Kommentar
11:36 Uhr, 22.08.2018

Warum China mit seiner Politik den eigenen Fall besiegelt - und was das mit der Sowjetunion zu tun hat

China hat aus vielen Fehlern anderer gelernt. Trotzdem wird das "Reich der Mitte" mit der Sowjetunion wohl vor allem Eines teilen: den Niedergang.

China schafft es seit Jahren, die „harte Landung“ der Wirtschaft zu vermeiden. Der Welt ist das ein Rätsel, denn China ist sehr hoch verschuldet. Zudem steigen die Löhne, sodass China nicht mehr die Werkbank der Welt sein kann. Letzterem versucht die Regierung durch ihre Vision "Made in China" zu begegnen.

Bis 2025 soll China in anderer Hinsicht wettbewerbsfähig sein. Es geht nicht mehr nur um Masse, sondern um Qualität. Billige T-Shirts kommen heute aus Bangladesch und nicht mehr China. Dafür soll die Welt in den 20er Jahren hochwertige Güter aus China importieren. Dazu werden große Anstrengungen im Technologiesektor unternommen.

In vielen Feldern ist China bereits sehr weit. In der Robotik wird China so manch anderes Land bald überholen. Weitere Bereiche werden folgen. Das allein reicht allerdings nicht und selbst bei hoher Produktqualität ist unsicher, ob Made in China jemals so gut ankommen wird wie Made in Germany.

Gelingt Made in China 2025, muss man sich wenig Sorgen um die Produktion machen. Dafür geht China enorme Risiken an anderer Stelle ein, die sich rächen werden. Hier kommt der Vergleich zur Sowjetunion ins Spiel, der in einem Blog-Beitrag auf Bloomberg aufgegriffen wurde.

Es geht dabei um Chinas Ambition der neuen Seidenstraße (Belt and Road Initiative). In 70 Ländern wird massiv in Infrastruktur investiert. Mehrere hundert Milliarden Dollar sind bereits geflossen, weitere 500 Mrd. sind bereits verplant. Insgesamt sollen 1,5 Billionen Dollar investiert werden.

Bei uns hört man davon wenig. In Asien und teils Lateinamerika gibt es jedoch einen Bauboom, der auf Pump finanziert ist. China investiert nicht selber. Das müssen schon die einzelnen Ländern tun. China vergibt jedoch einen Großteil der Kredite. Manche Projekte kosten „nur“ wenige Milliarden. Andere Projekte verschlingen zweistellige Milliardenbeträge.

Das kann gehörig schiefgehen. Sri Lanka baute einen Hafen für 1,3 Mrd. – finanziert durch chinesische Kredite. Das Projekt zahlte sich nicht aus. Weil Sri Lanka die Kredite nicht bedienen konnte, wird der Hafen nun 99 Jahre lang an China verpachtet. So ähnlich wird es vielen anderen Ländern auch gehen.

In einem Paper (Hurley, Morris, Portelance) wird untersucht, wie stark die Verschuldung verschiedener Länder steigen wird. So wird die Verschuldung von Kirgistan von gut 60 % auf knapp 80 % steigen. China wird über zwei Drittel dieser Schulden halten.

China belastet seine eigene Bilanz stark. Ebenso sind viele chinesische Firmen involviert, um die Infrastruktur zu bauen. Das sorgt für einen Wachstumsschub. Dieser Wachstumsschub wird irgendwann vorübergehen. Es geht bei der Initiative freilich nicht nur um Wachstum. China bindet die teilnehmenden Länder an sich, notfalls über Schulden.

Diese horrenden Investitionen sind eine Art Imperialismus. Die Sowjetunion verfolgte ein ähnliches Ziel und System. Es wurden Unmengen in die Peripherie investiert, um die Sowjetunion zusammenzuhalten. Der Kern wurde vernachlässigt. Am Ende brach alles zusammen.


China läuft Gefahr, eine ähnliche Erfahrung zu machen. Ob wir bereits jetzt den Peak gesehen haben (Grafik 1), kann man nicht mit Sicherheit sagen. Die Gefahr besteht allerdings. Ob es das Ganze wert ist, sei dahingestellt. Trotz aller Bemühungen und einem gewissen Imperialismus hinkt China den USA nach wie vor deutlich hinterher (Grafik 2). Chinas Wettrennen ums Aufschließen zu den USA könnte China sogar zu Fall bringen.

