Kommentar
12:00 Uhr, 02.12.2009

Was Sie schon immer über Rohstoff-Zertifikate wissen wollten, aber ….

Gerade jetzt, wo in fast jedem Börsenmedium die Zeit der obligatorischen Jahresausblicke beginnt, sind sie wieder in aller Munde: Rohstoffe, jene Asset-Klasse, ohne die nach Meinung vieler Experten ein gut diversifiziertes Depot heute kaum noch auskommt. Die starke Entwicklung der vergangenen Monate in vielen Segmenten wie z.B. bei den üblichen „Verdächtigen“ Öl und Gold stellt dafür nach dem massiven Ausverkauf im Jahr zuvor ein eindeutiges Indiz dar, auch wenn hier derzeit neben fundamentalen vor allem liquiditätsbezogene Motive analog zum Aktienmarkt für den nötigen Antrieb sorgen. Dagegen sind andere Bereiche wie der Agrarsektor aber noch deutlich zurückgeblieben und bieten schon allein deshalb reichlich Potential für die Zukunft.

Haben Sie immer die Terminmarktkurve im Blick

So heterogen das Angebot an Rohstoffen auch sein mag, so speziell und wenig mit anderen Investments vergleichbar erweist sich dieser Markt für den Anleger. Denn bei fast allen Gütern muss wegen der schwierigen Handelbarkeit der Umweg über den Terminmarkt erfolgen, was den Einsatz von entsprechenden Futures-Kontrakten voraussetzt, die immer auch eine gewisse Risikoprämie gegenüber dem Spotmarkt enthalten. Dabei verpflichten sich Käufer und Verkäufer zur Lieferung bzw. Abnahme des Rohstoffs zu einem bestimmten in der Zukunft liegenden Zeitpunkt und Preis. Um als Investor auch längerfristig „am Ball“ bleiben zu können und die konkrete Lieferung zu verhindern, muss deshalb notwendigerweise noch vor Auslaufen des aktuellen Termingeschäfts in einen erst später fälligen Future „gerollt“ werden. Der dabei auftretende Preisunterschied führt bei dem Anleger entweder zu einem Rollgewinn oder –verlust. Man spricht deshalb auch von einer erwünschten „Backwardation“-Situation, wenn der Folgekontrakt niedriger notiert bzw. im umgekehrten Fall von einem „Contango“. Der Blick auf die Forwardkurve, auf der die zukünftigen Kontrakte abgetragen werden, stellt deshalb ein wichtiges Element jeder Rohstoffanlage dar.

Welchen Basiswert hätten Sie denn gern?

Da der direkte Weg über die Terminbörsen für den Privatanleger aber zu schwierig und zu kostenintensiv ist, bietet der Zertifikatemarkt von allen Investmentmöglichkeiten ohne Zweifel das breiteste und flexibelste Angebot. Als Basiswerte stehen hier diverse Einzelrohstoffe ebenso im Focus wie eine nur noch schwer zu überblickende Zahl an Indices und Baskets, die neben dem Gesamtmarkt auch ganz bestimmte Subsektoren wie z.B. den Energie- oder Agrarbereich bzw. Industrie- oder Edelmetalle abbilden können. In diesem Zusammenhang haben sich ganze Indexfamilien beispielsweise um den von Goldman Sachs entwickelten und von Standard & Poor’s übernommenen S&P GSCI bzw. den auf die schillernde „Wallstreet-Legende“ Jim Rogers zurückgehenden Rogers International Raw Materials Index (RICI) etabliert, um nur zwei bekannte Vertreter zu nennen. Aber auch andere Anbieter haben inzwischen entsprechend nachgezogen, wobei die riesige Palette immer wieder um neue Barometer erweitert wird, die unter anderem auch die angesprochenen Rollrenditen optimieren sollen. Der Anleger muss hier selbst herausfinden, welchem der zum Teil sehr unterschiedlichen Indexkonzepte er letztendlich vertrauen möchte. Wer es noch eine Stufe spekulativer haben will und das zusätzliche Aktienrisiko nicht scheut, kann statt auf bestimmte Rohstoffe aber auch auf entsprechende Aktien von z.B. Minen- oder Öl-Gesellschaften setzen, die landläufig auch als „Hebelinstrumente“ gegenüber einem Direktinvestment gelten dürfen. Auch hierfür stehen wiederum zahlreiche Indices wie z.B. der NYSE Arca (früher AMEX) Gold Bugs bzw. der entsprechende Oil Subindex als Basiswert zur Verfügung.

