Kommentar
10:20 Uhr, 12.06.2024

Welche ist die beste Kreuzfahrt-Aktie?

Erwähnte Instrumente

In weiten Teilen Deutschlands hält das regnerische Wetter an, doch die Reisezeit steht kurz bevor und viele Urlauber sehnen sich nach Sonne und Entspannung. Die Kreuzfahrtbranche bietet hierfür eine verlockende Alternative zum herkömmlichen Pauschalurlaub, insbesondere durch die Angebote der führenden Unternehmen Royal Caribbean Cruises, Carnival Corporation und Norwegian Cruise Line.

Diese Unternehmen locken mit abwechslungsreichen Reisezielen, vielfältigen Bordaktivitäten und erstklassigem Service. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die aktuellen Entwicklungen und Strategien dieser drei großen Player der Kreuzfahrtindustrie und beleuchten, wie sie sich im Wettbewerb behaupten. Welches Unternehmen ist am besten aufgestellt und was sind Risiken für die gesamte Branche?

Geschäftsmodell und Marken

Quelle: statista

Immer mehr Menschen machen Kreuzfahrten. Corona stellte zwar eine Zäsur dar, doch 2023 ist die Kreuzfahrt-Touristik wieder auf Rekordhoch. Das Geschäftsmodell der Kreuzfahrtunternehmen basiert auf einem umfassenden Angebot, das weit über die eigentliche Schiffsreise hinausgeht. Diese Unternehmen betreiben schwimmende Resorts, die ihren Gästen ein Rundum-Erlebnis bieten – von luxuriösen Unterkünften über vielfältige Freizeitaktivitäten bis hin zu erstklassiger Gastronomie.

Royal Caribbean Group

Royal Caribbean International ist bekannt für seine innovativen und modernen Schiffe. Unter seinem Dach vereint das Unternehmen mehrere Marken:

  • Royal Caribbean International
  • Celebrity Cruises
  • Silversea Cruises
  • Azamara

Diese Marken bieten sowohl luxuriöse als auch abenteuerorientierte Reisen an.

Carnival Corporation

Carnival Corporation ist das größte Kreuzfahrtunternehmen der Welt und verfügt über ein vielfältiges Portfolio. Zu den Marken gehören:

  • Carnival Cruise Line
  • Princess Cruises
  • Holland America Line
  • Costa Cruises
  • AIDA Cruises
  • P&O Cruises (UK)
  • P&O Cruises (Australia)
  • Cunard Line
  • Seabourn Cruise Line

Jede dieser Marken bedient unterschiedliche Marktsegmente, von familienfreundlichen Angeboten bis hin zu luxuriösen Reisen.

Norwegian Cruise Line Holdings

Norwegian Cruise Line (NCL) ist für seine Freestyle Cruising-Philosophie bekannt. Das Unternehmen umfasst die folgenden Marken:

  • Norwegian Cruise Line
  • Oceania Cruises
  • Regent Seven Seas Cruises

Diese Marken decken sowohl das Premium, als auch das Luxussegment ab und bieten eine breite Palette an Dining-Optionen und Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord.

Durch die gezielte Ansprache verschiedener Zielgruppen mit ihren jeweiligen Markenstrategien können diese Unternehmen im globalen Wettbewerb bestehen. Dabei sind Royal Caribbean und insbesondere Carnival besonders diversifiert aufgestellt und decken jedes Segment mit einer breiten Kundenbasis ab. Sie investieren kontinuierlich in neue Schiffe und Technologien, um das Reiseerlebnis zu verbessern und neue Märkte zu erschließen, was die Kreuzfahrtbranche zu einem dynamischen und wachsenden Wirtschaftssektor macht.

Fundamentalanalyse

Royal Caribbean (RCL) Carnival Corp.
(CCL)
Norwegian Cruises
(NCLH)
Börsenwert 40,02 Mrd. USD 20,78 Mrd. USD 7,53 Mrd. USD
Hauptsitz Miami Miami Miami
Gründungsjahr 1968 1972 1966

Leistungskennzahlen

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von Royal Caribbean | Quelle: Royal Caribbean IR
Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von Carniva Corporation | Quelle: Carnival IR
Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von Norwegian Cruise Line | Quelle: Norwegian Cruise Line IR

Alle drei Unternehmen hat die Corona-Pandemie voll erwischt und es mussten massive Verluste ausgehalten werden. Der Umsatz brach teilweise um 90 % ein und vor allem Norwegian Cruise Line musste eine Nettomarge von -695 % verkraften. Carnival Corporation ist auch 2023 unterm Strich noch nicht im Plus.

Auch wenn mittlerweile der Umsatz wieder auf Vorkrisenniveau ist und auch die Nachfrage nach Kreuzfahrten ungebrochen bleibt, müssen alle drei Unternehmen noch mit den Spätfolgen der Krise kämpfen, was sich auch in der Bilanz niederschlägt.

Solvenzanalyse

Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital (Debt To Equity ratio) und Nettoverschuldung | Quelle: IR

Seit 2017 ist die Schuldenlast von allen drei Unternehmen quasi kontinuierlich angestiegen und erreicht mittlerweile schwindelerregende Höhen. Carnival Corp. und Royal Caribbean sind zwar anhand des Verhältnisses von Fremdkapital zu Eigenkapital gleichauf, allerdings hat Carnival unterm Strich die höchste Nettoverschuldung zu verzeichnen.

