Kommentar
07:33 Uhr, 31.03.2017

Wie alt wird dieser Bullenmarkt noch?

Der jetzige Bullenmarkt ist schon 8 Jahre alt. Das ist bereits viel, doch werden daraus noch 10, 15 oder gar 20 Jahre?

Der aktuelle Bullenmarkt wurde schon mehrfach zu Grabe getragen. Totgesagte leben allerdings manchmal länger. So kam es weder 2011 noch 2015/16 zu einer nachhaltigen Trendwende nach unten. Lange Bullenmärkte sind zwar nicht vollkommen ungewöhnlich, doch 8 Jahre haben nur die wenigsten erreicht. Schon allein aus diesem Grund vermuten Untergangspropheten den großen Crash gleich hinter der nächsten Ecke.

Das Alter eines Bullenmarktes bedeutet nicht automatisch, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Bärenmarkt steigt. Das gilt auch für einen Wirtschaftsaufschwung. Die US-Notenbank sagt dazu immer: economic expansions don`t die of old age (ein Wirtschaftsaufschwung stirbt nicht aufgrund seines Alters). Das Alter eines Wirtschaftsaufschwungs oder eines Bullenmarktes ist unerheblich für die Wahrscheinlichkeit einer Trendwende. Sie ist so gut wie immer gleich.

Wenn das Alter kein Faktor ist, was bestimmt dann den Niedergang eines Aufschwungs? Wenn es um die Wirtschaft geht, sagen viele zynisch, dass ein Aufschwung nicht wegen seines Alters zu Ende geht, sondern wegen der Notenbank. Früher oder später erhöht sie die Zinsen so weit, dass es die Wirtschaft abwürgt.

Das ist etwas vereinfacht und wird der Sache nicht gerecht. Vielmehr lässt sich vor fast jeder Rezession eine Übertreibung feststellen. Es gibt zu viel Kredit, zu hohe Inflation, zu hohe Immobilienpreise usw. Wird der Faden überspannt, dann reißt er. Die Notenbank sollte über die Geldpolitik eine solche Übertreibung verhindern, doch das ist ihr in der Vergangenheit selten gelungen.

Derzeit wird debattiert, ob wir uns schon in einer Übertreibung befinden. Die Notenbank betrachtet den Markt für Gewerbeimmobilien mit großer Skepsis. Kaum an einem anderen Ort sind die Preise so drastisch gestiegen. Andere halten den Aktienmarkt für hoffnungslos überbewertet. Wieder andere fürchten, dass die Arbeitskräfte ausgehen.

Es gibt viele Indikatoren, die man heranziehen kann, um eine Übertreibung zu identifizieren. Die Trefferquote ist jedoch nicht besonders gut. Besser ist da ein Blick auf den Arbeitsmarkt. Konkret stellte ein Citi Analyst fest, dass die Kombination aus Arbeitslosenquote und Lohnsteigerungen gute Hinweise gibt.

Die Grafik zeigt die jährlichen Lohnzuwächse, die Arbeitslosenquote, Rezessionen und den Aktienmarkt. Die Löhne steigen schneller, wenn die Arbeitslosigkeit niedrig ist. Arbeit wird knapper und Unternehmen müssen mehr Lohn zahlen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

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Immer dann, wenn die Lohnsteigerungen und die Arbeitslosenrate sehr ähnlich sind, war ein Abschwung nicht mehr fern. Steigen die Löhne über die Arbeitslosenquote, ist Feuer am Dach. Derzeit liegt die Arbeitslosigkeit bei 4,7 %. Die Löhne steigen mit weniger als 3 % pro Jahr. Da ist noch viel Spielraum.

Vor Beginn der Finanzkrise lag die Arbeitslosenrate bei 4,4 %. Die Löhne stiegen mit einer Jahresrate von 4,2 %. Beide Werte lagen sehr nah beieinander. So ähnlich war es auch zur Jahrtausendwende und Anfang der 90er Jahre. In den 70er Jahren stiegen die Löhne häufig schneller als die Arbeitslosigkeit hoch war. Bis Anfang der 80er Jahre gab es regelmäßig Rezessionen.

Nach diesem Indikator hat die Wirtschaft noch Zeit, ebenso der Bullenmarkt. Einen Bärenmarkt ohne Rezession sieht man selten. Solange die Wirtschaft läuft, läuft auch der Bullenmarkt. Korrekturen kann es freilich trotzdem jederzeit geben.

Hält der aktuelle Trend an, so dürften dem Bullenmarkt noch 2 bis 3 Jahre bleiben. Persönlich halte ich das zwar nicht für unmöglich, aber unwahrscheinlich.

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3 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ach Mensch, Herr Schmale. Das ist doch eigentlich gar kein wirklicher Bullenmarkt. Dieser Anstieg ist NUR getrieben von Aktienrueckkaeufen durch Berge von Heligeld fuer Steinreiche! Das muesste Sie doch wissen. Auffaellr, dass auch Sie sich leider in die Reihe der Schoenbeter begeben haben, der diesen wichtigen Fakt einfach ausblendet. Hat man Sie derweil bedroht oder gekauft? Wundern wuerde mich das nicht. Mich wundert gar nux mehr derweil.

    13:20 Uhr, 31.03. 2017
  • Laik
    Laik

    Ist die Lohnsteigerung in der Grafik korrigiert um das Zinsniveau oder wurde dieser Aspekt nicht berücksichtigt?

    09:19 Uhr, 31.03. 2017
  • SilverSurfer
    SilverSurfer

    Wenn Avi mit seinem EW-Count recht hat dann deckt sich Ihre fundamentale Ansicht damit wunderbar:

    https://www.elliottwavetrader.net/scharts/Charts-o...

    07:56 Uhr, 31.03. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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