Dollarrisiko oder Dollarchance?

Da Rohstoffe und die darauf bezogenen Indices in der Regel in US-Dollar gehandelt werden, stellt der Wechselkurs für Euro-Anleger einen weiteren nicht ganz zu vernachlässigenden Einflussfaktor dar. Eine Währungsabsicherung, die sehr häufig von Emittentenseite angeboten wird, schaltet dieses zusätzliche Risiko von vornherein aus, ist aber meist mit entsprechenden Zusatzkosten verbunden, die nicht allein von der Zinsdifferenz zwischen USA und Euroland bestimmt werden. Eine wichtige Rolle spielen hier auch die Volatilitäten von Basiswert und Wechselkurs, sowie die Korrelation zwischen beiden. Ist letztere beispielsweise positiv, wäre eine „Quanto“-Konstruktion in einem steigenden Markt sogar nachteilig, da neben Kurs- auch Währungsgewinne anfallen würden. Da bei Rohstoffen aber meist eine negative Korrelationsbeziehung besteht, werden entsprechende Anlagen häufig auch als „Dollar-Hedge“ eingegangen.

Eins zu eins den Rohstoff spielen egal ob long …

Auf der Strukturebene lässt der Zertifikatemarkt inzwischen kaum noch irgendwelche Wünsche offen und bietet egal ob „long“ oder „short“ in jeder Richtung ein breites Spektrum an Produkten. Dies gilt insbesondere für die jeweils am meisten nachgefragten Rohstoffe. Der Klassiker ist hier immer noch der einfache Tracker bzw. das „Delta-1“-Papier, das die Entwicklung des zugrundeliegenden Basiswertes eins zu eins nachbildet und sich insbesondere für eine bullische Markterwartung eignet. Da Rohstoff-Zertifikate aber gleichgültig, ob sie sich auf einen Einzelwert oder einen ganzen Index beziehen, letztendlich auf Terminkontrakten basieren, müssen Anleger die angesprochene Roll-Problematik bei den meist „endlos“ laufenden Produkten ganz besonders ins Kalkül ziehen. Ein stark in Contango notierender Basiswert kann so schnell zum Verlustbringer avancieren, selbst wenn die Preisentwicklung insgesamt nach oben zeigt, da die vermeintlichen Kursgewinne womöglich durch die Rollverluste wieder mehr als „aufgefressen“ werden. Als Beispiel hierfür kann das zu Jahresbeginn speziell am US-Ölmarkt vorherrschende „Super-Contango“ gelten, das ein gewinnbringendes Long-Investment in den Rohstoff quasi unmöglich machte. Diese Extremsituation brachte den Schweizer Emittenten Vontobel auf die Idee, für die besonders rollverlustreichen Rohstoffe Öl (VFP33M) und Erdgas (VFP9NG) mit jeweils einem neuen Strategie-Zertifikat eine etwas andere Form der Rolloptimierung vorzustellen, die je nach Terminmarktkonstellation flexibel zwischen einer Futures- und Aktien-Position umschichtet. Andere Emittenten wie z.B. Goldman Sachs bei ihrer A1-Strategie (GS1TA1), versuchen dagegen über die flexible Gestaltung der Rollzeitpunkte bzw. Kontraktlaufzeiten auf „herkömmliche“ Weise der „Contango-Falle“ zu entfliehen. Beim RICI Enhanced WTI Oil TR Index Zertifikat der RBS (AA1HXS) wird sogar ein eigens dafür entwickelter „Rollkalender“ verwendet.

