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12:53 Uhr, 08.05.2018

Warum sich Langlebigkeit heute auszahlt

Anleger können nach Meinung von Dani Saurymper, Leiter Research für Ageing & Lifestyle bei AXA Investment Managers, von dem demografischen Wandel profitieren, wenn sie in die richtigen Branchen investieren.

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    Kursstand: 5.516,05 Pkt (Euronext Paris) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Paris (GodmodeTrader.de) - Es ist ein historischer Meilenstein – selbst für eine Gesellschaft, die sich daran gewöhnt hat, dass ihre Mitglieder immer älter werden: In diesem Jahr wird die Zahl der über 65-Jährigen erstmals die der Kinder unter fünf Jahren übertreffen. Das Altern der Bevölkerung ist vor allem auf zwei Gründe zurückzuführen: eine bessere medizinische Versorgung und eine sinkende Geburtenrate. Bekam eine Frau in den 1950er Jahren noch im Durchschnitt fünf Kinder, sind es heute nur noch 2,5. Bis 2050 wird sich diese Zahl vermutlich nochmals auf 1,8 Kinder reduziert haben, wie Dani Saurymper, Leiter Research für Ageing & Lifestyle bei AXA Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Diese Entwicklung ist ein Trend, der sich auf alle Lebensbereiche auswirkt“, sagt Saurymper. Allein in den USA werde die Kohorte der über 65-Jährigen im Zeitraum zwischen 2020 und 2030 um 30 Prozent mehr wachsen als die breitere Bevölkerung. „Dies stellt einen bedeutenden und wachsenden globalen Kaufkraftfaktor dar, der durchaus Chancen für Investoren bietet. Die Herausforderung besteht nun darin, Unternehmen zu finden, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen ihre Kunden auch im Alter binden können.“ Viele Menschen, die in den Ruhestand gingen, hätten im Laufe ihres aktiven Arbeitslebens große Vermögen angesammelt. Schätzungen zufolge steige die Kaufkraft vermögender Best Ager von weltweit acht Billionen US-Dollar im Jahr 2010 auf 15 Billionen im Jahr 2020, heißt es weiter.

Doch wohin fließe das Geld? „Ältere Menschen investieren vor allem in Wohlfühlprodukte und -dienstleistungen. Das umfasst ein breites Feld – angefangen von Schönheitsprodukten bis hin zu Reisen und Unterhaltungsangeboten“, sagt Saurymper. In Industrieländern entfielen 26 Prozent der privaten Ausgaben älterer Menschen auf Restaurantbesuche und Erholung. Bis 2030 würden 29 Prozent aller Touristen in der EU über 60 sein. Das wachstumsstärkste Segment der Urlaubsbranche stellten dabei Kreuzfahrten dar – hier seien Menschen über 50 besonders stark vertreten, heißt es weiter.

Europäischen Frauen über 60 sei zudem ihr Aussehen wichtig: Sie gäben doppelt so viel Geld für Schönheitsprodukte aus wie Frauen unter 25. „Der Weltmarkt für Schönheitsprodukte dürfte bis 2020 entsprechend um 5,1 Prozent jährlich wachsen“, erläutert Saurymper. Auch in die Wohnsituation werde investiert. 87 Prozent der Menschen möchten im Alter nicht mehr umziehen. Daher dürften sie eine wichtige Zielgruppe für Unternehmen sein, die Produkte und Dienstleistungen für Renovierungen und Umbauten böten, um zum Beispiel barrierefreies Wohnen zu ermöglichen. Und nicht zuletzt erwiesen sich Senioren ab 65 Jahren als tierlieb: Sie gäben gerne mehr Geld für ihre Haustiere aus. „Der Markt für Premium-Tiernahrung, wie zum Beispiel gesundheitsbewusstes Hunde- und Katzenfutter des US-Anbieters Blue Buffalo, ist in den letzten fünf Jahren um 33 Prozent gewachsen und macht mehr als die Hälfte des Gesamtertrages aus“, berichtet Saurymper.

Entgegen der Annahme vieler wird der Online-Handel nicht allein von den Millennials vorangetrieben. Die ältere Generation kaufe annähernd genauso viel über das Internet ein: Im Durchschnitt schlössen die so genannten Babyboomer 15 Transaktionen pro Jahr ab, während Millennials (Alter 24 bis 38) mit 15,6 Transaktionen nur leicht darüber lägen. „Bedeutend ist vor allem, dass die Babyboomer (Alter 54-72) dafür mehr Geld ausgeben. Sie dürften mehr Gesundheitsprodukte, Wein sowie Haushaltsprodukte und -geräte kaufen, die in der Regel hochpreisiger sind“, so Saurymper weiter.

Ein längeres Leben verursache auch höhere Gesundheitskosten. Die Vorbeugung und Behandlung altersbedingter chronischer Krankheiten werde in den nächsten fünf Jahren ein wesentlicher Treiber der Gesundheitsausgaben sein. 10.000 Amerikaner erreichten jeden Tag das Alter von 65 Jahren, wodurch sich die Ausgaben für die persönliche Gesundheitsversorgung verdoppelten. Diese Kosten würden sich mit 80 Jahren wiederum mehr als verdoppelt haben. „Natürlich sind die älteren Menschen die größten Treiber der globalen Gesundheitsausgaben. Bis 2020 dürften sie um 5,3 Prozent steigen“, so Saurymper.

Anleger könnten von diesen Entwicklungen langfristig profitieren – wenn sie in die richtigen Branchen investierten. Dazu zählten Unternehmen, die in Bereichen tätig seien, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Langlebigkeit profitierten – wie verstärkte Konsumausgaben und Wellnessangebote, aber auch die medizinische Behandlung und Seniorenbetreuung, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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