Clemens Schmale

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13 Kommentare

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  • Griesgram
    Griesgram

    also das heutige China in seiner weiteren Entwicklung, mit der Sowjetunion zu vergleichen ist sehr sehr gewagt und ich unterstelle dem Autor sehr wenig Wissen oder Ahnung von der Sowjetunion zu haben

    19:33 Uhr, 27.08.2018
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Der Fehler in der BIP Statistik ist, dass er auf Wechselkursen basiert die nicht mehr passen. Der USD ist massiv überbewertet. Wenn die Welt versteht das die USA nicht mehr die Weltmacht #1 ist wird der USD kollabieren und Euro und Yuan massiv steigen. Der Handelskrieg ist der traurige Versuch das zu verhindern. Aber man wird es nicht verhindern können, es sind einfach zu viele Chinesen.

    Sadam und Gardaffi waren eine Gefahr für den Petro Dollar. Da haben wir noch brav mitgemacht. Heute sieht die Lage anders aus. Das Finanzsystem ist am Ende. Russland und China handeln ihre fossilen Energieträger nicht mehr in USD. Der Iran will sein Öl in Euro handeln und wird ebenfalls sanktioniert. Die EU stellt sich auf die Seite des Irans da die USA am Ende sind. Nun geht es um die Leitwahrung der Zukunft . Euro oder Yuan.

    09:32 Uhr, 23.08.2018
  • maykaefer
    maykaefer

    Mit dem Seidenstraßenprojekt übernimmt China die Kontrolle der Währungen der beteiligten Länder. Ist das geschehen kontrollieren Sie das Land. Nicht Erdogan kontrolliert die türkische Lira sondern die USA.

    20:22 Uhr, 22.08.2018
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Naja, denke gerade mit Bloomberg muss man vorsichtig sein. Für mich ein US-Propaganda Instrument und meistens sehr fern der Realität. Zudem muss man auch die Interessen sehen. Aufsteigende Mächte sind nun mal China, Russland, Indien. Das US-Imperium ist am Untergehen. Daher ist es sonnenklar, dass man mit allen Mitteln versucht, seine Gegner klein zu reden und deren Untergang zu prophezeien. Man will ja nicht, dass westliche Unternehmen und Bürger dort auch noch investieren. Das soll man ja gefälligst in Wertewesten tun! Denke das grösste Problem in den USA, dass sie sich zu Tode rüsten! Grösstes Rüstungsbudget aller Zeiten und man bekommt dafür nur unbrauchbaren Schrott.. eigentlich nur um US-Waffenkonzerne zu bereichern. Ja so gehen Imperien zu Grunde. Auch das war ein Hauptgrund, warum die Sowjetunion stürzte, nicht mal die Investitionen in der Peripherie, sondern das extreme Rüstungsbudget, weil sie hier auf Reagan reingefallen sind. Putin und China wird das nicht mehr passieren, aber den USA. Wenn man sieht, was hier Russland erreicht mit einem Zehntel der US-Rüstungsausgaben und sind heute gleichwertig in der Kampfkraft. China ebenso. Das sind die Realitäten.

    13:20 Uhr, 22.08.2018
  • Tatütata
    Tatütata

    Grafik 1 ist die Wachstumsrate des Bruttosozialproduktes. Grafik 2 wohl das BSP pro Kopf. Alles in Dollar, sonst nicht vergleichbar. Am Ende geht es um die Produktivität pro Einwohner in USD.

    Die große Frage ist, ob eine sozialistische Planwirtschaft die gleiche Produktivität pro Einwohner erreichen kann, wie eine kapitalistische Gesellschaft. Ich glaube das nicht.

    12:33 Uhr, 22.08.2018
  • Pitjupp
    Pitjupp

    Herr Schmale, ich empfehle einen Besuch in Shanghei, einfach um zu sehen, was möglich ist im Reich der Mitte. Unglaublich! Nachhaltige und intelligente Investitionen in Bildung und Infrastruktur überall.

    Was den Vergleich des Pro-Kopf-Einkommens angeht, kann auch Deutschland mit den USA nicht mithalten. Allerdings bei erheblich geringeren Wachstumsraten als China. UNS werden die auf jeden Fall bald überholen.

    11:54 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • k_traxler
    k_traxler

    Hr. Schmale: das sind wohl $ als Pro-Kopf-Einkommen, oder. US-Amerikaner müssen aber erhebliche Teile des Einkommens für Sozialversicherung etc. ausgeben, bei den Chinesen weiß ich nicht wie sich das verhält.

    Interessanter wäre eine Grafik 'Pro-Kopf-Kaufkraft'. Da werden die Chinesen wohl besser abschneiden als beim Pro-Kopf-Einkommen.

    11:52 Uhr, 22.08.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Elchness
    Elchness

    Was genau wird in Grafik 1 gezeigt? Die y-Achse ist nicht beschriftet und im Text finde ich dazu auch keinen Hinweis. Versteh nicht, was für % Werte das sind.

    11:52 Uhr, 22.08.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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