… oder short

Da es selbst am Rohstoffmarkt nicht immer nur Optimisten geben kann, lässt sich mit Open-End-Reverse-Papieren natürlich auch ganz gezielt auf fallende Notierungen spekulieren, auch wenn dort die Vielfalt an Basiswerten mangels entsprechender Nachfrage relativ eingeschränkt bleibt. Anleger, die dennoch in etwas exotischeren Märkten „short“ gehen möchten, müssen deshalb häufig auf die weitaus risikoreicheren Optionsscheine und „Turbos“ ausweichen. Eine wichtige Besonderheit sollten „Shorties“ bei rollierenden Underlyings allerdings ganz besonders beachten. Die beiden Konstellationen der Terminmarktkurve gelten hier genau umgekehrt. Dabei führt das bei Long-Investoren gefürchtete „Contango“ statt zu Rollverlusten zu adäquaten Gewinnen. Umgekehrt haben fallende Forwardkurven (Backwardation) Rollverluste zur Folge.

Bonus- und Discount-Zertifikate, die Teilschutz-Klassiker für den Seitwärtstrend

Für Rohstoff-Investoren, die nicht auf irgendeine Form von Sicherheit verzichten möchten, kommen eigentlich von vornherein nur strukturierte Produkte mit Teilschutz bzw. einer zur Endfälligkeit verbrieften Kapitalgarantie in Frage. Dabei stehen bei den Papieren mit einer partiellen Absicherung vor allem Discount- und Bonus -Zertifikate im Vordergrund, die je nach Ausstattung über einen rabattierten Ein- bzw. bonifizierten Ausstieg auch bei einer Seit- bzw. sogar leichten Abwärtsbewegung des Basiswertes noch eine attraktive Rendite abwerfen. Da die Laufzeit des jeweiligen Zertifikats hier meist der des zugrundeliegenden Futures-Kontraktes entspricht, spielt die angesprochene Rollproblematik im Gegensatz zu den Endlos-Trackern eine untergeordnete Rolle. Umso entscheidender ist dafür aber die Preisdifferenz zwischen dem aktuellen Kontrakt und demjenigen bei Fälligkeit. Anleger sollten jedoch beachten, dass beispielsweise bei Bonus-Zertifikaten die „Überwachung“ der Barriere auf Basis es aktuellen Futures erfolgt. Mit zunehmender Laufzeit kommt es hier jedoch automatisch zu einer immer stärkeren Entsprechung. Um bei der Auswahl eines Bonus-Papiers nicht im Falle eines möglichen Schwellenereignisses gegenüber dem Direktinvestor den „Kürzeren“ zu ziehen, ist auch der Kaufpreis immer einen Blick wert. Dabei sollte man generell vermeiden zugunsten einer kurzfristig sehr interessant aussehenden Rendite über ein allzu hohes Aufgeld in das Papier einzusteigen. Meist besteht bei diesem besonders beliebten Produkttyp, der einen Bonus nur dann auszahlt, wenn die bei Emission fixierte Barriere nicht berührt wird, die Wahl zwischen der klassischen Variante ohne Begrenzung nach oben und der gecappten Version. Letztere dient durch die etwas komfortablere Ausstattung vor allem der Optimierung der Rendite in einem Seitwärtsmarkt, während der Klassiker eher auf eine möglicherweise über das Bonusniveau hinausgehende Kurserwartung mit zusätzlichem Teilschutz abstellt.

