Kommentar
13:40 Uhr, 05.11.2008

Was gibt man nicht alles für eine 10-Prozent-Rendite-Chance

Angesichts der dramatischen Kursverluste des laufenden Jahres, erscheinen Anlegern, die nicht unbedingt auf das schnelle Geld setzen möchten, momentan Kursgewinne von zehn Prozent auf Jahresbasis fast schon wie ein kleiner Sechser im Lotto. Das haben auch die Emittenten erkannt und bieten wie z.B. JPM Morgan und die BNP Paribas aktuell Kurzläufer zur Zeichnung an, die genau diesem Renditeprofil entsprechen. Nur eben der Weg ist bei beiden Papieren nicht der gleiche.

So versucht es JP Morgan bei seiner neuen 3 Star Bonus-Anleihe mit einer Kombination aus Multi-Bonus und Kapitalschutz und wendet sich damit an Investoren, die entweder von der Garantieseite her kommen und etwas mehr wagen möchten oder an jenen um nicht zu sagen unverbesserlichen Anlegertyp, der dem berüchtigten Multi-Prinzip noch immer nicht abgeschworen hat, jetzt aber nach einem zusätzlichen Rettungsanker sucht. Als Basiswerte müssen dabei die Aktien von Lufthansa, ThyssenKrupp und Porsche herhalten. Um die angepeilten zehn Prozent Rendite zu ergattern, funktioniert das Produkt zunächst wie ein herkömmliches Multi-Bonus-Papier, d.h. kein Wert darf zu irgendeinem Zeitpunkt während der Laufzeit seine bei 65 Prozent des Ausgangsfixings festgelegte Barriere unterschreiten. Hält sich jedoch wider Erwarten mindestens eine Aktie nicht an diese Vorgabe, so greift in diesem Fall der Kapitalschutz, der hier allerdings nur 95 Prozent des Nennwertes umfasst. Der Investor müsste also von den anfänglich eingesetzten 1.000 Euro (exkl. Ausgabeaufschlag) „nur“ 50 Euro abschreiben.

Auf einen Kapitalschutz kann der Anleger bei dem um einen Monat länger laufenden Capped Bonus Plus Pro Zertifikat der BNP Paribas auf den Euro STOXX 50 zwar nicht vertrauen, dafür kann das Papier seine hässliche Seite allerdings erst am Bewertungstag kurz vor Laufzeitende zeigen, da die zwischen 55 und 65 Prozent angesetzte Barriere nur an diesem Termin „aktiv“ ist. Kommt es hier zu keinem Schwellenereignis, sind dem Anleger die zehn Prozent Rendite sicher. Notiert der europäische Leitindex dagegen bei Fälligkeit doch auf oder unter der Barriere, kommt es zu einer Rückzahlung entsprechend der tatsächlichen Wertentwicklung und damit zu einem hohen Verlust, der bei dem JP Morgan Produkt allerdings niemals entstehen könnte, es sei denn der Emittent käme in Zahlungsschwierigkeiten.

Der BörseGo Tipp:
Wie man bei den beiden Zertifikaten sieht, führen viele Wege nach Rom, wo die zehn Prozent Rendite auf den Anleger warten. Insofern lässt sich das Duo im Prinzip auch nur in diesem einen Punkt miteinander vergleichen. „Schau mer mal“-Investoren gehen bei dem „3 Star Bonus“ womöglich ein höheres Risiko ein, am Ende mit 50 Euro weniger in der Tasche dazustehen, wohingegen Plus-Pro-Anleger sich ganz genau überlegen müssen, ob das nächste Jahr ähnlich verlaufen könnte, wie das noch laufende. In diesem Fall könnte das Loch im Geldbeutel auch schnell 40 bis 50 Prozent ausmachen.

3 Star Bonus Anleihe

Emittent/WKN:

JP Morgan / JPM9UV

Laufzeit:

20.11.2009

Preis: (in Zeichnung: 20.10.08-14.11.08)

Ausgabepreis: 100 % (1 % Agio)

Euro STOXX 50 Capped Bonus Plus Pro Zertifikat

Emittent/WKN:

BNP Paribas / BN2CYH

Laufzeit:

23.12.2009

Preis: (in Zeichnung: 27.10.08-07.11.08)

Ausgabepreis: 100 € (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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