Kommentar
18:04 Uhr, 16.07.2018

Wenn zwei sich streiten, freut sich...

... der Anleger. Denn während zwischen Medien und der US-Administration ein neuer Streit entbrennt, können Anleger gelassen zuschauen und abkassieren.

Seit etwas über einem halben Jahr ist die Steuersenkung in den USA nun in Kraft. Einige Medien ziehen ein erstes Fazit und sagen, dass das alles nichts gebracht hat. Die Regierung hingegen spricht von einer neuen Ära und großen, greifbaren Erfolgen.

Die Auswirkungen der Steuerreform sind definitiv spürbar. Kaum etwas zeigt das so gut, wie die Summe an Dividenden, die Auslandstöchter an die Muttergesellschaft in den USA überweisen (Grafik 1). Bisher horteten US-Unternehmen Cash im Ausland, um es in den USA nicht versteuern zu müssen.

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2005 gab es eine einmalige Steuersenkung für die Repatriierung von Gewinnen. Die Dividenden sprangen entsprechend nach oben. Die Rückführung von Geld aus dem Ausland in die USA im ersten Quartal 2018 stellt das deutlich in den Schatten.

Die Regierung ist deswegen der Meinung, dass ihr Plan funktioniert. Er wirkt genauso, wie er wirken sollte: Unternehmen bringen ihr Geld nach Hause. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Unternehmen sollten das Geld nach Hause bringen, um es zu investieren. Hier sehen sich nun die Kritiker im Recht.

Wie Grafik 2 zeigt, ist von einem Investitionsboom nichts zu sehen. Investitionen stehen kaum höher als 1999 oder 2006 und sogar niedriger als 2014. Dafür werden rekordhohe Summen gespart, also nicht für z.B. Investitionen ausgegeben.

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Weder Grafik 1 noch Grafik 2 sind für irgendetwas ein Beweis. Investitionen brauchen Zeit. Sie können also noch kommen – oder auch nicht. Ich gehe davon aus, dass langfristig etwas mehr in den USA investiert wird. Die Betonung liegt auf „etwas mehr“. Dass das Land plötzlich mit neuen Fabriken zugepflastert wird, halte ich für so gut wie ausgeschlossen.

Die Steuerreform wird einen positiven Effekt haben, wohl aber weniger ausgeprägt als von der Regierung behauptet, jedoch mehr als von Kritikern befürchtet. Die wirklichen Profiteure sind aller Wahrscheinlichkeit nach Anleger. Die Firmen bringen ihr Geld nicht nur zum Spaß zurück in die USA. Sie werden damit etwas anfangen, auch wenn sie nicht gerade eine Investitionsflut auslösen.

Stattdessen wird das Geld an Aktionäre weitergereicht. Im ersten Quartal 2018 wurden bereits 190 Mrd. USD in Aktienrückkäufe gesteckt. So viel wurde noch nie zurückgekauft und es ist erst das erste Quartal nach der Steuersenkung! Bis Jahresende werden die Rückkäufe aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens 800 Mrd. USD betragen. Es würde den bisherigen Rekord um 40 % schlagen.

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Ganz nebenbei werden die Dividenden erhöht. Noch nie wurde so viel an Dividenden ausbezahlt wie in Q1 2018. Der Trend wird so weitergehen. Durch die Steuerreform können insgesamt an die 1,5 Billionen USD zusätzlich ausgeschüttet werden. Im vergangenen Jahr schütteten Unternehmen ca. 900 Mrd. USD aus (Dividenden und Aktienrückkäufe). Firmen werden die 1,5 Billionen nicht gleich in 2018 komplett verpulvern, sondern die Ausschüttungen insgesamt um 300-400 Mrd. USD steigern.

Danach bleibt noch viel Geld für die nächsten Jahre oder schwerere Zeiten übrig. Ob mittelfristig nun in den USA wirklich viel mehr investiert wird oder nicht – Anlegern kann das egal sein. Sie bekommen in jedem Fall mehr.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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