Korridor-Produkte – mehr Chance aber auch mehr Risiko

Allerdings bieten sich dem Investor auch noch weitere Varianten, von denen beispielsweise die Korridor-Bonus-Produkte der Société Générale auf Erdöl und Edelmetalle zu den wahren Seitwärts-Spezialisten mit hoher Rendite-Chance gehören. Das Risiko ist durch die beiden ober- und unterhalb des Emissionskurses festgelegten Barrieren zwar überschaubar, aber dennoch deutlich erhöht, steht jedoch in keinem Verhältnis zu den ebenfalls von den Franzosen lancierten Inline-Optionsscheinen auf den Brent-Future. Denn bei diesen „Exoten“ geht es wie bei anderen Hebel-Papieren immer um alles oder nichts und eine einzige Schwellenverletzung bedeutet hier sofort den Totalverlust. Dagegen sind die von zahlreichen Emittenten auch bei Rohstoffen angebotenen Discounter wahre „Waisenknaben“, ergibt sich doch dort durch den mehr oder weniger verbilligten Einstieg ein zusätzliches Sicherheitspolster, das freilich durch eine Begrenzung der Performance nach oben erkauft werden muss.

Reverse-Zertifikate – alles einfach „verkehrt“ herum

Rohstoff-Pessimisten können mittlerweile auch im strukturierten Bereich Reverse-Bonus- oder –Discount-Papiere einsetzen, um ihrer negativen Haltung anlagetechnisch Ausdruck zu verleihen. Allerdings beschränkt sich auch hier das Angebot fast ausschließlich auf die beiden „Renner“ unter den Basiswerten Erdöl und Gold, wie z.B. bei dem noch bis 1. Dezember zeichenbaren einjährigen Bonus-Cap-Papier (DB2F1J) der Deutschen Bank auf das Edelmetall. Dabei gilt grundsätzlich alles was bei entsprechenden Long-Produkten zu beachten ist in gleicher Weise, nur eben genau umgekehrt. Dazu kommt ein deutlich ungünstigeres Chance-Risiko-Verhältnis, welches das Renditepotential von vornherein auf 100 Prozent begrenzt (Rohstoffwert=0!) und bei einer nicht unbedingt auszuschließenden Kursverdopplung des Underlyings sogar zum Komplettverlust führt.

Kupon statt Discount – Aktienanleihen erobern den Rohstoffmarkt

Wo Rabatt-Papiere sind, ist auch der zumindest wirtschaftlich betrachtet eineiige Zwilling „Reverse Convertible Bond“ (RCB) nicht weit. Die hierzulande in Ableitung vom Basiswert vor allem unter der Bezeichnung Aktien- bzw. Indexanleihe bekannte „umgekehrte Wandelanleihe“ gehört nach Aufhebung ihrer steuerlichen Benachteiligung eindeutig zu den Gewinnern der neuen Abgeltungssteuer. Dies zeigt sich auch am Rohstoffmarkt speziell seit der kürzlichen Emissionswelle auf diverse Basiswerte bei Goldman Sachs. Statt einem Discount erhält der Investor hier für die Aufgabe seines Wandlungsrechts einen festen über dem Marktzins liegenden Kupon ausgezahlt. Allerdings ist die deutsche Bezeichnung „Anleihe“ an dieser Stelle fehl am Platz, da die Rückzahlung des Nennbetrages keinesfalls sicher ist, sondern davon abhängt, ob der Basiswert am Laufzeitende seinen meist auf Ausgangsniveau festgelegten Basispreis verteidigen kann. Investoren müssen sich bei den „Hochprozentern“ darüber hinaus neben der Prozent-Schreibweise als weitere Besonderheit auch an die Stückzinsregelung gewöhnen, bei der der Zinstopf auf die Laufzeit verteilt und bei späterem Kauf oder Verkauf genau abgegolten wird.

