Kommentar
10:43 Uhr, 06.04.2023

Warren Buffett leiht sich Yen - Was steckt dahinter?

Die Investmentholding Berkshire Hathaway von Starinvestor Warren Buffett hat angekündigt, sich über die Ausgabe von Anleihen, die in Yen denominiert sind, frisches Geld zu besorgen. Was steckt dahinter?

Berkshire Hathaway hat am Mittwoch die Emission von auf Yen lautenden unbesicherten Schuldverschreibungen über BofA Securities und Mizuho angekündigt. Die Schuldpapiere sollen in Stückelungen von 100 Mio. Yen und darüber hinausgehenden ganzzahligen Vielfachen von 10 Mio. Yen ausgegeben werden, andere Details wurden nicht genannt. Diese sollen erst zum Zeitpunkt des Angebots mitgeteilt werden.

Will Buffett japanische Aktien kaufen?

Ein Teil des Geldes dürfte Berkshire Hathaway einsetzen, um bereits laufende Anleihen abzulösen, berichtete Nikkei Asia. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass Berkshire Hathaway mit dem Geld auch weitere Investitionen tätigen will.

Interessant ist die Anleihenemission auch deshalb, weil Berkshire Hathaway auf einem riesigen Cashberg sitzt. Ende 2022 belief sich der Cashbestand auf 129 Milliarden Dollar. Trotzdem hält es Warren Buffett offenbar für sinnvoll, sich über die Ausgabe von Anleihen frische liquide Mittel zu besorgen.

Ein naheliegender Grund für die Ausgabe von Anleihen in Yen könnte sein, dass Buffett weitere Investitionen in Japan plant. Im August 2020 hatte Berkshire Hathaway angekündigt, sich an großen japanischen Handelshäusern zu beteiligen. Im November 2022 wurden die Investitionen weiter aufgestockt. Inzwischen hält Berkshire Hathaway Anteile von jeweils über 6 % an Mitsubishi Corp., Mitsui & Co., Itochu Corp., Marubeni Corp. und Sumitomo Corp. Bei diesen Konzernen handelt es sich um große Handelshäuser, die unter anderem mit Rohstoffen, Zwischenprodukten, Fertigprodukten und Dienstleistungen handeln. In Japan werden diese Konzerne auch als Sōgō Shōsha bezeichnet.

Die Aktien der japanischen Handelsgesellschaften schneiden aktuell auch nach dem stock3 Score sehr gut ab. Mitsubishi, Mitsui und Marubeni kommen aktuell auf einen stock3 Score von mehr als 85 %. (Häufig gestellte Fragen werden im FAQ zum stock3 Score beantwortet).

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Mischt Buffett beim Yen Carry Trade mit?

Ein anderer Grund für die Ausgabe von Anleihen in Yen könnte allerdings auch sein, dass Buffett das nach wie vor bestehende Niedrigzinsumfeld in der japanischen Währung nutzen will. Die japanische Notenbank hält den Leitzins weiter bei -0,1 % und das Ziel für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen bei 0 %. Berkshire Hathaway muss zwar höhere Zinsen zahlen, allerdings dürfte es für Berkshire Hathaway trotzdem grundsätzlich attraktiv sein, sich in Yen zu verschulden und nicht etwa in Dollar oder Euro.

Der sogenannte Carry Trade ist eine bei institutionellen Anlegern beliebte Strategie, bei der Geld in einem Währungsraum mit niedrigen Zinsen geliehen wird und in einem Währungsgebiet mit höheren Zinsen angelegt wird. Vor der Finanzkrise gab es einen ausgeprägten Yen Carry Trade zwischen dem japanischen Yen und dem US-Dollar. Da die Zinsen in den USA deutlich höher lagen als in Japan, war es ein lohnendes Geschäft, sich zu beinahe Nullzinsen japanische Yen zu leihen, das Geld in US-Dollar zu wandeln und im Dollarraum zu Zinsen von vielleicht vier oder fünf Prozent anzulegen.

Auch aktuell könnte das weiter bestehende Niedrigzinsumfeld in Japan den Yen Carry Trade wieder attraktiv machen. Immerhin liegt der japanische Leizins bei -0,1 %, während der Leitzins in den USA bereits bei 4,75 % bis 5,00 % liegt. Die hohe Zinsdifferenz könnte es grundsätzlich attraktiv machen, sich in Yen zu verschulden und das Geld im Dollarraum zu investieren. Möglich, dass auch Buffett das so sieht.

Der überragende Erfolg von Warren Buffett in den vergangenen Jahrzehnten ist nicht nur auf Investitionen in günstig bewertete Qualitätsaktien zurückzuführen. Vielmehr hat Buffett schon immer davon profitiert, günstg an Fremdkapital zu kommen und dieses für Investitionen mit höherer Rendite zu nutzen, wie im folgenden Artikel beschrieben wird: Nullzinsen: Das große Geheimnis von Warren Buffett.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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