Dabei muss die Carnival Corp. auch noch den höchsten Zinssatz (zwischen 6 und 7 %) zahlen. 2023 hatte das Unternehmen eine Zinslast von 2,11 Mrd. USD zu stemmen.

Auch bei Norwegian Cruises sieht es nicht viel besser aus. 2022 lag das Eigenkapital nur noch bei 68,59 Mio. USD. Zum Vergleich: 2019, also vor Corona lag das Eigenkapital des Unternehmens bei 6,5 Mrd. USD, also fast 100x so viel. Aufgrund dessen lag auch das Debt To Equity Ratio 2022 bei über 200 und 2023 immer noch bei fast 50.

Wie schlagen sich diese Schuldenprobleme in den Bewertungen nieder?

Bewertungskennzahlen

Royal Caribbean Carnival Corp. Norwegian Cruises
KGV 20,26 64,98 27,25
KUV 2,95 0,94 0,86
KBV 7,72 3,17 21,08
Quelle: stock3

Da die Unternehmen sich noch von den Folgen der Corona Pandemie erholen und unter diesen schwierigen Faktoren auch der Nettogewinn zu leiden hat, ist das KGV leider nicht sehr aussagekräftig. Dagegen fällt beim KUV auf, dass Royal Caribbean deutlich teurer bewertet ist, als die Konkurrenz. Das Unternehmen konnte sich schneller erholen als Carnival oder Norwegian Cruises. Beim KBV fällt vor allem Norwegian Cruises mit einer enorm hohen Bewertung aus dem Raster. Das liegt vor allem an der noch immer kritisch niedrigen Eigenkapitalquote des Unternehmens, was in einem geringen Buchwert resultiert.

Doch wie spiegeln sich die Bewertungen, also die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer im Chart wider?

Chart

Quelle: stock3

Nachdem Anfang 2020 die potentiellen Auswirkungen von Corona absehbar wurde, kam es bei allen drei Aktien zu heftigen Abverkäufen von teilweise bis zu 90 % innerhalb weniger Wochen. Aufgrund der allgemeinen Marktschwäche 2022 blieben alle drei Aktien auch noch bis Ende 2022 auf sehr niedrigem Niveau.

Doch seit 2023 konnte sich die Aktie von Royal Caribbean von der Konkurrenz absetzen und eine sehr starke Rallye hinlegen. Carnival und Norwegian Cruises zeigen hingegen beide weiterhin eher Schwäche, während sich die Aktie von Royal Caribbean wieder auf Allzeithoch befindet. Bietet sich bei dieser Stärke aktuell noch ein Einstieg an?

Chart von Royal Caribbean | Quelle: stock3

Bei Royal Caribbean ist der Big Picture Break-Out über das Vor-Corona-Hoch bei ca 135 USD gelungen. Ein sehr schönes Trading Szenario wäre jetzt ein Rücklauf auf diese Zone und dann eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Nach einem Einstieg sollte der Stop Loss knapp unter das letzte Tief bei ca. 125 USD gesetzt und anschließend möglichst auf Einstand nachgezogen werden.

Diesen Trade kannst du mit einem Open End Turbo (WKN: HG9JEA) der HSBC umsetzen. Das Derivat hat eine Knock-Out Schwelle bei 78,90 USD, woraus ein Hebel von aktuell 2,04x resultiert.

Chart von Carnival Corporation | Quelle: stock3

Die Carnival Corporation bietet sich dagegen eher als antizyklischer Einstieg an. Die Bodenbildung seit 2020 dauert weiter an, aber über dem Widerstand bei knapp unter 20 USD hellt sich das Chartbild auf und es würde sich ein Einstiegsszenario ergeben. Sollte ein Aufwärtstrend etabliert werden, wäre das erste Ziel das markante Hoch bei 31,50 USD.

Die Aktie sollte auf keinen Fall unter das letzte Tief bei ca 6,15 USD rutschen, da sich sonst das Chartbild stark eintrüben würde. Für diesen Trade bietet sich ein Knock-Out Derivat der DZ Bank (WKN: DJ6CYL) an. Das Zertifikat hat einen Hebel von 2,31x und eine Knock-Out Schwelle von 9,40 USD.

Fazit

Die Kreuzfahrtindustrie hat sich nach der Corona-Pandemie stark erholt und ist 2023 wieder auf Rekordniveau. Dennoch bleiben die Nachwirkungen, vor allem die hohe Schuldenlast, weiterhin bestehen. Royal Caribbean, Carnival Corporation und Norwegian Cruise Line Holdings zeigen unterschiedliche Stärken: Royal Caribbean überzeugt durch innovative Schiffe und schnelle Erholung, Carnival bietet eine breite Markenpalette, kämpft jedoch mit hohen Schulden, und Norwegian Cruise Line ist für seine flexiblen und spannenden Kreuzfahrterlebnisse bekannt, leidet aber finanziell unter einer niedrigen Eigenkapitalquote.

Trotz des Wachstums bleiben erhebliche Risiken bestehen. Strenge Umweltauflagen wegen der hohen Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe könnten die Betriebskosten erhöhen. Zudem stellt die hohe Verschuldung aller drei Unternehmen eine finanzielle Herausforderung dar, insbesondere angesichts möglicher zukünftiger Krisen. Langfristiger Erfolg erfordert daher Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an diese externen Herausforderungen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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