„Memory“ - das neue Zauberwort bei den Express-Papieren

Auch Express-Zertifikate haben sich zuletzt mit der Erholung an den Aktienmärkten wieder zu einer festen Größe entwickelt, wobei der Trend immer mehr zu den sogenannten „Memory“-Produkten geht, bei denen ausgefallene Kupons in den Folgeperioden nachgeholt werden, wenn die Bedingung für die Ausschüttung wieder erfüllt ist. Das mag auf den ersten Blick wenig innovativ anmuten, doch ist gerade die Bedingung hier eine andere. Denn die normalerweise bei Express-Zertifikaten nur bei Endfälligkeit für die Rückzahlung des Nennwerts zuständige tiefliegende Barriere, entscheidet hier auch schon an jedem Stichtag über die Zahlung des Kupons. Sollte es also im Extremfall während der Laufzeit zu keiner Expresszahlung gekommen sein, genügt bereits am letzten Bewertungstag die Einhaltung dieser häufig sogar bei 50 Prozent des Ausgangsniveaus festgelegten „Memory“-Schwelle, um den Startwert zzgl. aller bis dahin ausgefallenen Kupons in einer Summe zurückzuerhalten und damit das maximal mögliche Renditeziel doch noch zu erreichen. Die Société Générale hat diesen Mechanismus bei drei einschlägigen Produkten jetzt auch auf Erdöl als Basiswert erweitert (SG09U6, SG1BQH, SG1HXX). Andere Emittenten könnten in der Folgezeit durchaus nachziehen.

„Airbag“ oder Twin-Win – ohne Bewegung geht es nicht

Während sich Express-, Bonus- und Discount-Zertifikate vor allem für den Seitwärtstrend eignen, gibt es auch Strukturen, bei denen eine Bewegung des Basiswertes quasi ein „Muss“ darstellt, um überhaupt eine Rendite erzielen zu können. Dazu gehören beispielsweise „Airbag“-Zertifikate, bei denen sich Kursgewinne entsprechend der jeweiligen Partizipation am Underlying entwickeln. Viel interessanter als der Renditeaspekt ist bei diesem Zertifikatetyp aber die spezielle Form der Absicherung, die gegenüber klassischen Bonus-Strukturen gleich zwei Vorteile mit sich bringt. So steht einerseits die Einhaltung der Barriere im „europäischen“ Sinne erst am Laufzeitende auf dem Prüfstand. Zum anderen fallen tatsächliche Verluste aufgrund der Konstruktionsweise immer um einen bestimmten Faktor geringer aus als bei einem vergleichbaren Direktinvestment. Dafür muss der Anleger allerdings auf eine Seitwärts-Rendite ebenso verzichten, wie bei den sogenannten Twin-Win-Zertifikaten, die sich noch vor der Finanzkrise vor allem auf den Ölpreis aufgelegt, einer gewissen Beliebtheit erfreuen konnten. Die magische „Zauberformel“ lautet hier „gewinnen bei steigenden und fallenden Kursen“, was de facto bedeutet, dass der Investor nicht nur an steigenden Notierungen partizipiert, sondern dass auch Verluste des Rohstoffpreises eins zu eins in Gewinne beim Zertifikat umgewandelt werden. Allerdings hat auch eine solch attraktive Struktur ihre Grenzen in Form einer fest vorgegebenen Barriere, die der positiven Abwärts-Partizipation irgendwann ein Ende setzt, ab dem wieder alles mit „rechten Dingen“ zugeht und entstandene Kursverluste nach einer Schwellenverletzung in voller Höhe getragen werden müssen. Wer sich für einen Neueinstieg interessiert, muss derzeit auf bereits etwas „ältere“ Papiere mit noch intakter Barriere und einem nicht mehr ganz „astreinen“ Chance-Risiko-Profil zurückgreifen.

