Kommentar
08:51 Uhr, 24.08.2022

Was macht der Aktienmarkt, wenn die erste US-Zinssenkung wirklich im März 2023 kommt?

Anleger erwarten im März 2023 die erste Zinssenkung. Die Notenbank sieht das anders, doch was, wenn Anleger Recht haben?

Die Notenbank tut alles, um Anleger davon zu überzeugen, dass die Zinswende noch lange nicht vorüber ist. Trotz Beteuerungen, dass die Zinswende weitergeht und Erwartungen über eine Zinssenkung Anfang 2023 verfrüht sind, bleiben Anleger dabei: Ab März 2023 sinken die Zinsen.

Nach aktuellem Stand soll das Zinshoch im März mit 3,7 % erreicht werden. Danach werden Zinssenkungen erwartet, wenn auch keine großen (Grafik 1). Bis Sommer 2023 wird immerhin ein Zinsschritt nach unten erwartet. Diese Erwartung macht nur Sinn, wenn die Inflation bis dahin unter Kontrolle ist.


Man soll zwar nicht gegen die Notenbank spekulieren („Don’t fight the Fed“), doch in der Vergangenheit wussten Anleger häufig mehr als die Fed. Bereits zu Beginn der letzten Zinswende lag der Markt mit seiner Erwartung häufig besser als die Notenbank selbst. Die Fed erwartete nach dem ersten Zinsschritt Ende 2015 eine deutlich schnellere Zinswende. Anleger glaubten dies nicht und tatsächlich kam der zweite Zinsschritt erst ein Jahr nach dem ersten.

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass sich die Erwartung am Ende erfüllt, selbst wenn es die Notenbanker derzeit noch anders sehen. Die Kernfrage ist jedoch nicht unbedingt, wer Recht hat, sondern was mit dem Aktienmarkt geschieht, wenn sich die Markterwartungen erfüllen. Derzeit wird die Aussicht auf ein Ende der Zinswende oder sogar Zinssenkungen gefeiert. Ein Blick auf die Historie genügt jedoch, um sich zu fragen, was da überhaupt gefeiert wird.

Der Aktienmarkt tendiert im Durchschnitt vor der ersten Zinssenkung positiv. Kurse können in den zwölf Monaten bis zur ersten Zinssenkung durchschnittlich um fast 10 % steigen. Nach der ersten Zinssenkung geht es dann jedoch mit dem Markt abwärts (Grafik 2). Mehrere Monate später steht der Markt tiefer als zu Beginn der Zinswende nach unten.


Der aktuelle Kursverlauf erinnert an das Jahr 1974 (Grafik 3). Angesichts der hohen Inflation und anderer Parallelen ist das nicht verwunderlich. Damals kam es weder vor, noch direkt nach der ersten Zinssenkung zu einer positiven Performance. Wieso dieses Mal ein vollkommen anderes Resultat erwartet wird, ist rätselhaft.

Zudem darf man nicht vergessen, dass Zinssenkungen nicht ohne Grund erfolgen. Die Zinsen werden gesenkt, wenn es wirtschaftliche Probleme gibt. Das wiederum ist keine gute Ausgangslage für Unternehmensgewinne und den Aktienmarkt. Damit die Fed im aktuellen Umfeld die Zinsen senkt, braucht es einen gehörigen Abschwung. In diesem Fall ist ein Bärenmarkt gerechtfertigt. Dass die Inflationsrate das Ziel von 2 % ohne tiefe Rezession bis Frühjahr 2023 wieder erreicht und aus diesem Grund die Zinsen gesenkt werden können, ist nahezu ausgeschlossen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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