Kommentar
08:54 Uhr, 09.12.2014

Wenn Unternehmen nur wollten, wäre die Wirtschaftskrise in der EU beendet

EU-Kommissionspräsident Juncker will Investitionen von 300 Mrd. EUR anschieben. Dabei liegt ein starker Multiplikator für Wirtschaftswachstum auf Eis: Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen.

Der neue EU-Kommissionspräsident Juncker will Investitionen von 300 Mrd. EUR anschieben. Das ist eine gewaltige Summe und könnte die äußerst zähe Erholung anschieben. Ob der Plan aufgeht ist fraglich. Die Investitionssumme soll vor allem aus privater Hand kommen und die hält sich stark zurück. Bestes Beispiel dafür sind die Ausgaben von Unternehmen über die letzten Jahre. Die Investitionsausgaben sind rückläufig – und das nicht zu knapp. Die sog. Capital Expenditure (CAPEX) von Unternehmen sind seit ihrem Maximum vor 4 Jahren um 23% zurückgegangen.

Capex sind Investitionskosten. Dazu zählt alles, was Unternehmen ausgeben, um neue Vermögenswerte zu erwerben, zu erhalten oder zu verbessern. Ein gewisses Minimum müssen Unternehmen ausgeben, damit sie weiterhin produzieren können. Maschinen halten nicht ewig. Sie müssen erhalten und regelmäßig ersetzt werden. Diesbezüglich haben Unternehmen keine Wahl als gewisse Ausgaben aufrecht zu erhalten. Sie haben aber die Wahl, wenn es darum geht neue Gebäude anzuschaffen oder ihre Produktion komplett zu modernisieren. Die Wahl fällt momentan eindeutig aus. Es wird lieber nicht investiert. Im Gegenteil, Investitionen sind nach wie vor rückläufig.

Das Investitionsniveau ist wieder dort, wo es Anfang des Jahrtausends war. Das ist kein gutes Zeichen. Es ist vor allem Ausdruck dafür, dass Unternehmen mit geringer Zuversicht in die Zukunft blicken. Es wird nur investiert, wenn die Überzeugung vorhanden ist, dass sich die Investitionen irgendwann auch auszahlen. Das ist derzeit nicht der Fall.

Dass die mangelnde Investitionsbereitschaft ein Problem ist, wurde immerhin von der Politik erkannt. Ändern kann sie es wohl kaum. Sie können Unternehmen nur schwerlich zwingen ihr Cash in wenig aussichtsreiche Projekte zu stecken. Dabei wären die Investitionen tatsächlich der Schlüssel zu einem stabilen Aufschwung. 100 Mrd. Investitionen mehr im Jahr bewegt viel. Wie hoch der positive Effekt sein wird weiß keiner so genau. Fest steht aber, dass Investitionen über die Zeit einen Multiplikatoreffekt haben. Werden 100 Mio. investiert, dann hat das über mehrere Jahre einen Gesamteffekt von mehr als 100 Mio. Das liegt daran, dass für 100 Mio. Arbeitsplätze geschaffen und Güter gekauft werden. Durch mehr Arbeit kann auch mehr konsumiert werden, es fallen zusätzliche Steuern an, die ebenfalls ausgegeben werden könnten usw. Es wird davon ausgegangen, dass der Multiplikator irgendwo im Bereich 2 bis 3 liegt.

Würden also tatsächlich 500 Mrd. investiert, dann würde das einen Gesamteffekt von knapp 1,5 Billionen Euro über einen Zeitraum von mehreren Jahren haben. Das Wachstum wäre dann wahrscheinlich 0,5% höher als derzeit. Das würde sehr viel bringen und vielen Ländern aus der Rezession helfen. Dazu müssen die Investitionen aber erst einmal getätigt werden und danach sieht es momentan noch nicht aus.

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1 Kommentar

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  • wuwei
    wuwei

    wenn die Politiker ernshaft gewollt hätten, gabe es keine Krise.:-)​

    16:48 Uhr, 09.12. 2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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