Welcher Aktienmarkt-Sektor profitiert von der neuen US-Geopolitik?
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Nach knapp einem halben Jahr im Amt wird klar, was die neue Administration will. Das Spektrum an Gebieten, auf denen sie vorankommen wollen, ist dabei beachtlich. Von Einwanderung über Klimawandel, Wirtschaft, Infrastruktur, Sozialreform bis hin zur NATO scheint alles im Fokus zu stehen.
Vielleicht wirkt die neue Regierung auch nur so dynamisch, weil die Vorgängerregierung praktisch nichts vollbracht hat. Was auch immer der Grund, ein Aspekt wird unterschätzt. Unter Trump gab es Forderungen nach höheren Militärausgaben der NATO-Partner. Geschehen ist wenig.
Biden lässt bei der Forderung nicht locker. Wichtiger als die Forderung nach höheren Militärausgaben ist aber etwas ganz anderes. Eine seriöse Regierung begibt sich auf die Suche nach Verbündeten, um China und Russland einzudämmen. China ist immer wichtiger geworden und Verdrängen kann man China nicht mehr. Eindämmen geht. Dafür braucht es jedoch eine Allianz.
Biden hat das im Gegensatz zu seinem Vorgänger verstanden. Vergleichsweise geschickt werden die Fehltritte Chinas und Russlands auf internationaler Bühne breitgetreten. Plötzlich sind viele andere Regierungen nicht mehr stille Zuschauer, sondern empfinden beide Länder ebenfalls als kritisch.
Dadurch entsteht ein neuer Graben. Diesmal ist es nicht der Westen gegen die Sowjetunion, sondern der Westen gegen Russland und vor allem China. Zu den Grenzen, die abzustecken sind, gehören auch militärische. China wird immer forscher, sei es bei dem Versuch die Grenze zu Indien zu verschieben, Hong Kong zu zermürben oder Taiwan einzugliedern.
Auch wenn die US-Regierung von Kooperation in Bereichen wie Klimawandel und Konkurrenz in Bereichen wie Technologie spricht, am Ende läuft es auf eine Welt hinaus, in der es zwei Blöcke gibt. Das erinnert an den Kalten Krieg.
Das Ende des Kalten Krieges führte dazu, dass die Militärausgaben global viele Jahre stagnierten (Grafik 1). 2002 endete die Stagnation. Der Krieg gegen den Terror war hierfür ausschlaggebend. Nach der Finanzkrise wurde gespart, auch in den USA. Das Verteidigungsbudget fiel mehrere Jahre lang.
Derzeit steigen die Ausgaben wieder. Dies gilt nicht nur für den Dollarbetrag, sondern auch relativ zur Wirtschaftsleistung (Grafik 2). Es scheint sich global ein Boden zu bilden. Die Ausgaben dürften vom aktuellen Niveau aus tendenziell steigen und nicht fallen. Je klarer die Grenze zu Russland und China gezogen wird, desto wahrscheinlicher sind weiter steigende Ausgaben.
Am Ende profitiert der Rüstungssektor. Es ist ein Sektor, der schon immer im Vergleich zum breiten Markt eine gute Performance zeigte (Grafik 3). Die Welt kann anscheinend nicht ohne Kriegsmaterial existieren. In den kommenden Jahren wird dies relevanter sein als in den vergangenen 30 Jahren.
Es gibt bei den entsprechenden Aktien auch Risiken. Rüstungskonzerne dürften früher oder später aus vielen Depots verbannt werden. Es wird nicht nur grün investiert, sondern auch darauf geachtet, dass nicht in Rüstungs-, Tabak- oder andere Konzerne investiert wird. Das kann trotz fundamentalen Rückenwinds die Performance beeinträchtigen, durchaus nicht zu Unrecht. Persönlich habe ich nicht vor, Aktien von Rüstungskonzernen zu erwerben.
Clemens Schmale
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