Kommentar
10:10 Uhr, 08.03.2022

War das die finale Panik?

Das Tief ist erreicht, wenn Panik herrscht. Am Freitag fiel so mancher Index um 5%, am Montag folgten Intraday gleich wieder -5%. Ist das nun das Paniktief?

Viele Indizes konnten einen kleinen Teil ihrer maximalen Tagesverluste am Freitag vor Handelsschluss wieder wettmachen. In Europa gab es dennoch kaum einen Index, der nicht mit 4 % oder 5 % im Minus schloss. Auch wenn europäische Indizes volatiler sind als die Leitindizes in den USA, ein Minus von 5 % sieht man nicht jeden Tag und wenn sich der Trend nach einem Wochenende gleich unvermittelt fortsetzt, ist das schon ein starkes Zeichen.

Der DAX verlor in der zurückliegenden Woche mehr als 10 % und bis zum Tagestief am Montag über 15 %. Damit fallen diese Handelstage unter die schlechtesten 6 Wochen der letzten 20 Jahre. Grundsätzlich gilt: Je schneller die Aktien fallen, desto größer die Panik und desto wahrscheinlicher ein Tief. Trotz großer Tages- und Wochenverluste hat der Aktienmarkt aber ein Problem. Panik gibt es (noch) nicht oder zumindest nicht in dem Ausmaß, dass der Markt „Kaufen!“ schreit.

Es gibt keine offiziell gültige Anleitung wie man Panik misst. Inoffiziell gelten Volatilitätsindizes als Gradmesser für Panik. Je höher die Volatilität ist, desto mehr Panik greift um sich. In Europa erreichte der Volatilitätsindex auf den Stoxx 50 (Vstoxx) zur Zeit der Finanzkrise ein Hoch von knapp 90 Punkten. Das Gleiche galt während des Crashs zu Pandemiebeginn Anfang 2020 (Grafik 1).

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Am Montag erreichte der Index einen Wert von 59 Punkten. Das ist hoch, aber auch nicht viel höher als etwa 2010 oder 2011. Man kann nicht von ausgereifter Panik sprechen. Angst ja, Panik nein. In den USA gilt das umso mehr (Grafik 2). Der Volatilitätsindex auf den S&P 500 (VIX) stieg auf 36 Punkte. Gemessen daran herrschte selbst Anfang und Ende 2018 mehr Panik.

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Vermögensberater sind ebenfalls noch nicht in Panikmodus. Hier wird wöchentlich erhoben, welche Positionierung die Anlageberater empfehlen. Aktuell wird weiterhin eine Positionierung empfohlen, die auf steigende Kurse setzt. Der Index fällt selten in den negativen Bereich. Der aktuelle Wert ist jedoch noch vergleichsweise hoch. Auch hier gab es deutlich tiefere Werte, obwohl die Zeiten weniger schwierig waren.

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Ein eindeutiges Kaufsignal aufgrund von Panik ist bisher ausgeblieben. In Europa und Deutschland befinden sich viele Indizes nun in Bärenmarktgebiet, nachdem sie mehr als 20 % einbüßten. In den USA wäre ein solcher Rückgang eine sehr große Chance. Über viele Jahrzehnte gemessen sind Rückgänge von 20 % bei US-Indizes attraktive Einstiegschancen. In Europa liegt dieser Wert höher und näher bei 30 %.

Ob es noch dazu kommt, dass die Kurse weitere 10 % verlieren, sei dahingestellt. In Zeiten hoher Volatilität das Tief genau zu erwischen, ist aussichtslos. Es kommt zudem immer auf den Anlagehorizont an. Je länger dieser ist, desto eher kann man kaufen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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