Kommentar
15:10 Uhr, 16.10.2017

Wenn alle Bären zu Bullen werden

Inzwischen ist weit und breit kein Bär mehr zu sehen. Selbst die hartgesottensten Pessimisten sind inzwischen long.

Der Wahnsinn erreicht eine neue Dimension. Das steht seit vergangener Woche fest. Untermauert wird dies durch die wöchentliche Umfrage der National Association of Active Investment Managers (NAAIM). Hier wird wöchentlich erhoben, wie aktive Investmentmanager investieren und welche Anpassungen sie in den Depots der Kunden vorgenommen haben.

Der Index ist relativ einfach konstruiert. Manager können aus fünf Kategorien auswählen, die beschreiben, wie sie investiert sind. Positive Werte bedeuten, dass die Investmentmanager long sind. Sind sie voll investiert, entspricht dies einem Wert von 100. Sind sie gehebelt long, entspricht dies einem Wert von 200.

Das gleiche gilt auf der Shortseite. -200 bedeutet, dass gehebelt leerverkauft wird. Ein Wert von 0 heißt, dass gar nicht investiert wird, sondern das Anlagevermögen in Cash gehalten wird.

Interessant ist die Shortseite. Die Longseite ist derzeit von geringem Interesse. Wer einen bullischen Bias hat, ist investiert, insbesondere, wenn der Markt rund läuft. Das tut er im Moment. Es verwundert daher nicht, dass die Bullen nicht nur einfach long sind, sondern gleich auch gehebelt unterwegs sind.

Die Bären unter den Investmentmanagern sind in dieser Marktphase von größerem Interesse. Sie haben sich nämlich vom Bullenmarkt weichklopfen lassen. Im Durchschnitt sind die Investmentmanager, die einen bärischen Bias haben, nun long – und zwar mit einem Wert von 100. Sie sind also im Durchschnitt voll investiert.

Einige von diesen Managern sind sicherlich noch short. Dafür sind andere gehebelt long. Im Durchschnitt ergibt sich also eine Longposition, die einer Investitionsquote von 100 % entspricht (siehe Grafik). Das gab es noch nie. Der Index existiert erst seit 11 Jahren. Insofern kann man leider nicht sagen wie es z.B. zur Jahrhundertwende aussah.

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Ein solcher Vergleich wäre sehr interessant, ist aber nicht notwendig, um zu erkennen wie außergewöhnlich die Lage ist. Wenn selbst die Bären bullisch werden, wird es kritisch. Es ist ein Hinweis darauf wie viel Optimismus im Markt ist. Es wirft auch die Frage auf: Wenn alle investiert sind, wer soll dann noch kaufen?

Ein Bullenmarkt nährt sich jahrelang durch die Erwartung von Anlegern, dass die Kurse weiter steigen werden. Sie sind bereit einen immer höheren Preis für das gleiche Asset zu zahlen. Wie lange diese Erwartungen einen Markt nähren können, sehen wir gerade. Der Bullenmarkt geht in den USA in sein neuntes Jahr.

In der letzten Phase eines Bullenmarktes kommt es für gewöhnlich noch einmal zu einer Beschleunigung des Preisanstiegs, weil neues Geld in den Markt fließt. Das ist Geld von Anlegern, die bisher einfach nicht investiert waren oder von Bären, die von short auf long schalten. Genau das scheinen wird aktuell zu sehen.

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15 Kommentare

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  • thomas84
    thomas84

    Nikkei wird massiv einbrechen, wer hier nicht shortet selber Schuld :-?!

    12:51 Uhr, 17.10.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Gast1
    Gast1

    Danke für den Artikel Hr. Schmale. Bin ja ganz ihrer Meinung , aber zuviel an aus der Luft geschöpften Geldes (global) erzeugt nunmal solche Irrationalitäten ;-)

    08:50 Uhr, 17.10.2017
  • CKT7985
    CKT7985

    Ach Herr Schmale...Als Lastenesel, als Arbeitstier der Redaktion bzw. des Unternehmens und als chronischer Pessimist und Bär werden Sie irgendwann richtig liegen mit Ihren Projektionen und Prognosen. Bisher lagen Sie stets falsch. Bis dahin heißt es für den Crashpropheten weiter bunte Bildchen malen :-)

    17:37 Uhr, 16.10.2017
  • peterschirl
    peterschirl

    Dann werd ich ab Heute zum Bär

    17:00 Uhr, 16.10.2017
  • netzadler
    netzadler

    also Long Bürgerkrieg is ne sichere Sache -Ironie off-

    16:47 Uhr, 16.10.2017
  • 2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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