Hebel-Chancen ohne erhöhtes Risiko

Wer in der Zukunft von deutlich steigenden Notierungen ausgeht, wird sich wohl mit einem ungehebelten Investment kaum zufrieden geben. Doch statt sich gleich aus dem breiten Angebot an spekulativen Optionsscheinen und Mini-Futures zu bedienen, bietet auch der Zertifikatemarkt das eine oder andere Papier, wenn gleich in deutlich bescheidenerem Umfang und speziell im Rohstoffbereich meist nur auf die gängigen Basiswerte bezogen. Der Vorteil dabei: Trotz des Hebels muss auf der Unterseite kein höheres Risiko als bei einem Direktinvestment eingegangen werden. Zu denken wäre hier vor allem an herkömmliche Outperformance-Produkte mit einer erhöhten Partizipationsrate nach oben, die mitunter in der Protect-Variante sogar einen zusätzlichen Sicherheitspuffer beinhalten können. Daneben sollte man aber auch „Sprint“-Zertifikate nicht außer Acht lassen, die sich noch mehr für die kurzfristige Renditeoptimierung eignen als die in der Regel etwas länger laufenden „Outperformer“. Kennzeichen der „schnellen Truppe“ ist die doppelte Partizipation am Basiswert innerhalb einer häufig sehr kurzen Kursbandbreite. Aktuellste Beispiele sind ein einjähriger Kupfer-Sprinter der DZ-Bank (DZ0BUM) oder die beiden jüngst von der Commerzbank emittierten Produkte auf die Feinunze Gold mit einer Laufzeit von jeweils zwei Jahren, deren Startmarken bei 1.058,75 (CZ289X) bzw. 1.114.75 US-Dollar (CZ289S) fixiert wurden. Sollte das gelbe Metall bei Fälligkeit Ende 2011 die entsprechenden Stoppmarken bei 1.270,50 bzw. 1.315,41 US-Dollar erreichen, könnten sich Anleger über den doppelten Gewinn gegenüber einem Direktinvestor freuen, was gleichzeitig auch dem Maximalertrag gleich käme. Aber auch geringere Kursanstiege würden hier zweifach vergütet. Ausgesprochene „Goldbullen“, die in den nächsten zwei Jahren mit Kursen weit jenseits der 1.500 US-Dollar rechnen, könnten stattdessen wiederum ein herkömmliches Outperformance-Papier ohne Renditebegrenzung (GS0F87) in Erwägung ziehen.

Protectanleihe ist nicht gleich Protectanleihe

Dem nur schwer zu überblickenden Bereich der Teilschutz-Zertifikate steht mit den Garantie-Produkten gerade bei Rohstoffen ein kaum weniger großer und vielfältiger Sektor gegenüber. Gelten doch einfache Partizipations-Papiere mit vollständigem Kapitalschutz als die typischen Einsteiger-Produkte in diese Asset-Klasse. Das Heer an diversen immer wieder neuaufgelegten Protect-Anleihen verschiedener Anbieter auf einen mehr oder weniger bunt zusammengewürfelten statischen Basket bestehend aus meist langlaufenden Futureskontrakten stellt dafür ein deutliches Indiz dar. Anleger sollten hier allerdings aufpassen und nicht jedes Papier kritiklos zeichnen. Denn die Auswahl der Einzelrohstoffe beschränkt sich dabei häufig auf solche, die sich z.B. aufgrund der Forwardkurvensituation besonders attraktiv in ein Produkt packen lassen. Der Diversifikationsaspekt bleibt hier vielfach auf der Strecke, auch wenn das Rollproblem einmal keine Rolle spielt. Dies ändert sich aber schlagartig bei Papieren, denen regelbasierte Rohstoff-Indices wie der S&P GSCI oder dessen Subindices zugrunde liegen, deren Vorteil wiederum gerade in ihrer Flexibilität besteht.

Garantie-Produkte haben’s schwer

Ein großes Problem aktueller Garantie-Papiere sind die zu Zeiten niedriger Zinsen und hoher Basiswert-Volatilitäten alles andere als günstigen Emissionsbedingungen, die einer besonders attraktiven Ausstattung derzeit entgegenstehen. Ein mehr oder weniger weit entfernter Cap und/oder eine entsprechend lange Laufzeit gehören deshalb zumindest wenn eine Durchschnittsbildung fehlt, fast schon zum Standard, so dass Anlegern häufig nur maximal leicht über der aktuellen Marktverzinsung rentierende Produkte offeriert werden, deren Erfolg aber erst durch den Anstieg des Basiswertes noch sichergestellt werden muss. Sieht man von der Bonität des Emittenten einmal ab, steht dem „Risiko“ eines Garantieinvestments in Form der fehlenden Seitwärtseigenschaften und der langen Kapitalbindung damit eine mehr als moderate Renditechance gegenüber.

