Kommentar
16:26 Uhr, 14.09.2021

Warum selbst ein schwächerer Arbeitsmarkt eine straffere Geldpolitik nicht verhindert

Wer darauf hofft, dass sich Notenbanken wegen eines schwächeren Arbeitsmarktes doch noch davon abbringen lassen, QE zu beenden, wird vergeblich hoffen.

Das gilt vor allem für die USA. Die Notenbank will Vollbeschäftigung. Das steht schon länger in ihrem Mandat, doch noch nie hat sie dieses Mandat so ernst genommen wie jetzt. Wie kann es also sein, dass trotz wenig Dynamik auf dem Arbeitsmarkt QE noch in diesem Jahr zurückgefahren wird? Die Antwort ist ganz einfach: Der Arbeitsmarkt hat kein Problem. Der Arbeitsmarktbericht des vergangenen Monats hat genau daran viele zweifeln lassen, weil lediglich 235.000 Stellen geschaffen wurden. Die Gründe dafür sind jedoch wichtiger als die Zahl insgesamt. Noch fehlen der US-Wirtschaft 5 Mio. Jobs, um das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen. Werden nun lediglich 200.000 Jobs pro Monat geschaffen, ist das noch ein langer Weg. Die Frage ist aber nicht, ob das Vorkrisenniveau wieder erreicht ist, sondern wie viele Menschen überhaupt beschäftigt sein können. Das ist ausschlaggebend dafür, ob die Beschäftigung weiter steigen kann oder nicht.

Alles deutet daraufhin, dass Unternehmen schlichtweg keine Arbeitnehmer finden. Entlassungen erreichten gerade den niedrigsten Wert seit 25 Jahren (Grafik 1). Unternehmen halten an ihren Beschäftigten fest, denn wer jemanden entlässt, findet so schnell keinen Ersatz.

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Aus diesem Grund zahlen Unternehmen höhere Löhne, Boni und Amazon will Arbeitnehmern nun einen Bachelorabschluss finanzieren. Mit aller Kraft wollen Unternehmen Arbeitnehmer gewinnen und halten. Das ist nicht das Symptom eines Arbeitsmarktes, der ein Problem hat.

Einige führen an, dass die Partizipationsrate immer noch gering ist. Dabei wird meist die falsche Partizipationsrate betrachtet. Die Gesamtpartizipation in der Bevölkerung sinkt. Das hat damit zu tun, dass die Gesellschaft im Durchschnitt älter wird. Der Trend wird sich fortsetzen. Die Rate unter den 25-5- Jährigen hingegen sinkt nicht (Grafik 2). Das ist wichtiger, denn es zeigt, dass strukturell Menschen im arbeitsfähigen Alter nach wie vor arbeiten.

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Die Lage am Arbeitsmarkt ist angespannt. Die Lage wird sich auch nicht schnell bessern. Covid war lange Zeit ein Hemmnis. Zu Beginn der Pandemie suchten 10 Mio. Menschen nicht nach Arbeit, weil sie nicht arbeiten konnten (z.B. weil sie die Kinder betreuen mussten oder aus Angst vor einer Ansteckung lieber zu Hause blieben). Gründe, weshalb jemand wegen Covid nicht arbeiten will oder kann, gibt es viele. Die Anzahl an Personen, die diese Gründe angeben, ist von 10 Mio. auf 1,5 Mio. gesunken (Grafik 3).
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Selbst wenn die Pandemie ab morgen vorbei wäre, würden es Unternehmen schwer haben, die offenen Stellen zu besetzen. Unternehmen haben es derzeit so schwer, offen Stellen zu besetzen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr (Grafik 4).
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Auch wenn es nach einem Arbeitsmarktbericht nicht so aussehen mag, der US-Arbeitsmarkt steht unter Volldampf. Es gibt keinen Hinweis, dass sich das bald ändert. Der Arbeitsmarkt braucht keine lockere Geldpolitik. Er steht auch so unter Volldampf.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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