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10:21 Uhr, 18.05.2015

Warum die Dividende nicht der neue Zins ist

Für ertragsorientierte Anleger ist das Argument „die Aktie ist alternativlos“ richtig, aber letzten Endes steht für viele Anleger den Experten von Plückthun Asset Management zufolge die Vermögenssicherung im Vordergrund.

München (BoerseGo.de) - In den vergangenen Monaten haben immer wieder Artikel in der deutschen Tagespresse und in Anlegermagazinen die Dividende als den ultimativen Ersatz für Zinsanlagen angepriesen. Das mag im ersten Moment auch einleuchten. Der Dax hat heute, obwohl nahe des Allzeithochs, noch immer eine Dividendenrendite von rund 2,4 Prozent, der Euro Stoxx 50 sogar eine von 3 Prozent, während Staatsanleihen hingegen immer öfter so gut wie keine Erträge oder sogar Negativzinsen aufweisen und Unternehmensanleihen auf historisch niedrigen Renditen gehandelt werden. Im Einzelfall kann es durchaus Sinn machen, Aktien den festverzinslichen Wertpapieren vorzuziehen. Schaut man jedoch auf das große Ganze, wird schnell klar, dass wir Zinsen nicht durch Dividenden ersetzen können, wie Plückthun Asset Management in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Gemessen an der deutschen Gesamtbevölkerung habe laut Statista die direkte Aktienquote 2014 bei 4,1 Prozent gelegen. Zusammen mit der indirekten Aktionärsquote (über Fonds) habe die Zahl bei rund 13 Prozent gelegen. Ein magerer Wert im weltweiten Vergleich. Zudem sei die Verteilung stark bildungsabhängig. Im Vergleich dazu seien 2013 laut Statista etwa 70 Prozent der deutschen Privatanleger in Bargeld, Einlagen, Lebens- und Rentenversicherungen investiert gewesen. Mehr Anleger in Deutschland zu Aktieninvestments zu bewegen sei in den letzten Jahrzehnten aus den verschiedensten Gründen gescheitert. Ein nicht zu unterschätzender Faktor sei das Fachwissen im Geld- und Finanzbereich. Hier werde beispielsweise in den Schulen viel zu wenig getan. Bevor sich die Aktienkultur in Deutschland nicht weiterentwickle, werde die Dividendenausschüttung nicht den Stellenwert des „guten alten Zinses“ erreichen, heißt es.

„Zwar spielt die Marktkapitalisierung aller Börsen weltweit mit 25 Prozent schon eine gewichtige Rolle in der Zusammensetzung aller Finanzwerte, allerdings sind die restlichen 75 Prozent der Werte fast zur Gänze zinstragende Wertpapiere. Deswegen ist anzunehmen, dass institutionelle Anleger wie Pensionsfonds oder Versicherer - aber auch der private Investor - nicht umhin kommen, weiter einen großen Anteil in festverzinslichen Wertpapieren zu halten. Ein vollständiger Ersatz von Anleihen durch Aktien ist nicht nur aufgrund der grundsätzlichen Scheu und des Sicherheitsdenkens deutscher Anleger gegenüber Aktien kaum vorstellbar, sondern auch aufgrund der unterschiedlichen Charakteristika der beiden Anlageklassen“, so die Experten von Plückthun Asset Management.

Festverzinsliche Wertpapiere würden überwiegend von Staaten, staatlichen Organisationen, Banken und Unternehmen als Mittel der Fremdfinanzierung begeben. Staatsanleihen mit guter Bonität sowie Bank- oder Unternehmensanleihen florierender Unternehmen hätten kaum ein Ausfallrisiko – somit gälten Anleihen grundsätzlich als risikoarmer. Aktien – also Beteiligungen an Unternehmen – würden an der Börse gehandelt und der Preis entstehe aufgrund der Einschätzung der Anleger über die Zukunftsaussichten des Unternehmens. Ihr Wert könne stark schwanken und es könne zu Übertreibungen (Blasen) kommen. Deswegen würden Aktien als eher riskantere Anlagen eingestuft. Nun hätten wir heute die Situation, dass bei festverzinslichen Wertpapieren aufgrund einer extrem lockeren Zentralbankpolitik und der daraus resultierenden Geldschwemme keine Zinsen mehr zu verdienen seien. Investoren seien dazu gezwungen, Rendite in anderen Anlageklassen zu suchen. So seien die massiven Liquiditätszuflüsse und die damit verbundenen Preisanstiege bei Immobilien, Kunst aber auch bei Aktien zu erklären, heißt es weiter.

„Für den Fall, dass alle Anleger auf der Suche nach Rendite ihre Portfolios zugunsten von Aktien umschichten, würden die Aktienmärkte weiter durch die zufließende Liquidität steigen und immer weniger den tatsächlichen Wert der Unternehmen widerspiegeln. Das kann am Markt zu Blasen führen, die bekanntlich irgendwann platzen. Der risikoscheue Investor hätte eventuell große Verluste zu verdauen. Die Anleger sollten nicht vergessen, dass die meisten Unternehmen zurzeit in einem positiven Umfeld agieren und dementsprechend gute Dividenden zahlen können. Dies kann sich schnell ändern, sei es durch eine Rezession oder durch unvorhersehbare Faktoren. Ein Beispiel ist die Ölindustrie, wo durch die Halbierung des Ölpreises im Verlauf der letzten zwölf Monate manche Unternehmen bereits heute Dividendenkürzungen vermelden mussten“, so der Marktkommentar weiter.

Insgesamt betrachtet könne die Dividende den Zins aus Anlegersicht also nicht ersetzen. Sicherlich bleibe die Dividende jedoch ein wichtiger Ertragsbestandteil eines Investmentportfolios. „Aus unserer Sicht können Anleger, die in den vergangenen Jahren stark auf Aktien gesetzt haben, heute jedoch einige Gewinne „mitnehmen“ – speziell in Märkten wie Deutschland, wo der Dax seit Jahresanfang rund 19 Prozent zugelegt hat. Anleger mit geringen Aktienanteilen können jedoch bei Rückschlägen am Aktienmarkt Positionen aufbauen – vor allem in dividendenstarken Werten. Ziel ist es, über die Jahre eine vernünftige und ihrem Risikoprofil angepasste Asset Allocation aufzubauen, in der die Aktie und somit die Dividende eine maßgebliche Rolle spielen. Für ertragsorientierte Anleger ist das Argument „die Aktie ist alternativlos“ sicherlich richtig. Letzten Endes steht für viele Anleger heute jedoch die Vermögenssicherung im Vordergrund. Hier hilft nur die zweifellos abgedroschene Phrase: Eine breite Streuung des Vermögens bietet Renditechancen und kann das Vermögen langfristig schützen“, so die Plückthun-Experten.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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