Kommentar
01:00 Uhr, 21.09.2010

Wertverfall der Papier-Währungen - Daran sehen wir es

Letzte Woche bestätigte sich ein Gerücht, das auf den ersten Blick überhaupt nichts Sensationelles ist, aber doch symbolisch scheint für den Niedergang des Fiat Money-Systems. (ungedecktes Papiergeld). Die 10 EUR-Silbermünzen, die der Bund jedes Jahr herausgibt, werden ab 2011 abgewertet. Sie enthalten dann pro Münze nur noch 10g Silber statt wie bisher 16,65g. Der Bund war dazu mehr oder weniger gezwungen, da langsam aber sicher die Gefahr besteht, beim Prägen einen Verlust einzufahren – beträgt doch der reine Materialwert des Silbers schon gut 8 EUR ohne Umsatzsteuer, bei einem Ausgabepreis von 10 EUR.
Diese Entwicklung verdeutlicht eindringlicher als jeder statistische, geschönte Preisindex den Wertverfall der Papier-Währungen. Kein Wunder, dass die Bürger den Banken die 10 EUR-Münzen aus den Händen reißen – schließlich tauscht man 10 Papier-EUR gegen 10 Metall-EUR, die quasi einen kostenlosen Silberoptionsschein mit unendlicher Laufzeit beinhalten.

Ich nehme Sie kurz mit auf eine Reise ins Römische Reich. 211 v .Chr. wurde der Denar eingeführt. Eine fast reine Silbermünze mit 4,55g Gewicht. Kaiser Augustus (gest. 14 n.Chr.) reduzierte den Silberanteil auf 3,7g, Trajan auf 3,07g und Commodus bis auf 2,08g. Es ging munter so weiter, bis der Denar nur noch aus Kupfer bestand.

Sie müssen bedenken: Es gab Zeiten, da gab es nur Tauschhandel. Man fand irgendwann heraus, dass es nur begrenzt Sinn macht Milch in Wolle in Eisen in Fleisch zu tauschen. Einige der Tauschgüter erfüllten Funktionen, die sie als universelle Tauschmittel tauglich machten. Das Geld war geboren. Dass Geld aus einem Tauschgut entstanden sein muss (nämlich Gold und Silber), hat übrigens einer der größten Ökonomen aller Zeiten, Ludwig von Mises, mit seinem Regressionstheorem bewiesen. Denn einem völlig fiktiven, unhistorischen Geld können die Menschen keine Wert bzw. Tauschwert beimessen. Woher sollen Sie wissen, was 1 Einheit der ungedeckten Währung A für eine Kaufkraft hat? Gold und Silber wurden schon lange zum Tausch verwendet und waren daher nicht nur der Vorläufer des Geldes, sondern sie waren schon immer Währungen.

Heute ist die Erniedrigung des Silbergehaltes in den 10 EUR-Münzen nur eine Randnotiz im Währungssystem. Die moderne Variante davon ist die Geldmengenerhöhung, genauer die Erhöhung der Zentralbankgeldmenge. Das ist die Summe aus umlaufendem Bargeld und Guthaben der Banken bei den Zentralbanken. Es ist die Basis für die Geldschöpfung durch das Geschäftsbankensystem. Die im Laufe der Zeit dramatische Ausweitung der Geldmenge ist letztlich auch der Grund dafür, dass 10 EUR eben bald nicht mehr reichen, den bisherigen Silberanteil in einer 10 EUR-Münze beizubehalten. Ich bin gespannt, wann die nächste Abwertung folgt.

Daniel Kühn - Betafaktor.de

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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