Kommentar
07:27 Uhr, 14.11.2014

Was hat Quantitative Easing (QE) gebracht?

Die Anleihenkäufe der Fed waren immer umstritten. Es hatte viele negative Effekte, aber auch messbare positive Effekte, die den Betrag von einer Billion USD übersteigen.

QE hatte vor allem zwei Ziele: zum einen sollte es die Zinsen senken und zum anderen die Kreditnachfrage ankurbeln. Die Logik dahinter ist einfach wie bestechend. Sinken die Zinsen, dann wird mehr Kredit aufgenommen. Das hat so nicht unbedingt funktioniert. Die Zinsen sind zwar gesunken, aber das Kreditvolumen stieg deutlich langsamer an als vor der Krise. Trotzdem gab es einen positiven Effekt von QE, der enorm ist.

Im Vergleich zum Gesamtvolumen von QE von ungefähr 3,6 Billionen USD ist der positive Effekt relativ hoch und übersteigt eine Billion USD. In den USA konnten Regierung und Bürger über eine Billion USD durch die Geldpolitik sparen. Die Effekte auf die Staatsschulden habe ich bereits in einem früheren Artikel besprochen. Als Folge der Notenbankpolitik dürfte die US Regierung insgesamt über die vergangenen und noch kommenden Jahre um die 670 Mrd. USD an Zinszahlungen gespart haben.

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Für Konsumenten ist der Effekt nicht weniger ausgeprägt. Die niedrigeren Zinsen haben nicht dazu geführt, dass mehr Kredit aufgenommen wird. Es hat aber zu einem Refinanzierungsboom bei bestehenden Krediten geführt. Die refinanzierten Kredite laufen nun zu deutlich niedrigen Sätzen als die alten. Seit Beginn der Krise wurden insgesamt Kredite im Volumen von 7,1 Billionen refinanziert. Das entspricht ca. 60% des Gesamtkreditvolumens (neue Kredite plus Refinanzierungen). In der Vergangenheit lag dieser Prozentsatz bei durchschnittlich 40%. Es wurden also schätzungsweise 20% mehr refinanziert als früher.

Auf die letzten Jahre gerechnet (seit 2008) wurden so 2,5 Billionen USD mehr refinanziert als unter normalen Umständen. Einige Analysten gehen davon aus, dass auf diese refinanzierten Kredite der Zinssatz jetzt ca. 2% unter dem Vorkrisenniveau steht. Ich persönlich gehe von 1,5% aus. Eine Refinanzierung schenken die Banken ja auch nicht den Kunden. Das ist alles mit Kosten verbunden.

Die Dauer der Zinsersparnis setze ich auf 15 Jahre. Zinsbindungen sind größtenteils im Bereich von 10 bis 20 Jahre. Rechnet man nun 1,5% Zinsersparnis auf die 2,5 Billionen über 15 Jahre, dann kommt eine Summe von 581 Mrd. dabei heraus. So viel Geld sparen Kreditnehmer über die Lebensdauer ihrer Kredite oder zumindest so lange wie die Zinsbindung läuft.

Zählt man diese Ersparnis mit der Ersparnis der Regierung zusammen, dann liegt der Gesamtbenefit bei 1,25 Billionen USD, verteilt auf ungefähr 15 Jahre. Das sind immerhin ca. 0,5% des aktuellen Bruttoinlandsproduktes, die jährlich gespart werden. Jetzt kann man noch die 1,25 Billionen ins Verhältnis des QE Volumens setzen. Die Ersparnis ist 35% vom QE Volumen (1,25 dividiert durch das Volumen von 3,6 Billionen). Das kann man sich als Return von QE vorstellen. 35% Rendite, das ist gar nicht so schlecht. Auf die Lebensdauer des Effekts gerechnet sind das ungefähr 2% Rendite pro Jahr.

