Kommentar
17:20 Uhr, 02.06.2021

Wer Rendite sucht, findet sie nicht am Aktienmarkt

Blickt man zurück, war die Rendite von Aktien großartig. Blickt man voraus, sieht die Sache anders aus.

Das Thema Inflation beschäftigt die Börse immer noch. Inflation allein ist allerdings nicht ausschlaggebend. Bei hoher Inflation kann der Aktienmarkt genauso glänzen, wie er schlecht laufen kann. In den vergangenen 150 Jahren gab es alles. Eine der höchsten Inflationsraten wurde in den USA Ende der 1870er und Anfang der 1880er Jahre gemessen. Der Aktienmarkt lief hervorragend und die Kurse verdoppelten sich. Nach dem Ersten Weltkrieg war das anders. Der Markt lief volatil seitwärts. Die berühmte Inflation der 1970er Jahre führte ebenfalls zu unterschiedlichen Resultaten. Beim ersten großen Inflationsanstieg verlor der Markt über 40 %, beim zweiten ging es um 40 % nach oben.


Inflation allein macht offenbar keine Kurse. Es kommt auf das gesamte Umfeld an. Inflation während einer Rezession bedeutet für den Aktienmarkt etwas ganz anderes als hohe Inflation in einer Boomphase. Derzeit gibt es Inflationsängste, allerdings boomt die Wirtschaft auch und die Arbeitslosigkeit sinkt. Das Gegenteil war beim ersten Inflationsschub der 70er Jahre der Fall. Kein Wunder also, dass die Kurse damals fielen.

Es ist nicht nur das wirtschaftliche Umfeld, das bestimmend ist. Es kommt auch darauf an, wie attraktiv Aktien sind. Die Attraktivität kann man anhand der Gewinnrendite bestimmen. Ist ein Unternehmen 100 Mio. wert und verdient 10 Mio., liegt die Gewinnrendite bei 10 %. Aktuell liegt sie beim S&P 500 bei knapp über 2 %. Das ist historisch niedrig (Grafik 2).


Was die Attraktivität schlussendlich bestimmt, ist eine Mischung aus Gewinnrendite und Inflation. Zieht man die Inflationsrate von der Gewinnrendite ab, liegt der Wert derzeit tief im negativen Bereich. Wer heute 100.000 Euro in den S&P 500 investiert, kann mit einer Rendite von 2.000 rechnen (entspricht der Gewinnrendite). Nach Inflation ist die Rendite negativ. Die Ertragskraft der Unternehmen gleich nicht einmal die Inflation aus. Das ist kein guter Deal.

Wer investiert, möchte vermutlich zumindest seine Kaufkraft bewahren. Das bietet der US-Aktienmarkt derzeit nicht. Die Gewinne der Unternehmen erholen sich in diesem Jahr. Rechnet man diese Erholung mit ein, steigt die reale Rendite auf 0 %. Immerhin bleibt die Kaufkraft erhalten. Ein guter Deal ist das allerdings immer noch nicht. Aktien schwanken nun einmal und für das Risiko sollte man eigentlich eine positive Rendite erwarten können. Das wird in diesen Tagen nicht geboten.


Negative reale Gewinnrenditen oder Renditen um 0 % waren in der Vergangenheit Signale für Korrekturen oder Bärenmärkte. Wenn der Kauf von Aktien einen realen Vermögensverlust bedeutet, muss man nicht lange nachdenken, um zu erkennen, dass das keinen Sinn macht.

Bleibt der Markt so hoch bewertet wie er ist, kann man sich auf eine Verbesserung nur verlassen, wenn die Inflation bald wieder deutlich sinkt. Dann gibt es immerhin 2 % Rendite. Immer noch nicht großartig, aber immerhin positiv. Wahrscheinlicher ist, dass eine höhere Rendite durch eine Kurskorrektur erreicht wird.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Vorschläge, Herr Schmale, Tipps und Empfehlungen bitte.

    Mangel, Pessimismus und Krisen sehe und finde ich gewöhnlich selbst - dafür ist ein Bezahldienst zu teuer...

    Wo ist das Licht ????

    :-))

    20:10 Uhr, 02.06.2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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