Kommentar
09:10 Uhr, 03.04.2014

Was tut die EZB heute?

Das Rätselraten hält schon eine Zeit lang an. Während normalerweise eine gewisse Einigkeit darüber besteht, was die EZB tun wird, ist es diesmal ziemlich offen.

Der Konsens sagt zwar, dass die EZB nicht handeln wird und die Zinsen unangetastet lassen wird, doch sicher ist das definitiv nicht. Noch vor wenigen Wochen beteuerte die Zentralbank, sie wolle intervenieren, wenn die Inflation weiter sinkt. Nun, das tat sie. Bleibt das ohne Folgen, dann verliert die EZB Glaubwürdigkeit. Der Euro könnte stark aufwerten, wenn Marktteilnehmer nicht mehr daran glauben, dass die EZB wirklich noch handlungsfähig ist bzw. den Eindruck gewinnt, das Pulver sei bereits verschossen.

Und tatsächlich: was soll die EZB denn tun? Der Zinssatz liegt de facto bei 0. Sie könnte ihn von aktuell 0,25% auf 0,1% senken. Spätestens dann aber ist das Arsenal an traditionellen Maßnahmen aufgebraucht. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die EZB das letze bisschen Handlungsspielraum aufgibt, ohne allzu große Not zu haben.

Es bleibt weiterhin die Möglichkeit einer Verbalintervention. Aber auch das verliert irgendwann Wirkung, wenn niemals tatsächliche Handlungen drohen. Zumal eine weiter Zinssenkung an der niedrigen Inflation überhaupt nichts ändern wird. Das ist eine Zwickmühle. Aus lauter Verzweiflung könnte die EZB zu unkonventionellen Maßnahmen greifen und einen neuen langzeit Tender auflegen, also ein paar hundert Milliarden auf Jahre den Banken leihen. Das letzte Mal, 2012, hat das die Märkte sehr erfreut. Effekte auf die Realwirtschaft blieben allerdings aus.

Die EZB kann sicherlich aus mehreren Alternativen wählen. Keine dieser Alternativen ist aber der aktuellen Situation wirklich angemessen. Die EZB hat ein Halt der sinkenden Inflation versprochen. Halten können wird sie dieses Versprechen wohl eher nicht. Eigentlich kann die Notenbank heute nur verlieren. Ich bin also sehr gespannt, ob es Draghi heute gelingt, doch den richtigen Ton zu treffen.
Persönlich glaube ich nicht, dass es heute zu großen Aktionen kommt. Sollte die EZB dennoch Maßnahmen ergreifen, dann wäre das für sehr viele Marktteilnehmer eine große Überraschung. Der Markt dürfte sich dann deutlich bewegen.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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    Wenn ein Unternehmen Insolvenz anmeldet, kommt ein Insolvenzverwalter und verhandelt mit den Gläubigern über die Schulden. Wenn die keine Zugeständnisse machen, wird die Schuldenrückzahlungsquote einfach quotiert. D.h. die Gesundung des Unternehmens (wenn gewünscht) ist nur möglich, wenn man als erstes das Kernproblem, nämlich die Höhe der Veschuldung, löst = deutlich senkt.

    10:55 Uhr, 03.04. 2014
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    MDADVISORY

    Je länger ich über diesen ganzen QE Rotz nachdenke, um so mehr stärkt sich bei mir die Erkenntnis, dass das nur wenigen nutzt:

    Zum Beispiel den ca. 120.000 Personen, die heute schon über 30 Millionen Dollar besitzen. Der Rest - also wir, selbst wenn wir 200.000 EURO im Jahr verdienen sollten, werden nach Strich und Faden verarscht.

    Zum Beispiel den ganzen Bankern - insbesondere Investmentbankern, die heute mehr verdienen als jemals zuvor.

    Zum Beispiel den Politikern und Beamten, die es sich gemütlich gemacht haben - siehe Artikel zum Thema Steueroase EZB vor ca. 1 Woche in der FAZ.

    Zum Beispiel dem japanischen Staat, der aktuell bereits 45% seiner LAUFENDEN Ausgaben über Kredit finanzieren muss.

    Zum Beispiel dem amerikanischen Staat, wo 75% der laufenden Bondauktionen bereits von der Fed absorbiert werden.

    Zu meiner Abizeit haben wir darüber diskutiert, ob die Typen der RAF nicht alle Tassen im Schrank haben. Heute kann ich das Denken dieser Personen nachvollziehen. Wenn in Manhatten 3 Zimmerwohnungen mittlerweile über 20 Mio. Dollar kosten, muss sich keiner wundern, wenn die Leute irgendwann Amok laufen.

    Im Taunus bei Frankfurt kann man mit 200.000 EUR im Jahr einigermaßen vernünftig leben und kann auch sparen. Wer darunter liegt, wird keine großen Sprünge machen.

    In dem Kontext muss man sich anschauen, wer uns heute regiert - eine große Ansammlung von Nichtsnutzen mit halben bzw. nicht vorhanden Berufsabschlüssen, die vom Wirtschaften und Entwicklung einer Gesellschaft keine Ahnung haben.

    Am wenigsten nutz der QE Schwachsinn den südeuropäischen Staaten. Die werden noch 20 Jahre an der Krise herumlavieren, weil das Schuldenproblem mittelfristig nicht gelöst wird.

    10:27 Uhr, 03.04. 2014
  • student
    student

    Sehr geehrter Herr Clemens Schmale,

    wenn ich mir einen historischen Vergleich erlauben darf:

    die Deutsche Bundesbank hat seit dem Zweiten Weltkrieg bis zur Einführung des Euro mit ihrem Instrumentarium von dem - mächtigen - Leitzins bzw. Diskontzins, Mindestreserve für Banken und einer wirksamen Regulierung für Banken über 50 Jahre Deutschland zu einem der wirtschaftlich erfolgreichsten Nationen der Erde gemacht. die Reservewährung DM war begehrt wie nie.

    Seit der Einführung des Euro und der Machtübertragung auf die EZB versinkt das Euroland in 10.000 Mrd. Schulden und mehr. Die Banken sind dereguliert und bankrott, der Mindestreservezins ist abgeschafft, die Leitzinsen sind lächerlich niedrig. Die Banken haben sich dazu noch einen Interbankenmarkt geschaffen, um sich ungehemmt mit Krediten vollzusaugen. Die unkontrollierte Schuldenmacherei bringt die reale Wirtschaft kein bisschen voran.

    Es ist doch eine Bankrotterklärung der EZB und der "globalen" Banken sondergleichen, bis jetzt nichts zustande gebracht zu haben. Außer Schuldenmachen und wertlose Schrottpapiere aufzukaufen.

    Ich bin beileibe kein Ewiggestriger, aber ist sehe, was funktioniert. Und was nicht ! ! !

    Es ist ein Irrweg und zeugt von Verachtung der überschuldeten Euroländer, ihnen nicht zu erlauben, aus dem Euro auszuscheiden, eine eigene Währung einzuführen und diese abzuwerten, um den gigantischen Schuldenberg loszuwerden. Sie könnten dabei nur gewinnen, der einzige Verlierer wären Gläubiger, die vom uneinbringlichen Geld abgesehen ihre Macht und Kontrolle über das unterdrückte Land einbüßen.

    09:59 Uhr, 03.04. 2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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