Kommentar
12:39 Uhr, 06.08.2021

Was auch immer Notenbanken tun werden, es ist falsch

Viele Notenbanken stecken noch in Überlegungen fest, was sie als nächstes tun sollen. Wie auch immer sie sich entscheiden werden, es wird falsch sein.

Die erste Notenbank, die ihr Quantitative Easing Programm beendet hat, ist weit weg. Es war die neuseeländische Notenbank, die zuerst den Stecker gezogen hat. Neuseeland ist weit weg, allerdings sind geldpolitische Veränderungen deswegen nicht weniger relevant. Vielmehr kann man beobachten, was der Markt davon hält. Unter dem QE-Programm hätte die Notenbank Wertpapiere im Volumen von 100 Mrd. Neuseelanddollar kaufen können. Am Ende schöpfte sie das Programm mit 53 Mrd. nur zur Hälfte aus. Die Notenbank ist mit der Wirkung zufrieden und hat das Programm am 23. Juli eingestellt. Nun geht es Schlag auf Schlag. Seit dem Ende des Programms steigen die kurzfristigen Zinsen rasant an. Die Rendite für einmonatige Schuldverschreibungen lag kurz vor dem Ende des Programms bei der Cash Rate (Leitzins). Seither ist sie auf 0,46 % angestiegen. Das macht nur Sinn, wenn der Markt innerhalb von 30 Tagen einen Zinsanstieg erwartet.


In Neuseeland wird der Leitzins praktisch garantiert in diesem Monat angehoben. Damit aber noch nicht genug, denn die Rendite für 90 Tage steht bereits bei 0,65 %. Das bedeutet, dass mit sehr hoher Sicherheit bis Ende Oktober der zweite Zinsschritt folgen wird.

Anleger scheinen davon auszugehen, dass mittelfristig weitere Zinsschritte folgen. Renditen mit einer Laufzeit bis 2 Jahre steigen fast senkrecht an. Bei 5-jährigen Anliehen ist das Tempo bereits deutlich geringer und die Rendite 10-jähriger Anleihen hat sich kaum vom Fleck bewegt. Sie steht unter dem bisherigen Hoch aus dem Frühjahr (Grafik 2).


Wenn kurzfristige Zinsen steigen, langfristige aber stabil bleiben oder fallen, flacht die Zinskurve ab. Diese Differenz aus 10- zu 2-jährigen Anleihen ist ein Wachstumsindikator. Flacht die Kurve ab, erwarten Investoren kurzfristig hohes Wachstum, mittelfristig aber immer tieferes.

Invertiert die Zinskurve in den negativen Bereich, ist eine Rezession wahrscheinlich. Da die Zinskurve stark abflacht, kann man die Marktreaktion auf die geldpolitische Straffung so interpretieren: Es ist ein Fehler. Im Idealfall steigen die kurzfristigen Zinsen erst dann, wenn auch die langfristigen Zinsen steigen, um die Zinskurve nicht zu sehr abflachen zu lassen.

Das ist nicht der Fall. Der Markt erwartet also, dass die Zinsanhebung das Wachstum deutlich verlangsamen wird. Für die Wirtschaft wäre es besser und sicherer, wenn die kurzfristigen Zinsen nicht ansteigen würden. In diesem Fall ist mit einem langanhaltenden Aufschwung zu rechnen. Derzeit erwarten Anleger, dass der Aufschwung nur von kurzer Dauer ist.

Die Notenbank könnte auch nichts tun, wie derzeit in der Eurozone oder den USA. Auch das ist nicht unbedingt erwünscht, da die langfristige Finanzstabilität gefährdet wird und die Inflation davonzulaufen droht. Worauf auch immer die Notenbanken reagieren (Wirtschaft, Finanzstabilität/Inflation), für eine der beiden Seiten ist die Entscheidung immer falsch.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Der Untergang ist also nah, deshalb fällt Gold... ;-)

    Es ist falsch.

    23:47 Uhr, 06.08. 2021
  • amateur
    amateur

    Das heißt im Umkehrschluss, dass alles was sie tun, richtig sein könnte...

    19:40 Uhr, 06.08. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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