Kommentar
09:48 Uhr, 27.12.2022

Warum sich die Inflation deutlich abschwächen dürfte

Der Anstieg der Energiepreise war ein wichtiger Auslöser für die hohe Inflation. Ein Rückgang der Öl- und Gaspreise dürfte nun auch die Teuerung dämpfen. Für eine echte Entwarnung ist es trotzdem zu früh.

Die Energiepreise wirken sich einerseits direkt auf die Inflation aus, weil Energie im Warenkorb der Verbraucherpreise eine wichtige Rolle spielt. Andererseits wirkt sich die Veränderung der Energiepreise auch indirekt auf die Entwicklung der Inflation aus, weil Energie in den Inputkosten in praktisch allen Gütern und Dienstleistungen enthalten ist.

In der aktuellen Hochinflationsphase war zunächst der direkte Effekt der höheren Energiepreise hauptverantwortlich für das Anziehen der Teuerung, während die indirekten Auswirkungen mit der Zeit wichtiger wurden.

Die folgende Grafik vergleicht die Entwicklung der US-Inflationsrate mit der Jahresveränderungsrate der Ölpreise. Die Ölpreise sind oft auch richtungsweisend für die Preisentwicklung von Erdgas, auch wenn durch den Ukraine-Krieg ein Sondereffekt aufgetreten ist, der die Gaspreise insbesondere in Europa deutlich stärker hat steigen lassen als die Ölpreise.

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Während die Ölpreise im ersten Halbjahr 2022 ihr absolutes Hoch bei über 125 US-Dollar erreichten, war der prozentuale Anstieg (auch wegen der niedrigeren Vergleichsbasis) bereits im ersten Halbjahr 2021 am höchsten. Der Spike der Energiepreisveränderung führte zeitverzögert auch zu einem Anstieg der Teuerung insgesamt.

In den kommenden Monaten dürfte der direkte Effekt der Energiepreisinflation praktisch völlig verschwinden, weil die Energiepreise im Großen und Ganzen wieder auf dem Vorjahresniveau angekommen sind, die Jahresveränderungsraten also bei null liegen bzw. in den kommenden Monaten sogar in den negativen Bereich sinken könnten.

Sofern es nicht zu neuerlichen Preisschocks wie Störungen der Lieferketten kommt, dürften die Inflationsraten in den kommenden Monaten und Quartalen weiter in Richtung des 2-%-Ziels der Notenbanken sinken.

Eine völlige Entwarnung ist damit allerdings trotzdem nicht verbunden. Denn in der letzten Hochinflationsphase der 70er/80er-Jahre führten diskrete Preisschocks, ausgelöst durch mehrere Ölkrisen, zu einer auch strukturell höheren Inflation, die sich als sehr hartnäckig erwies. Steigende Preise und höhere Löhne befeuerten sich gegenseitig (Lohn-Preis-Spirale). Dies ist der wichtigste Grund, warum die Notenbanken aktuell noch keine Entwarnung geben wollen. Sie wollen unbedingt vermeiden, dass die Geldpolitik (wie rückblickend mehrfach in den 70er Jahren geschehen) zu früh wieder gelockert wird, bevor die Inflation wirklich unter Kontrolle ist.

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US-Inflationsrate und effektiver Fed-Leitzins in den 70er und 80er Jahren

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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