Was bedeutet die Powell-Nominierung zum Yellen-Nachfolger?
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Paris (GodmodeTrader.de) - Die Nominierung von Jerome Powell für den Posten des US-Notenbankchefs hat keine Erschütterungen ausgelöst. Schließlich setzt er auf die gleichen ökonomischen und geldmarktpolitischen Ansätze wie Janet Yellen. Allerdings gilt er im Hinblick auf das aufsichtsrechtliche Umfeld als marktfreundlicher als Yellen. So geht man davon aus, dass er die Niedrigzinspolitik zwar fortsetzen, bei der Finanzmarkt- und Bankenaufsicht aber Änderungen vornehmen wird. Deshalb kann diese Personalie aus Sicht eines Finanzinvestors an der Wall Street gar nicht falsch sein. Gleichzeitig deckt sich diese Strategie auch mit den Vorstellungen des Weißen Hauses bezüglich der Geldmarktpolitik, wie Philippe Waechter, Chefvolkswirt bei Natixis Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
An dieser Stelle könne diese Analyse aber noch nicht zu Ende sein. Powell sei nämlich kein ausgewiesener Spezialist für monetäre Fragen – und das in einer Phase, in der die Fed ihre Geldmarktpolitik wieder normalisiere. Die US-Notenbank habe kürzlich einen außergewöhnlichen Prozess eingeleitet, der eine Anhebung der Zinsen, eine Verringerung des Bilanzumfangs sowie eine Beibehaltung der niedrigen Arbeitslosenquote und einer Inflationsrate von zwei Prozent vorsehe. Das Erreichen all dieser Ziele stelle für die Notenbanker vermutlich die schwierigste Aufgabe dar. Und für jemanden, der mit der Theorie der Geldmarktpolitik vielleicht nicht so vertraut sei wie Bernanke und Yellen, könne das durchaus eine wirklich schwierige Aufgabe sein, heißt es weiter.
Warum ist das so? Weil es auf konjunktureller Ebene sowohl positive als auch negative Schocks gibt, auf welche die Geldmarktpolitik dann umgehend reagieren muss. Bisher ist Powell nämlich lediglich der Marschrichtung, die Yellen vorgegeben hat, gefolgt. Was aber passiert, wenn er nun selbst den Weg vorgeben muss? Es ist klar, dass die Personalie des US-Notenbankchefs für die Glaubwürdigkeit der umgesetzten Geldmarktpolitik entscheidend ist. Gut beobachten ließ sich dies beispielsweise im Euroraum, wo die Nominierung von Mario Draghi die Dinge grundlegend verändert und die Eurozone damit möglicherweise gerettet hat. Es wird interessant sein, die Lage zu beobachten. Wir können also nicht einfach davon ausgehen, dass Powell auf jeden Fall an die Geldmarktpolitik seiner Vorgängerin anknüpfen wird. Er wird ganz anders an die monetäre Strategie herangehen. Und wir wissen auch nicht, wie er ganz persönlich auf eine Schocksituation reagieren wird“, so Waechter.
Eine zweite Frage betreffe seine Pläne bezüglich des aufsichtsrechtlichen Umfelds. In dieser Hinsicht verfolge er einen anderen Ansatz als Janet Yellen, die ja eher eine strengere Regulierung bevorzuge.
Nein, auch auf monetärer Ebene werde Yellens Strategie also wohl nicht 1:1 fortgeführt werden. Und er sei davon überzeugt, dass es dabei um mehr als lediglich geringfügige Unterschiede gehen werde. Entscheidend werde auch sein, wie sich Janet Yellen in Zukunft verhalten werde. Ihr Mandat als Fed-Mitglied laufe nämlich eigentlich erst im Januar 2024 aus. Aber werde sie dieses Mandat weiterhin wahrnehmen, nachdem Präsident Trump sie als Notenbankchefin abgesetzt habe? Ihre Pressemeldung, die sie nach der Nominierung von Powell herausgegeben habe, spreche dafür, dass sie zumindest für den Moment bleiben werde, um auf diese Weise einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen. Das wäre dann natürlich das denkbar beste Szenario, heißt es weiter.
„Interessant wird in den nächsten Monaten auch, auf welche Art und Weise Powell die Unabhängigkeit der Fed gewährleisten wird. Seine Beziehungen zum Weißen Haus sind in diesem Zusammenhang spannend, da man dort ja gerne alles fernsteuern möchte. Und wir wissen auch, dass Trump die aktuelle Regulierungspolitik der Fed sowie das momentane Zinsniveau sehr kritisch beurteilt. Wird Powell also entsprechenden Empfehlungen des Weißen Hauses folgen? Dieser Aspekt wird für die Glaubwürdigkeit der Fed aber ganz entscheidend sein. Die andere Frage ist die, wie die US-Notenbank reagieren wird, falls die Republikaner im Kongress die Umsetzung einer geldmarktpolitischen Strategie (ähnlich der ‚Taylor Rule‘) fordern sollten. Bernanke und Yellen haben sich stets geweigert, sich in ein solches Korsett zwängen zu lassen. Wie jedoch wird sich Powell in einem solchen Fall verhalten? Falls die Fed eine Art ‚Taylor Rule‘ umsetzen sollte, ist ihre Unabhängigkeit nicht länger gegeben“, so Waechter.
Die Nominierung von Powell für das Amt des US-Notenbankchefs sei keine Überraschung gewesen. Zumal er seit seiner Berufung in den Fed-Vorstand im Jahr 2012 auch nicht für grundlegende Veränderungen stehe. In seiner gesamten Zeit bei der Fed sei er am Ende des Tages auch nie derjenige, der wirklich entschieden habe, was zu tun gewesen sei. Deshalb könne es in seiner Zukunft wesentlich komplizierter werden: Wenn nichts passiere, sei es zwar einfach (wie bei einer Art großen Moderatisierung), aber falls es zu Schocks kommen sollte, könne sich das Ganze erheblich verkomplizieren, denn dann werde er umgehend einige sehr schwere Entscheidungen treffen müssen. Sein Mangel an volkswirtschaftlichem Know-how könnte sich aus jetziger Sicht dann als problematisch erweisen – obwohl ihm ein sehr kompetentes Team zur Seite stehe. Fraglich sei auch, wie er den Deregulierungsprozess umsetzen werde. Werde er dabei zurückhaltend agieren oder doch umfangreichere Maßnahmen einleiten, heißt es weiter.
„Zurzeit gibt es also mehr Fragen als Antworten. Klar ist jedoch, dass Powell mit der Normalisierung der Geldmarktpolitik und der Verhinderung einer neuerlichen Krise vor enorm schwierigen Aufgaben steht. Darüber hinaus ist anzumerken, dass drei Posten im siebenköpfigen Fed-Vorstand bisher noch nicht besetzt worden sind. Zwei Mitglieder hat Donald Trump aber bereits ernannt: Randal Quarles, der vom Kongress noch bestätigt werden muss, sowie den designierten Notenbankchef Jerome Powell. Mit drei weiteren Neubesetzungen oder möglicherweise sogar vier, falls Janet Yellen vorzeitig aus ihrem Amt scheiden sollte, dürfte der Fed-Vorstand in Zukunft ganz anders agieren als unter der Führung von Bernanke und Yellen. Und die Rolle, die Powell dabei spielt, wird deshalb noch bedeutsamer sein“, so Waechter.
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