Fundamentale Nachricht
10:19 Uhr, 04.06.2019

Was können Investoren für die Umwelt tun?

Matt Christensen, Global Head of Responsible Investment bei AXA Investment Managers, gibt einen Überblick darüber, wie Investoren über verschiedene Anlageklassen hinweg Verantwortung übernehmen können.

Paris (GodmodeTrader.de) - „Take the Initiative“ – unter diesem Motto stand die diesjährige „Green Week“ der Europäischen Union. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der Umsetzung der EU-Normen zum Umweltschutz in den Mitgliedsländern. Doch spricht die Green Week auch einzelne Bürger an – geleitet von Umfrageergebnissen, nach denen es für 94 Prozent der Bevölkerung wichtig ist, die Umwelt zu schützen. Immerhin 87 Prozent glauben, dass auch sie persönlich einen Beitrag zum Schutz der Umwelt in ihrem Land leisten können. Das gilt prinzipiell auch für Investoren – sofern sie wissen, welche Möglichkeiten verantwortliches und nachhaltiges Investieren inzwischen bietet, wie Matt Christensen, Global Head of Responsible Investment bei AXA Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Egal ob es um den Umgang mit Umweltressourcen, den Umgang mit Mitarbeitern oder Mängel in der Corporate Governance gehe – ein wichtiger Hebel für Aktien-Investoren, die etwas bewirken wollten, sei der Dialog mit Unternehmen. Das könne einerseits durch das Abstimmungsverhalten auf Jahreshauptversammlungen geschehen, sich andererseits aber auch in Gesprächen mit dem Management ausdrücken, heißt es weiter.

„Ein Beispiel dafür könnte der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens sein“, erläutert Christensen. „Hier kann ein laufender Dialog dabei helfen einen Eindruck zu gewinnen, ob ein Unternehmen eine angemessene Strategie zur Minderung des CO2-Ausstoßes verfolgt. Ist dies nicht der Fall, könnte das zu einem Verkauf der Aktie führen.“ Denn das könne ein Zeichen für einen drohenden Verfall des Aktienkurses sein. Christensen ist überzeugt, dass auch der finanzielle Erfolg von Unternehmen zumindest langfristig davon abhängt, wie nachhaltig es sich in Bezug auf Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) verhält.

Besonders wichtig sei die aktive Auseinandersetzung mit Unternehmen im so genannten Impact Investing, so Christensen, mithilfe börsengehandelter Instrumente. „Impact Investing zielt auf gesellschaftliche Veränderungen ab und will gleichzeitig finanzielle Ziele erreichen“, sagt der Experte. „Die Fähigkeit, diese Balance mithilfe der öffentlichen Börsen abzubilden, beginnt gerade erst Form anzunehmen.“ Dies liege auch daran, dass der Anspruch an Impact Investing gezielt gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken bei einem Investment in Aktien am Sekundärmarkt schwerer zu belegen sei – und zwar vor allem deshalb, weil es schwer nachzuweisen sei, dass Entwicklungen ohne ein bestimmtes Investment nicht angestoßen worden wären. Möglich sei es dennoch, so Christensen.

Aber: „Sorgfalt und Gründlichkeit eines Investment Managers, insbesondere wenn es darum geht, die Intentionen hinter den Investitionen zu belegen, sind entscheidend, um den positiven Beitrag eines Investments zu den festgelegten gesellschaftlichen Zielen zu belegen“, so Christensen.


Anleihen: Green Bonds brauchen klare Regeln

Am Anleihemarkt habe in den vergangenen Jahren ein neues Instrument an Popularität gewonnen, das eigens geschaffen worden sei, um ökologische Herausforderungen anzugehen: der Green Bond. Diese „grünen“ Anleihen sollten Investments in transparente Projekte mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt finanzieren. Sie stellten somit eine sozusagen natürliche Kapitalquelle insbesondere für Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz oder zur Förderung erneuerbarer Energien dar. Eine Besonderheit von Green Bonds sei, dass die Verwendung aller eingesammelten Mittel vorher festgelegt werden müsse. „Das bedeutet, dass die Messung der Wirkung auf die Umwelt sehr transparent möglich ist“, erläutert Christensen. „Das wiederum ist eine sehr attraktive Eigenschaft für Investoren auf der Suche nach einem Impact Investment, das öffentlich handelbar ist.“

Immobilien: Nachhaltige Gebäude bevorzugt

Im Immobilienbereich existiere eine Vielzahl von Initiativen und Zertifizierungen, die helfen sollten, die Entwicklung umweltfreundlicher, nachhaltigerer Gebäude zu fördern. Christensen geht davon aus, dass Investoren im Laufe der Zeit immer stärker Immobilien mit starker Nachhaltigkeits-Performance bevorzugen werden. Dadurch entwickle sich, auch mithilfe von Zertifizierungen, ein neuer Marktstandard. „Asset Manager sind in der Lage, das Zertifizierungs-Potenzial der von ihnen verwalteten Objekte einzuschätzen, ESG-Ratings vorzunehmen und Änderungen anzustoßen, um die Performance in dieser Hinsicht zu verbessern“, so Christensen. „Sie können darüber hinaus auch erfassen, inwiefern Energie und Wasser verschwendet werden oder überflüssiger Müll produziert wird.“ Und sie könnten sich selbst Ziele setzen: AXA IM etwa habe sich darauf verpflichtet, dass bis 2030 75 Prozent des vom Unternehmen verantworteten Immobilienportfolios mit international anerkannten Nachhaltigkeits-Zertifizierungen versehen sei.

Christensens Fazit: „Es gibt inzwischen viele gute Möglichkeiten, über alle Anlageklassen hinweg verantwortlich zu investieren. Wir sind in ein neues Paradigma eingetreten, in dem Investoren die von ihnen gewünschten Finanzerträge erzielen und gleichzeitig einen Beitrag zu einer besseren, nachhaltigeren Welt leisten können.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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