Kommentar
08:45 Uhr, 24.01.2019

Was ein Ende des Handelskonflikts für die Aktienmärkte bedeuten würde

Trump sagt, man solle die Fortschritte mit China nicht überbewerten. Andererseits ist die Hoffnung, dass China und die USA ihr Kriegsbeil endlich begraben, zu verlockend. Nicht umsonst hatten wir eine Rallye zu Jahresbeginn. Gerechtfertigt ist das nicht.

Der Rebound zu Jahresbeginn ist stattlich. Vom Tief aus konnte der S&P 500 schon wieder 13 % zulegen. Bei solchen Bewegungen braucht es keine neuen Allzeithochs, um ordentlich Geld zu verdienen. Durch die Rally legte die Marktkapitalisierung des Index um 3 Billionen Dollar zu. Das ist eine ganze Menge und ohne Rechtfertigung ist das kaum zu halten.Wenn 3 Billionen Dollar praktisch aus dem nichts geschaffen werden, dann steckt da besser etwas dahinter. Ansonsten löst sich das alles schnell wieder in Luft auf. Geht man auf die Suche nach Gründen, sind schnell welche gefunden. Aus einer technischen Erholung wurde ein Feuerwerk der Hoffnung.

Diese Hoffnung speist sich aus zwei Dingen. Zunächst will die Notenbank so schnell nicht wieder an der Zinsschraube drehen. Dann kamen positive Signale aus Washington und Peking. Man scheint einer Einigung im Handelskonflikt näher zu kommen. So nah wie jetzt war man noch nie.

China macht nun nämlich ein verlockendes Angebot. Es will die Importe aus den USA um eine Billion Dollar erhöhen. Das ist eine große Zahl und dürfte beim US-Präsidenten gut ankommen. Auf den zweiten Blick ist die Zahl allerdings nicht mehr so groß. China will bis 2024 zusätzlich Waren im Wert von einer Billion kaufen. Es würde die Importe fast verdoppeln, doch aufs Jahr gerechnet ist das für den gesamten Handel relativ wenig.


Nichtsdestotrotz würden zusätzliche Importe von 150 Mrd. pro Jahr vor allem der Wählerschaft von Trump nützen. Will China möglichst hohe Beträge für US-Güter ausgeben, kauft es das, was es ohnehin benötigt, in Zukunft einfach in den USA. Das sind vor allem Landwirtschaftsprodukte und Öl.

Der Welt hilft das wenig. Es werden lediglich Warenströme umgelenkt. Noch ist auch nicht klar, ob es überhaupt zu einem Deal kommt. Die Hoffnung allein treibt die Kurse allerdings an. Der reale Nutzen ist jedoch gering, nicht nur für die Welt, sondern auch für die USA. Es ist lediglich ein Wahlgeschenk an Trumps Wähler.

China geht also durchaus geschickt vor. Das ändert jedoch nichts daran, dass in China selbst die Probleme ungelöst bleiben. Das Kreditwachstum verlangsamt sich weiter. Das ist beabsichtigt und langfristig auch gut. Für die Welt bedeutet das allerdings, dass China auch in Zukunft nicht mehr so stark wächst und so viele Rohstoffe importiert wie bisher.

Der Trend ist relativ eindeutig. Das zeigt auch der Zusammenhang aus Kreditimpuls und globalem Einkaufsmanagerindex. Das globale Wachstum hat von dem möglichen Deal überhaupt nichts. Es ändert nichts an der Aussicht, dass sich das globale Wachstum im gesamten Jahr 2019 abschwächen wird. Ob da eine solche Rally an den Märkten gerechtfertigt ist, kann sich jeder selbst denken.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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