Kommentar
15:40 Uhr, 01.07.2021

Welche Sektoren werden unter der Normalisierung der Wirtschaft leiden?

Während den Lockdown Phasen gab es Gewinner und Verlierer. Das gleiche gilt für die Welt nach der Pandemie. Die Gewinner der Krise sind jedoch nicht automatisch die neuen Verlierer. Das sind andere.

Die Krisengewinner und Verlierer sind schnell benannt. Über ein Jahr lang war das Homeoffice nicht mehr wegzudenken. Wer konnte, musste phasenweise sogar von zu Hause arbeiten. Das hatte Folgen. Unternehmen mussten schnell ihre Prozesse umstellen. Statt physischer Meetings gab es Videokonferenzen. Firmen wie Zoom haben davon profitiert, aber auch Cloud-Anbieter wie Amazon oder Microsoft. Neue Laptops, Bildschirme usw. wurden angeschafft. Das war noch lange nicht alles. Wer viel Zeit zu Hause verbringt, hat auch Zeit über Veränderungen nachzudenken. Viele Haushalte begannen sich neu einzurichten und zu renovieren. Wer einen Garten hatte, dessen Beete waren nie so schön…Die Gewinner der Krise waren Technologieunternehmen und Firmen, die Güter produzieren und verkaufen. Der Einzelhandelsumsatz für Güter stieg in den USA von 440 Mrd. vor der Krise auf zeitweise fast 600 Mrd. Dienstleistungen waren hingegen kaum gefragt. Beispielhaft sind dafür Restaurants und Bars dargestellt. Der Umsatz fiel dramatisch und hat erst jetzt wieder das Vorkrisenniveau erreicht...


Inzwischen ist die Wirtschaft in den USA größtenteils geöffnet. Damit wird auch klar, welchen Trend Anleger erwarten müssen. Der Güterkonsum geht zurück, jener von Dienstleistungen wächst. Alles, was mit Haus und Garten zu tun hat, ist momentan wenig gefragt. Allein im Mai, einer sonst starken Saison, ging der Konsum um 6 % gegenüber April zurück (Grafik 2).

Egal, um welche Güterkategorie es sich handelt, der Konsum ist rückläufig. Der Rückgang wird dabei durch Preisanstiege teils verdeckt. Wegen Güterknappheit sind etwa die Preise von Gebrauchtwagen innerhalb eines Monats um 10 % angesprungen. Sinkt der Umsatz trotz starker Preisanstiege, kann man sich vorstellen, wie dramatisch die abgesetzte Menge zurückgeht.

Der Trend, den Anleger nun berücksichtigen müssen, ist eine Abkehr vom Güterkonsum hin zum Dienstleistungskonsum (Grafik 3). Was aber bedeutet das konkret? Sind Aktien von Güterproduzenten dadurch zu vermeiden?


Als Anleger sollte man zwischen Produzenten und Verkäufern von Gütern unterscheiden. Unternehmen, die Güter einfach nur verkaufen, haben schwere Zeiten vor sich. Der Konsum wird zurückgehen. Anstatt zweistellig zu wachsen, kommen mehrere harte Quartale auf Anleger zu. Einige Firmen werden deutlich schrumpfen.

Bei den Produzenten verhält es sich anders. Die Lager sind nämlich leer (Grafik 4). Seit Beginn der Datenreihe waren die Lager noch nie so leer wie jetzt. Die Nachfrage nach Gütern war so groß, dass Produzenten gar nicht mehr nachkamen. Dass Konsumenten nicht länger auf Waren warten musste, lag am hohen Lagerbestand. Dieser ist nun verschwunden und muss wieder aufgebaut werden.


Die Auftragsbücher der Produzenten sind entsprechend gut gefüllt. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Güterkonsum nun zurückgeht. Die Verkäufer von Gütern hingegen werden tendenziell schrumpfen. Zusammengefasst: Güterproduzenten werden weiter gefragt sein, Verkäufer nicht. Die anderen Gewinner (Technologie) sind nicht unbedingt Verlierer. Sie dürften nach einer Underperformance in den letzten Monaten wieder ähnlich wie der Gesamtmarkt performen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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