Kommentar
10:07 Uhr, 02.02.2021

Warum der Spuk jetzt vorbei ist

GameStop fällt, Silber fällt, Dogecoin fällt. Die Meute der Privatanleger zieht weiter und der Markt dürfte sich wieder normalisieren.

Erwähnte Instrumente

  • Gamestop Corp.
    ISIN: US36467W1099Kopiert
    Kursstand: 144,900 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Silber
    ISIN: XC0009653103Kopiert
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  • Gamestop Corp. - WKN: A0HGDX - ISIN: US36467W1099 - Kurs: 144,900 € (XETRA)
  • Silber - WKN: 965310 - ISIN: XC0009653103 - Kurs: 27,69500 $/oz. (FXCM)
  • Dogecoin DOGE/USD - WKN: A3DJU8 - ISIN: XC000A3DJU84 - Kurs: 0,03300 $ (Kraken)

Was war das für eine verrückte Woche an den Finanzmärkten. Eine riesige Menge an Privatanlegern brachte durch ihre koordinierten Käufe milliardenschwere Wall-Street-Profis in Bedrängnis. Der Hedgefonds Melvin Capital und der Online-Broker Robinhood mussten sich mehrere Milliarden Dollar an frischem Kapital besorgen, während Citron Research sein Geschäftsmodell, Aktien zu shorten und dann durch Research-Berichte für sinkende Kurse zu sorgen, gleich ganz an den Nagel hängte.

Doch so plötzlich wie der Spuk begonnen hatte, dürfte er jetzt auch vorbei sein. Besonders deutlich zu sehen ist das an den GameStop-Aktien, mit denen alles begonnen hatte. Die Anteilsscheine der Videospielhandelskette haben sich gegenüber ihrem am vergangenen Donnerstag erreichten Hoch inzwischen ungefähr gedrittelt.

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Für den Rückfall gibt es einen guten Grund: Der Short Squeeze, der die Aktien angetrieben hatte, ist inzwischen vorbei. Die starke Nachfrage nach den Aktien war dadurch befeuert worden, dass die Hedgefonds, die sich mit den Papieren verspekuliert hatten, ihre Positionen panisch schließen mussten, indem sie die Aktien kauften. Doch dieser Prozess ist jetzt größtenteils abgeschlossen. Nach Daten von IHS Market ist der sogenannte Short Interest bei GameStop von astronomischen 114 Prozent Mitte Januar auf zuletzt nur noch 39 Prozent gefallen. Die Shortseller haben ihre verlustbringenden Positionen also bereits größtenteils geschlossen und es gibt von dieser Seite kaum noch Kaufdruck.

Auch der sogenannte Gamma Squeeze, der die Kurse zusätzlich befeuert hatte, ist keine Unterstützung mehr. Hatten bisher die steigenden Kurse dafür gesorgt, dass die Stillhalter von Optionen zusätzliche Aktien kaufen mussten, um sich gegen weitere Kurssteigerungen abzusichern, so können sie angesichts nun sinkender Kurse ihre Aktien zunehmend wieder verkaufen. Sowohl auf dem Weg nach oben als auch auf dem Weg nach unten führt ein positives Gamma-Exposure der Stillhalter von Optionsgeschäften dazu, dass die Kursbewegungen verstärkt werden. Zudem hielten viele Privatanleger Optionen, die in der vergangenen Woche bereits ausgelaufen sind.

Auch andere Basiswerte, die zuletzt von den Privatanlegern nach oben gekauft wurden, fallen inzwischen wieder, so etwa Silber oder Dogecoin. Hier hatten die Privatanleger auch nicht von einem Short oder Gamma Squeeze profitiert.

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Dass die Privatanleger-Meute durch koordinierte Käufe noch einmal einen ähnlichen Erfolg feiern kann wie bei den GameStop-Aktien ist sehr unwahrscheinlich. Zum einen haben die professionellen Shortseller hinzugelernt und dürften künftig erheblich vorsichtiger agieren. Dass sich alle Shortseller auf eine Aktie stürzen und diese so extrem stark leerverkaufen, dass sie später Schwierigkeiten bekommen, ihre Position wieder glattzustellen, dürfte den meisten auf absehbare Zeit nicht noch einmal passieren.

Zum anderen dürfte die starke Koordinierung von Millionen von Privatanlegern ein Einmaleffekt gewesen sein, der sich so nicht mehr wiederholen lässt. Durch die Medienberichte wurden Millionen von Anleger plötzlich auf GameStop und andere gepushte Aktien aufmerksam und sprangen auf den Zug auf. Diese Anleger dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit aber am Ende des Tages Verluste verbuchen und damit für künftige koordinierte Käufe nicht mehr zur Verfügung stehen. Außerdem wird sich das Interesse der Anleger zunehmend aufsplitten und sich nicht mehr nur auf wenige Aktien richten. Der Spuk dürfte also mit recht hoher Wahrscheinlichkeit vorbei sein.


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  • MC500
    MC500

    ...vorbei ist das alles noch lange nicht - siehe 1999! Erst nach dem nächsten Megacrash wirds wieder ruhiger. Ist zu viel Geld im System.

    13:54 Uhr, 03.02.2021
    1 Antwort anzeigen
  • Fresh
    Fresh

    Schade,
    dass nicht mal im geringsten erwähnt wird
    wie das ganze jetzt durch die Lange Hand der Banken/ Hedefonds abgerochen(verboten) wurde!
    Sprich die Spielregeln werden einfach geändert zu ungunsten der Kleinanleger!

    Finde nicht gut das in dem Artikel "die Meute" nur als Zocker dargestellt wird.
    Hier wurde einfach gut getradet gegen die Shorts des Establishments und das wurde natürlich von diesem so nicht lange geduldet.

    beste grüss&schöne Woche an alle

    14:46 Uhr, 02.02.2021
    1 Antwort anzeigen
  • Blya
    Blya

    Die Meute (Sie Herr Baron), der Mob (Focus), können wir bitte mit diesen Kampfbegriffen aufhören? Evtl. können wir uns ja mal auf neutralere Wortwahl einigen, denn die Institutionellen Anleger und Hedge Fonds nennen Sie in ihren Artikeln auch nicht "Geier" oder "Heuschrecken".

    Ich persönlich gratuliere jedem der bei diesem Trade verdient hat.

    13:59 Uhr, 02.02.2021
  • Husky
    Husky

    WSB haben bereits in 2019 (August/September) begonnen, GME zu kaufen. Die , die es damals taten, sitzen noch immer auf satten Gewinnen.

    11:10 Uhr, 02.02.2021
  • Indiana Jones
    Indiana Jones

    "Hier hatten die Privatanleger auch nicht von einem Short oder Gamma Squeeze profitiert"

    Auf welcher Faktenbasis beruht ihre Aussage, dass Privatanleger wieder die Dummen sind? Ich würde in diesem Fall eher das Gegenteil behaupten (auch ohne Einzeldaten zu kennen). Aber wenn Hedgefonds mehrere Mrd. verloren haben, hat eine Umverteilung stattgefunden. Wohin kann ich nicht sagen, aber vermutlich auch in viele, viele Depots von Kleinanlegern.

    11:06 Uhr, 02.02.2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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