Kommentar
07:36 Uhr, 21.11.2022

Was bedeutet steigende Arbeitslosigkeit für den Aktienmarkt?

Weniger Beschäftigung bedeutet weniger Umsatz und Gewinn für Unternehmen. Die Notenbank will höhere Arbeitslosigkeit. Fällt der Aktienmarkt also automatisch bei steigender Arbeitslosigkeit?

Die Arbeitslosigkeit steigt, wenn die Wirtschaft schrumpft. Im abgelaufenen Quartal konnte die US-Wirtschaft wachsen und auch das laufende Quartal sieht derzeit vielversprechend aus. Die Wachstumsschwäche der ersten Jahreshälfte ist überwunden. Ein Abschwung auf dem Arbeitsmarkt steht damit nicht unbedingt unmittelbar bevor. Dass die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt hohen Zinsen und hoher Inflation bisher so gut widerstehen, ist Neuland. Vor allem die hohe Inflation drückt derzeit die Margen der Unternehmen. Im Normalfall reagieren Unternehmen mit Entlassungen, um Kosten zu sparen.

Bisher ist das nicht der Fall. Ausnahme bildet der Technologiesektor. Während der Pandemie waren viele Dienstleistungen gefragt wie nie. Firmen wie Meta oder Amazon stellten Tausende von Mitarbeitern ein. Nun flacht das Wachstum ab bzw. ist negativ. Viele Firmen haben eine zu große Belegschaft. Es wird reagiert.

Im Rest der Wirtschaft werden nach wie vor Arbeitsplätze geschaffen. Das liegt einerseits daran, dass die Nachfrage noch immer hoch ist und der Auftragsbestand aus Pandemiezeiten bisher nicht vollständig bewältigt wurde. Andererseits haben Unternehmen auch aus der Pandemie gelernt. Sie entließen Mitarbeiter zu schnell und haben nun Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zu finden. Arbeitskräfte sind knapp und an knappen Ressourcen hält man fest und baut sie aus, wenn man kann.

Trotz allem stieg die Arbeitslosenrate in den USA im Oktober. Es war nicht das erste Mal in den vergangenen Monaten und darf daher nicht überbewertet werden. Vor allem Veränderungen in der Partizipationsrate der Bevölkerung sind für den Anstieg verantwortlich. Zusammen mit der aggressiven Geldpolitik könnte das Tief bei der Arbeitslosenrate nun langsam erreicht werden.

Der Aktienmarkt reagiert auf steigende Arbeitslosenraten nicht gut, aber auch nicht übermäßig schlecht. Im Durchschnitt fällt der Markt nach dem Erreichen des Tiefs bei der Arbeitslosenrate für mehrere Monate moderat (Grafik 1).


Die aktuelle Situation entspricht dem Durchschnitt nur bedingt. Die Umstände sind anders als im Durchschnitt. Der Hauptunterschied besteht in der Inflationsrate. Vergleicht man den heutigen Verlauf des Aktienmarktes mit dem Durchschnitt von Hochinflationsphasen, zeigen sich gewisse Parallelen (Grafik 2).

Der Markt hat kurzfristig keinen Gegenwind. Auf Jahressicht könnten Aktien unter Druck kommen, wenn die Arbeitslosenrate steigt. Der Markt kämpft nicht nur mit hoher Inflation, sondern auch mit einer hohen Bewertung. Hier zeigt der Vergleich kaum Parallelen (Grafik 3).

Das ist eine gute Nachricht. Bewertung ist nicht das Hauptproblem (Ausnahme sind einige Technologiewerte), sondern Inflation und damit die Geldpolitik. Ob die Arbeitslosenrate nun steigt, sei dahingestellt. Die Fed tut jedenfalls alles, damit die Nachfrage sinkt. Früher oder später ist damit zu rechnen, dass der Arbeitsmarkt dreht. Für den Aktienmarkt bedeutet dies im besten Fall ein moderater Verlust, der sich über drei Quartale aufbaut.

Clemens Schmale

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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