Kupon-Papiere sollen den „Kick“ bringen

Dieses Problem versuchen „kupontragende“ Strukturen von vornherein auszuschließen. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte „Altiplano“-Anleihen, deren „Verzinsung“ z.B. davon abhängt, wie viele Einzelwerte eines Baskets an einem Stichtag über einer bestimmten Barriere notieren. Viele Anleger mögen sich angesichts einer solchen Struktur voller Schrecken wieder an die vor einigen Jahren besonders verbreiteten Papiere auf großangelegte Aktienkörbe erinnert sehen, die Zertifikate im Volksmund damals schon in die Nähe von „Lotterie“-Produkten rückten. Zumindest beließ es die Société Générale im Rahmen ihrer Rohstoff-„Zinsjäger“ (SG0P9M, SG0P9S) bei jeweils „nur“ fünf Vertretern aus der S&P GSCI Familie als Basiswert. Andere Formen der Zinsgenerierung stellen beispielsweise auf die jährliche Einhaltung eines festgelegten Korridors um den Referenzwert bei Auflage des Produkts ab wie die Goldanleihe (RCB0X0) der österreichischen Raiffeisen Centrobank (RCB). Das Problem dabei: Sollte der Rohstoff einmal aus seinem „Gatter“ ausbrechen, was gerade beim haussierenden Goldpreis wohl nur eine Frage der Zeit sein dürfte, ist die Rendite für das betreffende Jahr mehr oder weniger „dahin“. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Anleihen, bei denen gerade die Zahlung eines Kupons eher die unerwünschte Alternative darstellt. In Anlehnung an die griechische Mythologie wird hierfür gerne die Bezeichnung „Ikarus“ verwendet, der nicht auf seinen Vater Dädalus hören wollte und der Sonne bzw. im übertragenen Sinn der weit über dem Einstandskurs angesiedelten Barriere zu nah kam und dafür mit einer nur relativ moderaten Einmalverzinsung bestraft wurde, während er sonst in den Genuss der vollen Partizipation am Basiswert gekommen wäre. Solche Produkte kommen vor allem von JP Morgan und beziehen sich z.B. auf einen Edelmetall-Basket bestehend aus Gold und Silber (JPM12Y) oder sogar auf eine gleichgewichtete Mischung aus dem gelben Metall und Erdöl (JPM9UN). Wer das „Pferd gerne von hinten aufzäumen“ möchte, liegt möglicherweise bei den kürzlich im Rohstoff-Report vorgestellten Kupon-Zertifikaten der Société Générale (SG5YDX), der österreichischen Volksbanken AG (A0T5E0) oder wiederum von JP Morgan (JPM9UE) allesamt auf den derzeit besonders beliebten Goldpreis richtig. Das Ziel besteht dort letztendlich darin, dass eine jeweils von Monat zu Monat betrachtete negative Rohstoff-Rendite am Laufzeitende in der Summe geringer ausfällt als ein vorab festgesetzter Sockel-Kupon von beispielsweise 100 Prozent, der damit als Substitut für mögliche zwischenzeitliche Goldanstiege fungiert. Die positive Differenz aus dem verbrieften „Vorschuss-Zins“ und der Summe der negativen Monatsrenditen ergibt dann den tatsächlichen Kupon.

Kurzfazit

Wie der kleine Aufriss bereits zeigt, hält der Zertifikatemarkt auch für Rohstoff-Anleger eine Vielzahl an Investmentmöglichkeiten bereit, die sich so einfach mit anderen Finanzinstrumenten meist nicht umsetzen lassen. Allerdings reicht hier die obligatorische Meinung zur zukünftigen Wertentwicklung des Basiswertes häufig nicht aus. Vielmehr muss zusätzlich den speziellen Eigenheiten dieses Bereichs – Stichwort Terminmarktkurve – Rechnung getragen werden.

