Kommentar
20:25 Uhr, 22.03.2017

Wer hat Angst vor den USA?

Die US-Politik kommt nicht zur Ruhe. Obwohl die Regierung noch nicht einmal steht und alle Posten auch außerhalb der Regierung besetzt sind, müssen schon wieder einige Posten geräumt werden.

Die Skandale in der Administration häufen sich. Der Top-Sicherheitsberater hatte die wohl kürzeste Amtszeit aller Zeiten. Nach nicht einmal einem Monat musste er seinen Platz wieder räumen. Er stolperte über Russland. Ähnlich könnte es noch anderen Regierungsmitgliedern gehen, wenn es so weitergeht.

Solange das so bleibt, darf man keine großen Erwartungen haben. Ohne eine einigermaßen vollständige Regierung wird es kaum zur Ankündigung und Implementierung der versprochenen Reformen kommen. Das verschafft vielen Teilen der Wirtschaft erst einmal ein wenig Luft, um sich auf mögliche Änderungen vorzubereiten.

Während die Regierung noch nicht so wirklich Nägel mit Köpfen machen kann und es an effektiven Handlungen fehlt, wird trotzdem weiter gepoltert. Inzwischen ist so viel Porzellan zerbrochen worden, dass es nicht einfach wird, die eine oder andere Beziehung zum Ausland wieder zu kitten.

Vertrauen und Freundschaften zu anderen Ländern aufzubauen, braucht viel Zeit. Das Vertrauen zu verspielen geht innerhalb von Minuten. Das trifft nicht nur auf die Politik zu. Auch die Bevölkerungen anderer Länder fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Bestes Beispiel dafür ist wohl Mexiko. Es krängt, wenn man als Volk pauschal als „bad hombres“ dargestellt wird.

Ob das Verhalten, welches dem sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen sehr nahekommt, wirklich langfristige Konsequenzen hat, kann man noch nicht eindeutig feststellen. Man kann aber durchaus sagen: Viele Länder und Bevölkerungen wurden gekrängt. Forderungen nach einem Register für Muslime und der fehlgeschlagene erste Einreisestopp für Staatsbürger aus sieben Ländern haben da nicht geholfen.

Vielleicht kann man nicht davon sprechen, dass Menschen nun Angst vor den USA haben, aber zumindest hat das Ansehen gelitten. Die USA bezeichnen sich selbst so häufig als großartigstes Land der Welt, dass sie nicht nur selbst daran glauben, sondern auch andere begonnen haben, daran zu glauben. Zweifel dürften jetzt aufkommen. Wieso aber ist das überhaupt wichtig?

Wichtig ist es, weil in den USA Millionen Arbeitsplätze daran hängen, ob andere Länder die USA als freundliches oder feindliches Land wahrnehmen. Dies gilt insbesondere im Tourismus. Der Tourismus trägt einen großen Beitrag zum Export bei. Tourismusexporte sind die Einnahmen, die ein Land durch Besucher einnimmt. Importe sind die Ausgaben der heimischen Bevölkerung im Ausland.

Grafik 1 zeigt die Exporte und Importe seit 1960. Der Tourismus ist dabei eine riesige Erfolgsgeschichte. Zwischen 1960 und 2016 stiegen die Einnahmen aus Tourismusexporten um den Faktor 190. Die Wirtschaftsleistung stieg um den Faktor 18. Der Tourismus trägt also überproportional zum Wachstum bei. Klein sind die Summen dabei nicht. Inzwischen werden deutlich mehr als 200 Mrd. eingenommen. Ausgegeben (Importe) wird deutlich weniger. In wenigen Jahren wird die Handelsbilanz aus Tourismus ein Plus von über 100 Mrd. ausweisen – wenn alles gut geht.

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Ob alles gut geht, wird sich weisen. Grafik 2 zeigt die Länder, die am meisten zu den Einnahmen beitragen. Das sind Länder, gegen die zuletzt stark gewettert wurde: China, Mexiko, Deutschland. Andere Länder bekommen mit, wie mit Partnern umgegangen wird. Das Bedürfnis, in die USA einzureisen, wird dadurch nicht gestärkt.

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Es ist noch zu früh, um Auswirkungen zu erkennen. Grafik 3 zeigt den monatlichen Verlauf der Exporte und Importe. Sie gehen bis Dezember 2016. Man wird vermutlich erst Mitte 2017 sehen können, ob die Einnahmen weniger stark wachsen oder sogar zurückgehen.

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Ein allfälliger Rückschlag wird vermutlich nicht ewig andauern. 2001, nach den Anschlägen auf das World Trade Center, und den folgenden Kriegen, litt der Tourismus stark. Er litt bis 2007. Dann kam die Krise. Seit 2010 war der Export dann fast nicht mehr zu stoppen. Das hatte möglicherweise auch mit einer sehr viel moderateren Politik zu tun. Kaum ein Präsident war im Ausland so beliebt wie Obama.

Wie dem auch sei: der aggressive Ton gegenüber dem Ausland kann dem Image schaden und den Tourismus in schwieriges Fahrwasser bringen. Da direkt und indirekt 7 Mio. Menschen in dem Sektor arbeiten, könnte eine Trendwende ca. 1 Mio. Jobs kosten.

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3 Kommentare

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  • jaja
    jaja

    in 2016 summierte sich das Handelsbilanzsaldo auf ca. -700Mrd US$ oder sogar höher ?

    Aus der ersten Grafik entnehme ich das Tourismus diese Bilanz um ca. 50Mrd US$ verringerte ... muß man erst mal haben/schaffen !

    Sollte sich die Wahrnehmung gegenüber den USA ändern, dann erwarte ich keinen Zusammenbruch des Tourismus. Ggf. wird ein geringer Teil nicht-USA Bürger sich für einen anderen Trip entscheiden. Gleichzeitig wird sich ein "gleich großer" Teil von USA Bürgern eher für einen Urlaub in den USA entscheiden, da international Anfeindungen, etc. gegen die USA zunehmen.

    Hoffen wir darauf das Trump das Porzellan kitten kann, und die medialen Anfeindungen und Vorurteile an Dominanz verlieren ... bin ich jedoch eher skeptisch, vor allem was letzteren Punkt angeht - die Demokraten hatten ja den "totalen" Kampf erklärt.

    09:07 Uhr, 23.03. 2017
  • jaja
    jaja

    Ich verweigere mich den Artikel zu lesen :-) Seit dem ich "Central Intelligence" gesehen habe ist mir alles klar = crystal clear ! Jetzt durchschaue ich jeden und Alles. Ich weiß bescheid !

    21:13 Uhr, 22.03. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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