Kommentar
13:30 Uhr, 11.06.2008

We don’t like Mondays

Montage haben es manchmal in sich, speziell an der Börse und ganz besonders zu Zeiten der Subprimekrise. Da braucht man gar nicht weit in die Vergangenheit zu blicken. Erst der Kurssturz am 21. Januar dieses Jahres ausgelöst durch einen Trader der französischen Société Générale, dann im März der Bear-Stearns-Montag und vielleicht schon bald der schwarze Lehman-Monday? Wer weiß das schon, ausschließen möchte man ja inzwischen kaum mehr etwas, speziell im Umfeld der Finanzhäuser. Warum sollte der Kelch also nicht noch weiter die Runde machen. Die Folgen dieser Ereignisse waren ganz besonders am Zertifikatemarkt zu spüren, wo das Emittentenrisiko, früher kaum als ein solches erkannt, plötzlich immer stärker ins Blickfeld rückte und so mancher Besitzer eines zu 100 Prozent sicher geglaubten Bear-Stearns Garantie-Zertifikates plötzlich auf dicken Verlusten saß, obwohl der Basiswert gleichzeitig nur den Weg nach oben kannte. Für viele Anleger entsprach das einer Art verkehrter Welt, auch wenn von Bankenseite nur ganz lapidar auf die Belastung der Anleihekomponente aufgrund der sprunghaft gestiegenen Credit-Spreads hingewiesen wurde.

Was ist also zu tun, selbst wenn man sich auf einen Kapitalschutz nicht mehr verlassen kann? Richtig man sollte auch dem Emittenten sprich Schuldner eines Papiers erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Warum dann nicht gleich ein ganzes Bundesland mit ins Boot holen, so wie bei dem neuen vollständig kapitalgarantierten Twin-Win-Zertifikat auf den Euro STOXX 50, für das das Land Nordrhein-Westfalen mit seiner Bonität grade stehen muss. Sicherlich kein schlechtes Verkaufsargument am Bankschalter so mancher Sparkassenfiliale. Der Anleger muss sich indes genau überlegen, ob auch die Ausstattung des Papiers, seinen Erwartungen entspricht und es sich dabei nicht vielleicht auch um eine Art Montagsprodukt handelt. So hat er hier wie bei herkömmlichen Produkten dieses Typs die Möglichkeit, linear an der absoluten Wertentwicklung des Index zu partizipieren, wobei Kursverluste 1:1 bis zur Barriere bei 60 Prozent des Ausgangsniveaus in Gewinne umgewandelt werden. Wird diese Marke allerdings zu irgendeinem Zeitpunkt berührt, verbleibt nur noch die Gewinnchance nach oben, denn vor einem Verlust schützt ja in jedem Fall die Kapitalgarantie. Wer jedoch glaubt, er könnte sämtliche Kursaufschläge des Basiswertes in den nächsten fünf Jahren am Ende sein eigen nennen, sieht sich getäuscht, denn ab einem Plus von 40 Prozent, was aktuell einem Indexstand von gut 5000 Punkten entsprechen würde, ist hier in jedem Fall Schluss.

Der BörseGo Tipp:

Die Kombination aus langer Laufzeit und niedrigem Cap dürfte dem Anleger speziell bei einer positiven Markteinschätzung wenig Freude bereiten, da sich der Kurs auch bei starken Anstiegen des Basiswertes nur sehr verhalten seinem Höchstbetrag annähern dürfte.

Twin-Win-Zertifikat des Landes NRW

Emittent/WKN:

NRW / NRW120

Laufzeit:

27.06.2013

Preis: (in Zeichnung: 19.05.08-20.06.08)

Ausgabepreis: 100 % zzgl. 1 % Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten