Weiter Bodenbildung in der Parität EUR-USD - Geithner auf Paulsons Spuren?
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Der Euro eröffnet heute bei 1.2945, nachdem in den letzten 24 Stunden in einer Bandbreite zwischen 1.2909 bis 1.3081 gehandelt wurde. Damit wird das von uns favorisierte Szenario einer Bodenbildung bestätigt.
Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 88.65. Die Verbalinterventionen als auch möglicherweise verdeckte Interventionen seitens der BoJ wirken sich für den USD stabilisierend aus.
"Carry-Trades" haben Boden abgegeben. EUR-JPY notiert bei 114.75, während EUR-CHF bei 1.4975 oszilliert. Offensichtlich spielt die Korrelation mit den Aktienmärkten hier eine Rolle. Der zukünftige US-Finanzminister Geithner agiert aktuell öffentlichkeitswirksam. Seine gestrige Einlassung zum USD verdient Aufmerksamkeit.
Herr Geithner wiederholte die von Hank Paulson und seinen Vorgängern stereotyp wiederholte Worthülse, dass ein fester USD im Interesse der USA sei. Wir nehmen diese Einlassung zur Kenntnis und erlauben uns einen "Reality-Check. Der USD sank gerade in der Phase der stereotypen Wiederholung durch diverse US-Finanzminister von 0,82 bis auf 1,60 (EUR-USD). Wegen der Politik des festen USD fordern die USA seit geraumer Zeit ja auch die Abwertung des USD gegenüber dem Renminbi (Ironie!).
Diesbezüglich ließ Geithner verlauten, dass Präsident Obama der Überzeugung ist, dass China seine Währung manipuliert. Das mag so sein. Dieser Vorwurf wirft jedoch weitere Fragen auf.
Manipuliert Bernanke vielleicht den US-Rentenmarkt, zumindest redet er davon (mehr als 50% der US-Treasuries liegen in ausländischen Händen).
Manipuliert die Working Group on Financial Markets bisweilen am US-Aktienmarkt oder vielleicht sogar am internationalen Goldmarkt?
Sind die Maßnahmen der Stabilisierung und Subventionierung des gesamten Finanzsystems in der westlichen Hemisphäre nicht auch eine Form der Manipulation?
Ist die Tatenlosigkeit der SEC, zum Beispiel das Nichtahnden von "Naked Short Selling" nicht auch eine Manipulation?
Gerade im jetzigen Umfeld, in dem freie Märkte oder ein von schiefen Ebenen freier ordnungspolitischer Rahmen zu weitesten Teilen nur noch in der Phantasie existieren, sind derartige Anwürfe öffentlichkeitswirksam durchaus ein zweischneidiges Schwert. Geithner und Obama bewegen sich hier auf einem Weg, der die Beschreibung "Slippery Slope" wahrlich verdient.
Wer wirklich in diesem Thema vorankommen will, agiert weniger öffentlichkeitswirksam, sondern wählt den Weg der bilateralen Verhandlungen, um jedweden Gesichtsverlust der Beteiligten im Vorwege auszuschließen.
Darüber hinaus ist es bekannt, dass China gerne kopiert. Ist die Währungspolitik Chinas unter Umständen nur eine Kopie der Interventionsansätze der USA? (Copyright: Susanne Lahmann …) Es drängt sich der Eindruck auf, dass Geithner auf den ausgetretenen Pfaden seiner Vorgänger wandelt. Schade!
Die Wirtschaftsdaten sowohl aus der Eurozone als auch den USA waren gestern einmal mehr geeignet, jedweden Konjunkturoptimismus nachhaltig zu eliminieren:
Der Auftragseingang der Eurozone sank per November im Monatsvergleich um 4,5%. Dank der Revision des Vormonatswerts von -4,7% auf -5,7% kam es im Jahresvergleich zu einem Kollaps um -26,2%. Die Prognose war bei -18,8% nach zuvor -15,1% angesiedelt.
Die US-Neubaubeginne per Dezember lieferten einen unerwarteten Kollaps in der Größenordnung von -15,5% im Monatsvergleich und -45% im Jahresvergleich von revidiert 651.000 auf 550.000 Objekte in der annualisierten Darstellung. Bei den Baugenehmigungen ergab sich ein ähnliches Bild. Hier kam es zu einem Einbruch von zuvor 615.000 auf 549.000. Die Neubaubeginne bewegen sich damit auf einem neuen historischen Tiefstwert seit dem 2. WK. Dieser Sektor der US-Wirtschaft befindet sich in einer depressiven Verfassung.
Die Arbeitslosenerstanträge nahmen in der Berichtswoche per 17. Januar unerwartet stark von revidiert 527.000 auf 589.000 zu. diese Daten implizieren eindringlich eine Verschlechterung der Situation am US-Arbeitsmarkt.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass zunächst noch eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.3100 - 30 dreht den Bias auf "Positiv".
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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