Top-Rohstoff-Zertifikate aus dem Blickwinkel der Rating-Agenturen:

Feri Zertifikaterating:

Das Feri Zertifikaterating bewertet börsengehandelte Bonus-, Discount-, Garantie- und Index-Zertifikate mit einer Mindestlaufzeit von 180 Tagen über ein standardisiertes Verfahren auf Basis einer mindestens 20 Produkte umfassenden Vergleichsgruppe. Das Gesamtrating setzt sich dabei zusammen aus der Produktqualität, bei der das Potential und die Gewinn- bzw. Verlustwahrscheinlichkeit analysiert werden, sowie der Emittentenqualität, in die für jeden Anbieter die Kriterien Erfahrung, Fairness und Stabilität einfließen. Ausgehend von den fünf Ratingklassen A (sehr gut) bis E (schwach) werden jeweils drei Buchstaben nach dem Muster „Aba“ ausgewiesen, wobei der anfängliche Großbuchstabe für das Gesamtrating, sowie die folgenden Kleinbuchstaben für die Produkt- und Emittentenqualität stehen, deren Verhältnis zueinander 70:30 beträgt.

Zum Thema Rohstoff-Zertifikate wurde von der Feri EuroRating Services AG folgende Auswahl der aktuell interessantesten Discount-, Bonus- und Index-Zertifikate zur Verfügung gestellt, wobei zuerst die Papiere mit dem besten Rating selektiert wurden. Bei gleichem Rating wurde jeweils dasjenige mit der höchsten Seitwärtsrendite p.a. bis Laufzeitende ausgewählt.

Discount-Zertifikate
ISIN Emittent Basiswert Ausstattung Quanto Laufzeit Rating
DE000BN308J1 BNP Gold Cap bei 1150,00 USD nein 29.12.10 Bbb
DE000CM102Y7 COBA Light Sweet Crude Oil Future Cap bei 60,00 USD nein 16.11.10 Bbb
DE000CZ23QV2 COBA Palladium Cap bei 200,00 USD nein 28.12.10 Aab
DE000CZ23PP6 COBA Platin Cap bei 900,00 USD nein 29.06.10 Aab
DE000AA14H47 RBS Silber Cap bei 11,00 USD nein 08.06.11 Bbb
DE000CM9PNN6 COBA Kali + Salz Cap bei 40,00 Euro (entfällt) 16.06.11 Bbb
DE000DB4XHC8 DB Norddeutsche Affinerie Cap bei 15,00 Euro (entfällt) 20.12.10 Bba
DE000DZ0Y6H9 DZ Royal Dutch Shell Cap bei 24,00 Euro (entfällt) 17.06.11 Bbb
Bonus-Zertifikate
ISIN Emittent Basiswert Ausstattung Quanto Laufzeit Rating
DE000BN3X4J8 BNP Gaz de France Bonus 30,00; K.O. bei 15,00 Euro (entfällt) 17.12.10 Bab
DE000CM0Z893 COBA Kali + Salz Bonus 47,00; K.O. bei 21,00 Euro (entfällt) 16.06.11 Aab
DE000AA1S9A4 RBS Royal Dutch Shell Bonus 19,00; K.O. bei 10,30 Euro (entfällt) 18.06.10 Aab
Index-Zertifikate
ISIN Emittent Basiswert Ausstattung Quanto Laufzeit Rating
DE000A0AB842 RBS Gold - nein endlos Aab
DE000CB24589 COBA Gold - nein endlos Aab
DE000DR1VJC6 COBA Gold - ja endlos Bbb

Auswahltag: 23.11.2009

EDG-Zertifikaterating:

Das EDG-Rating basiert unter anderem auf einer vollständigen Nachbewertung aller Zertifikate im Bestandteil Kosten. Neben den Kosten wird die Qualitätsbewertung der Produkte anhand der Kriterien Handel (Liquidität), Bonität und Informationsbereitstellung des Emittenten vorgenommen. Zusätzlich wird eine Risiko-/Nutzen-Einstufung (Risiko-Fit) jedes Produktes passend zu den individuellen Risikopr&au

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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