Warum der Staat Immobilienbesitzer im Visier hat
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Eine über Jahrzehnte immer wieder mit vielen Beispielen belegte Weisheit sagt: Der Staat ist kein guter Unternehmer. Sobald die öffentliche Hand zu sehr in die Wirtschaft eingreift, verfälscht sie Mechanismen des Marktes. Das gilt sowohl für Subventionen wie die Abwrackprämie, für Finanzspritzen an kränkelnde Unternehmen und für übermäßige Regulierungen.
Oft steckt hinter einer solchen Intervention der Wunsch, Unternehmenspleiten oder Rezessionen zu verhindern oder abzumildern. Dabei wird übersehen, dass solche Wirtschaftsabschwächungen zur Ökonomie gehören wie das Ein- und Ausatmen eines gesunden Organismus. Wenn man das Ausatmen (also die Rezession oder die Insolvenz von Unternehmen) verhindert, dann ist das genauso schädlich wie das Fehlen von frischem Sauerstoff beim Einatmen. Die degenerierte Wirtschaftsentwicklung, die wir in den vergangenen Jahren beobachten, wurde nicht zuletzt von staatlichen Interventionen ausgelöst oder zumindest verstärkt. Dazu gehört auch die politisch aufgezwungene Gemeinschaftswährung Euro, die einen Wirtschaftsbereich völlig unterschiedlicher Einzelstaaten mit einer gemeinsamen Währung knebelt, die wie ein viel zu enges Korsett wirkt. Aber das nur nebenbei.
Je länger die Finanzkrise dauert, desto stärker mischt sich der Staat in die Wirtschaft ein. Das zeigt sich in diesen Tagen gleich an mehreren Beispielen. In Frankreich gewährt die französische Regierung dem maroden Autohersteller Peugeot-Citroen Kreditgarantien in Höhe von sieben Milliarden Euro. Damit wird das Unternehmen quasi zum halbstaatlichen Konzern. Dabei ist es offensichtlich, dass im Bereich der Massenautomobile Überkapazitäten herrschen. Stützt Paris Peugeot und hält das Unternehmen damit am Markt, dann müssen möglicherweise Opel oder Fiat die Segel streichen – es sei denn, sie bekommen ihrerseits Hilfen aus Berlin oder Rom.
Doch neben den Subventionen wächst auch die Zahl der Bereiche, die der Staat glaubt, regulieren zu müssen. Ein Beispiel dafür ist der Immobilienmarkt. SPD und Grüne wollen im Bundesrat dafür sorgen, dass künftig ausschließlich Vermieter die Dienste eines Immobilienmaklers bezahlen. Ziel dieses Geniestreichs soll es sein, all jene zu entlasten, die in begehrten Ballungsräumen eine Wohnung suchen. Was, so fragt man sich, geht es den Staat überhaupt an, wer einen Makler beauftragt und wer ihn bezahlt? Warum lässt man hier nicht dem Markt seinen Lauf? In etlichen ländlichen Regionen, in denen Immobilien weniger begehrt sind, bezahlen längst schon die Vermieter oder Verkäufer den Makler. Im Boomregionen, in denen Wohnungen knapp und begehrt sind, dürften Vermieter wenig Schwierigkeiten damit haben, die Maklerkosten beispielsweise in Form einer höheren Miete auf den Mieter umzulegen. Geholfen wäre damit niemandem.
Dennoch lassen diese Pläne tief blicken. Heute wird also darüber gestritten, wer den Makler bezahlt – und welche Regulierung erwartet den Immobilienbesitzer morgen? Reden wir vielleicht demnächst über staatlich verordnete Mietobergrenzen? Oder über Zwangshypotheken zu Gunsten des Staates? Wird man versuchen, „Gerechtigkeit“ dadurch zu erreichen, dass man die vermietete Immobilie als Anlageform unattraktiv macht? Dann muss sich niemand darüber wundern, wenn das Angebot an vernünftigem Wohnraum immer geringer wird. Es wäre nicht das erste Mal, dass staatliche Intervention genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie ursprünglich bewirken sollen.
Auf jeden Fall zeigt die aktuelle Diskussion eine Schwäche der Anlageform Immobilie, auf die ich in meinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ aufmerksam gemacht habe: Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei einer Immobilie um einen Wertgegenstand, den man nicht einfach in die Tasche packen und mitnehmen kann. Er ist staatlich bekannt und registriert. Gerade in einer Zeit stärkerer Umverteilung sind Immobilienbesitzer ein einfaches Ziel für die Politik.
Denkbar ist die gezielte Erhöhung von Steuern und Abgaben auf Grundbesitz. Der Hausbesitzer könnte in diesem Fall zur „Melkkuh“ des Staates werden. Angesichts steigender Staatsverschuldungen kann auch eine sogenannte Sicherungshypothek nicht ausgeschlossen werden. Diese würde – beispielsweise um einen Staatsbankrott zu vermeiden – auf den Namen des Staates auf jede Immobilie eingetragen und wäre von deren Besitzer abzubezahlen.
Noch sind wir nicht soweit. Doch es lohnt sich, die Zeichen an der Wand zu beobachten. Derzeit ist zumindest in vielen Großstädten der Run auf Immobilien ungebrochen. Die Ironie an der Sache: Dass es soweit gekommen ist, hat auch viel mit staatlicher Intervention zu tun. Denn das gestiegene Interesse an Immobilien ist getrieben von Inflationsangst und von günstigen Zinsen. Und dies wiederum liegt in erster Linie an der expansiven Geldpolitik und der Geldschwemme der Notenbanken.
Über den Autor:
Roland Klausarbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und ist aktiver Investor. Für n-tv, N24 und den amerikanischen Finanzsender CNBC berichtete er von der Frankfurter Börse. In seinem Buch „Wirtschaftliche Selbstverteidigung“ analysiert er die Schuldenkrise und liefert konkrete Ratschläge, wie man sich vor den entstehenden Risiken schützen kann. Sie erreichen Ihn unter www.wirtschaftliche-selbstverteidigung.de
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.