Kommentar
21:14 Uhr, 19.08.2019

Wer hat Angst vor der Zinskurve? Aktionäre sicher nicht!

Das Thema der letzten Tage: die Inversion der US-Zinskurve. Angst muss man davor jedoch nicht haben. Im Gegenteil, es ist ein gutes Zeichen.

Alle sprechen von der negativen Signalwirkung der Zinskurve. Eine Inversion sagt immerhin zuverlässig Rezessionen voraus. Das war in den letzten Jahrzehnten immer der Fall. Erst invertiert die Kurve und innerhalb weniger Quartale kam es zu einer Rezession. Wie kann man da von einem positiven Signal sprechen?

Nun, das ist ganz einfach: die Fakten zeigen ganz eindeutig, dass es ein positives Signal für Aktien ist. Die Grafik zeigt den Verlauf des S&P 500 ein Jahr vor und ein Jahr nach der Inversion. Ein Jahr nach der Inversion stand der S&P 500 für gewöhnlich höher.


Zu der Regel gibt es auch Ausnahmen. Nach der Inversion 1980 stand der S&P 500 ein Jahr später tiefer. Es ist aber nicht so, dass es sich dabei um eine besonders schlechte Performance handelte. Der Index stand lediglich 3,2 % tiefer. Rechnet man Dividenden mit ein, ist das kaum der Rede wert.

Zwischen dem Tag der Inversion und dem Handelstag ein Jahr danach geschieht natürlich viel. Tendenziell sind die drei Monate nach der Inversion schwierig. Die Volatilität steigt an und Aktien tendieren schwächer. Eine Trendumkehr gibt es deswegen jedoch nicht.

Nur ein einziges Mal korrigierte der Index so stark, dass man von einem Bärenmarkt sprechen konnte. Das war 1981. In allen anderen Fällen wurde kaum die Korrekturmarke von -10 % erreicht. Kurz gesagt: die Aussichten für Aktien sind gar nicht so schlecht.

Die kurzfristige Panik, die Anleger erfasste, dürfte von kurzer Dauer sein. Die Inversion ist mittelfristig nicht gut. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession ist so hoch wie seit 2007 nicht mehr. Man muss aber die Zeitschiene beachten.

Invertiert die Zinskurve, dann schrecken Anleger erst einmal auf. Zwischen der Inversion und einem Rezessionsbeginn vergehen aber viele Monate bzw. Quartale, teilweise sogar mehr als zwei Jahre. Die Inversion ist kein gutes Timinginstrument.

Stattdessen wird der Markt durch Zinssenkungsfantasien getragen. Der Markt wird angeheizt. Sinkende Zinsen bei fortgeführtem Wirtschaftswachstum ist genau das, was der Aktienmarkt sehen will – und genau das gibt es vor Beginn einer Rezession.

Wegen sinkender Zinsen hoffen Anleger, dass die Rezession ausbleibt. Die Kurse steigen. Daher sind die Monate nach einer Inversion relativ gute Monate für Aktien. Erst wenn sich zeigt, dass die Rezession trotzdem kommt, verlieren auch Aktien an Wert. Das kann auch erst Mitte 2020 sein. Bis dahin gibt es keinen Grund, nicht investiert zu sein.


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10 Kommentare

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  • Takeprofit_01
    Takeprofit_01

    Ich lese Ihre Artikel fast nie weil ich kein PRO-Kunde bin. Aber hier ist doch einiges sehr selektiv herausgegriffen: Betrachtungszeitraum ein Jahr, quantitative Analyse nur in einem Fall, Zinsinversion nur stichtagsbezogen. Wenn das ein Argument für 'buy and hold' sein soll, meinetwegen. Dann kann man aber auch sagen jeder Tag ist Aktienkauftag. Interessanter wäre zu analysieren ob im Laufe von Zinsinversionen signifikante Korrekturen entstehen, und in welchem zeitlichen Abstand.

    14:24 Uhr, 20.08. 2019
  • DaPlaymaker
    DaPlaymaker

    Persönlich finde ich die Artikel und die Titelzeilen ebenfalls sehr wechselhaft und provozierend geschrieben, was auf Dauer sehr ärgern kann. Vermutlich würde ich es an jener Stelle jedoch genau so tun, um entsprechenden Click-Bait zu erzeugen.

    08:50 Uhr, 20.08. 2019
  • 1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Eine Kritik Herr Schmale: Ihre Artikel sind sehr oft interessant, aber unglaublich sprunghaft. Heute. Warum der DAX auf 40000 steigt, Morgen: Warum der DAX auf 1000 fällt. Alles sehr reißerisch und absolut keine Linie.

    22:04 Uhr, 19.08. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • wolp
    wolp

    Das hat mir gefallen, rational und sachlich. Besten Dank. Merci

    22:01 Uhr, 19.08. 2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Fazit? Ignorieren, so wie alles andere auch?

    22:01 Uhr, 19.08. 2019
  • hochdietassen
    hochdietassen

    ...sauber geschrieben... danke!

    21:41 Uhr, 19.08. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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