht es um eine Klage gegen Apple. Facebook wirft Apple Machtmissbrauch vor und strebt eine Klage an, die die Politik gegen Facebook anstrebt. Facebook verklagt andere für Dinge, die dem Unternehmen selbst vorgeworfen werden. Das zeigt, dass Facebook so langsam mit dem Rücken zur Wand steht.

Die Unternehmen konnten den Klagen aus der Politik bisher mit einer gewissen Gelassenheit entgegenblicken. Die Erfolgsbilanz solcher Klagen ist durchwachsen. Es wird nicht als akute Bedrohung wahrgenommen. Was hingegen Apple macht, ist eine Bedrohung.

Apple wird ein neues Betriebssystem einführen. Nutzer werden dann gefragt, ob sie dem Tracking zustimmen oder nicht. Man kann bereits heute das Tracking stark einschränken, muss sich dazu aber durch die Einstellungen wühlen. Das macht kaum jemand. Werden Nutzer automatisch gefragt, dürften viele den Apps das Tracking nicht mehr erlauben.

Es ist genau dieses Tracking, das Facebook so wertvoll macht. Facebook verfolgt, welche Apps oder Internetseiten besucht werden, wie viel Zeit Nutzer dort verbringen, was sie lesen oder ansehen, wie sie interagieren usw. Damit können Facebook und auch Alphabet sehr detaillierte Profile von Nutzern erstellen.

Werbung wird so immer gezielter. Facebook kann auch die Information, die es anzeigt, nach den Vorlieben der Nutzer optimieren. Das sorgt dafür, dass Nutzer länger auf Facebook bleiben und am Ende mehr Werbung sehen.

Facebooks und Alphabets Erfolg und Wachstum ist davon abhängig, dass sie immer bessere Nutzerprofile erstellen können. Dafür braucht es Daten. Apple kann diese Datenbeschaffung verhindern oder erschweren. Bei einem Marktanteil von 25 % im Smartphonemarkt und einem noch höheren Anteil unter Verbrauchern mit überdurchschnittlichen Einkommen ist das ein herber Schlag.

Facebooks und Alphabets Produkt sind die Daten ihrer Nutzer. Erschwerter Zugang zu diesen Daten macht das Produkt weniger wertvoll. Außer diesen Daten haben die beiden Unternehmen wenig zu bieten. Alphabet stampft eine Initiative nach der nächsten ein, die neben Werbung Umsatz generieren könnte. Zuletzt war es das Ende eines Projekts, das Internet in abgelegene Regionen bringen sollte.

Apple hat nicht nur ein Produkt, sondern gleich eine ganze Reihe. Es ist dabei nicht auf die Daten von Nutzern angewiesen. Der Erfolg ist unabhängig davon. Apple inszeniert sich als Hüter der Privatsphäre. Für Verbraucher ist das ein immer wichtigeres Thema. Mit dem Versprechen kann Apple immer mehr Nutzer in sein Ökosystem locken, welches Facebook und Alphabet behindert.


Facebook und Alphabet sind in den letzten Jahren stark gewachsen und konnten zu Apple ein klein wenig aufschließen (siehe Grafiken). Apple bleibt aber unangefochtene Nummer 1. Zudem kann Apple das Wachstum der anderen nun behindern. Da hört der Spaß auf, insbesondere bei Facebook. Die Klage, die gegen Apple vorbereitet wird, ist schon fast eine Verzweiflungstat.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Kann mich nur dem guten Artikel anschließen. Wir erleben gerade vielleicht einen Paradigmenwechsel, der an den Kern des Geschäftsmodells von Google und Facebook geht.

    Wenn Apple damit erfolgreich ist, wird es nicht lange dauern, bis andere folgen.

    13:28 Uhr, 09.02.2021
  • ps07
    ps07

    Herr Schmale, vielen Dank für Ihre gut recherchierten, lesenswerten und fachlich kompetenten Artikel! Weiter so!

    12:00 Uhr, 05.02.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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