Die Rechnung berücksichtigt natürlich keine allfälligen Kosten von QE. Diese sind schwierig zu bestimmen und zu definieren. Man könnte QE den Effekt unterstellen, dass es die Einkommensungleichheit vergrößert hat. Die langfristigen Kosten sozialer Ungleichheit können beträchtlich sein und die positiven Effekte auch wieder vollkommen ausgleichen. Ganz genau werden wir das wahrscheinlich nie wissen.

Ein Baustein in der Evaluierung des positiven Effektes von QE fehlt noch: die Auswirkungen auf den Fremdkapitalmarkt für Unternehmen. Der Markt für Unternehmensanleihen ist in den USA gigantisch. Diesen Effekt werde ich noch einmal separat zu berechnen versuchen.

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  • Flecki
    Flecki

    Sehr geehrter Herr Schmale,

    Ihre Rechnung zur Ersparnis von Staat und Konsumenten durch niedrigere Zinsen hat meines Erachtens nur wenig gesamt-volkswirtschafltiche Relevanz, da die Zinsen, die von den Schuldnern - seien es öffentliche oder private - eingespart werden, von den Gläubigern, die auf der Gegenseite stehen, nicht erzielt werden - allen voran Versicherungen und deren Kunden mit deren Einlagen wie z.B. private Rentenversicherungen, daneben Geldanleger in festverzinslichen Wertpapieren oder gewöhnlichen Spareinlagen etc.

    Was die Schuldnerseite spart, bekommt die Gläubigerseite nicht ausbezahlt und steht den Gläubigern nicht (z.B. für den Konsum) zur Verfügung. Lebensversicherer geraten in Schieflage, da sie garantierte Mindestverzinsungen kaum mehr erzielen können. Dadurch wächst allenthalben die Versuchung, mit riskanteren Anlagen doch noch Rendite zu erzielen. Das geht einige Zeit lang gut (der Markt für Ranschanleihen wächst daher stark), bis es hier und da zu Ausfällen kommt und die diejenigen, die zu spät aussteigen, die Verluste tragen. Das sind auch "Kosten"!

    Ich meine, dass es am Ende für die gesamte Volkswirtschaft ein Nullsummenspiel ist.

    Es gibt insgesamt gesehen keinerlei Ersparnisse, von denen Sie so viel berichten. Ein finanzielles Perpetuum Mobile existiert nicht. Aber viele von uns haben angefangen, zu glauben, dass man doch Geld herbeizaubern kann.

    Es gibt lediglich Verschiebungen! Verschiebungen von der Seite der Gläubiger auf die Seite der Schuldner.

    Und: Wenn es einem Staat mit hoher Verschuldung, z.B. den USA, gelingt, Kredite (Kreditverbriefungen) mit niedrigerer Bonität ins Ausland zu "exportieren", zahlen am Ende die Gläubiger im Ausland drauf. Zunächst wiederum dadurch, dass das niedrigere Zinsniveau exportiert wird und dann dadurch, dass es eventuell zu Kreditausfällen kommt, wie wir es schon im Jahre 2008 hatten. Lange ist es her.......

    Jede Form von QE und manipulierten Zinsen führt also - wenn man das gesamte Bild betrachtet - zu keinerlei Ersparnissen, sondern nur zu "tektonischen" Verschiebungen in der Finanzwelt.

    Das ist in erster Linie ungerecht, in zweiter Linie - und das ist viel relevanter - führt jedoch ein manipulierter Zins, der gegen Null geht, zu Fehlallokationen in der Anlagewelt.

    Wenn nämlich Geldleihen (fast) nichts mehr kostet, bilden sich Fehlallokationen und es kommt zu Blasen, beispielsweise an den Immobilienmärkten, wo die Preise in guten Lagen davongaloppieren, da in den verzinslichen, klassischen Anlagen (Rentenpapiere, Versicherungen, Sparbücher) nichts mehr zu holen ist.

    Das sind nach meinem bescheidenen Verständnis von Volkswirtschaft die wesentlicheren Zusammenhänge als die vermeintlichen Einspareffekte von xy %, von denen Sie berichten.

    Stefan Riedl

    11:11 Uhr, 14.11.2014
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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