Kommentar
14:30 Uhr, 24.06.2009

Warum nicht gleich so „easy“?

… das könnte man sich angesichts der vielen klassischen Bonus-Papiere fragen, deren Barriere zu jedem Zeitpunkt der Laufzeit auf dem Prüfstand steht und eine einzige Schwellenberührung bereits ausreicht, um die Struktur gänzlich auszuhebeln. Der ursprüngliche Zertifikate-Anleger befindet sich dann in gleicher Gesellschaft mit dem einfachen Börsianer, der von vornherein eins zu eins in den Basiswert investieren wollte, allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass er dabei der Dividende verlustig geht, die der Finanzierung der Struktur dient.

Zum Glück gibt es aber noch Emittenten wie die Commerzbank, die seit Jahren über ihre „Pro“-Schiene regelmäßig eine riesige Auswahl an Produkten mit europäischer Ausübung anbieten, deren Barrieren nur in den letzten Monat(en) der Laufzeit aktiv sind. Andere Anbieter sind nicht zuletzt infolge der Finanzkrise zum Teil auf diesen Zug aufgesprungen, wobei wir wieder beim Thema „Easy-Bonus“ wären. So nennt sich nämlich das neue noch bis zum 26. Juni zeichenbare Produkt der WestLB auf den Euro STOXX 50, bei dem es letztendlich nur auf einen Bewertungstag am Laufzeitende in etwas mehr als vier Jahren hinausläuft. Sollte der Index bis dahin nicht 50 oder mehr Prozent an Wert gegenüber dem Auflageniveau des Papiers verloren haben, kann sich der Anleger ganz „einfach“ freuen und eine Mindestrendite von zwölf Prozent einstreichen. Je nachdem, wie sich das europäische Leitbarometer entwickelt hat, nimmt er darüber hinaus an weiteren Kurszuwächsen nach oben eins zu eins unbeschränkt teil, da hier im Gegensatz zu vielen anderen Produkten kein die Performance begrenzender Cap eingezogen ist. Würde sich der Index also z.B. verdoppeln, wächst auch das Depotkonto des Zertifikate-Inhabers bei der Fälligstellung entsprechend mit. Genau dieser Punkt unterscheidet das neue WestLB-Papier auch von den Easy-Express-Zertifikaten herkömmlicher Prägung, die dafür allerdings meist deutlich kürzere Laufzeiten aufweisen und die Geduld des Investors nicht so lange auf die Probe stellen.

In der Not rücken aber beide Bonus-Varianten wieder ganz „easy“ zusammen, d.h. im konkreten Fall: Berührt der Basiswert am 27. September 2013 die Absicherungsschwelle, fangen auch bei dem Easy-Produkt die Probleme an und die Rückzahlung orientiert sich an den tatsächlichen Gegebenheiten des Marktes seit Emission. Verliert der Index also beispielsweise 60 Prozent, werden nur noch 40 Prozent des Nennbetrages an den Anleger überwiesen. Das Papier der in der jüngsten Marktanteilsstatistik des DDV auf den dritten Platz hinter der DZ-Bank und Deutschen Bank vorgerückten WestLB wird während der Zeichnung ohne Ausgabeaufschlag angeboten.

Der BörseGo Tipp: Wie leicht sich mit dem „Easy-Bonus“ wirklich Geld verdienen lässt, wird man erst in gut vier Jahren sehen. Der potentielle Anleger sollte in jedem Fall eine positive Meinung zum Aktienmarkt mitbringen und mittelfristig von einem deutlich ansteigenden Euro STOXX 50 ausgehen, da die moderate Mindestrendite, die in etwa als Ausgleich für die entgangenen Dividenden herhalten kann, die relativ lange Laufzeit ansonsten kaum rechtfertigen würde und ein weiteres Abdriften des Index ein jahrelanges „Aussitzen“ bedeuten würde.

Easy Bonus-Zertifikat
Emittent/WKN: WestLB / WLB2S0
Laufzeit: 04.10.2013
Preis: (in Zeichnung: 02.06.09 - 26.06.09) Ausgabepreis: 100 % (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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