Kommentar
16:13 Uhr, 08.09.2021

Wann wird Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelöst?

Microsoft und Alphabet sind Apple dicht auf den Fersen. Ob Apple als wertvollstes Unternehmen vom Thron gestoßen wird, hängt vor allem von einem Faktor ab.

Erwähnte Instrumente

  • Apple Inc.
    ISIN: US0378331005Kopiert
    Kursstand: 155,710 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Apple Inc. - WKN: 865985 - ISIN: US0378331005 - Kurs: 155,710 $ (Nasdaq)

Apple liefert jedes Quartal einen zweistelligen Milliardengewinn ab. Langsam aber sicher nähert sich das Unternehmen einem Jahresgewinn von 100 Mrd. Dollar. In den vier Quartalen bis Ende 2021 dürfte die Marke von 90 Mrd. erstmals geknackt werden. Danach trauen Analysten Apple jedoch nicht mehr viel zu. Bis 2023 wird ein stagnierender Gewinn vorhergesagt, obwohl der Umsatz auf nahezu 400 Mrd. von 365 Mrd. steigen soll. Das gibt zu denken, denn Analysten überschätzen den zukünftigen Gewinn gerne, je weiter sie in die Zukunft blicken. Es wirft auch Fragen auf, dass der Umsatz steigen soll, der Gewinn jedoch nicht. Das bedarf einer Erklärung. Zunächst lohnt noch ein Blick auf das, was Apple erreicht hat. Bis 2005 war das Unternehmen kaum profitabel. In nur 16 Jahren ist der Gewinn von 500 Mio. auf über 90 Mrd. gestiegen und der Umsatz hat sich von 10 Mrd. auf über 350 Mrd. vervielfacht. Man kann gar nicht oft genug sagen, wie außergewöhnlich das ist.

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Inzwischen sind einzelne Produktgruppen von Apple so groß wie andere Börsenschwergewichte. Mit dem iPhone macht Apple so viel Umsatz wie Exxon oder mit dem iPad so viel wie SAP (Grafik 2). Selbst mit Wearables (Apple Watch, insbesondere aber AirPods) werden bis Ende 2021 fast 40 Mrd. an Umsatz generiert. Mit Uhren und Kopfhörern 40 Mrd. Umsatz generieren, das muss man wirklich erst einmal schaffen.
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An der Börse ist Apple deutlich mehr wert als die Summe von Exxon, Oracle, SAP, Caterpillar und Siemens. Das liegt an der hohen Gewinnmarge. Diese liegt bei fast einem Viertel. Das ist traumhaft (Grafik 3). Die Marge stagniert jedoch seit 2011 auf hohem Niveau und leichten Schwankungen.
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Vor genau einer solchen Schwankung haben Analysten Angst und trauen Apple daher in den nächsten Jahren kein Gewinnwachstum mehr zu. Aktuell sind die Margen hervorragend. Mit der neuen iPhone Generation und dem 5G-Upgradezyklus stieg die Bruttomarge in diesem Jahr gegenüber 2020 leicht an.

Besonders lukrativ ist jedoch der Bereich Services. Die Bruttomarge liegt bei knapp 70 % und ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen (Grafik 4). Im Bereich Services sind die Kosten relativ gering, da Apple lediglich die Plattform zur Verfügung stellt. Dazu gehört vor allem der App Store. Genau hier beginnt der Schuh zu drücken.

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Apple kündigt gerade ein Eingeständnis nach dem anderen an. App Entwickler werfen Apple vor, dass es eine zu hohe Marge verlangt. Wird eine App gekauft oder Services in einer App, kann Apple 30 % daran verdienen. Das ist viel. Für einige Apps gibt es nun die ersten Ausnahmen. App Entwickler können Nutzer auf die eigene Website verweisen und dort an Apple vorbei abrechnen. Geben App Entwickler dort das, was Apple bisher verdiente, als Discount, ist das für Nutzer attraktiv.

Macht es für Nutzer keinen Unterschied, ist die Abwicklung über Apple bequemer und Apple muss sich keine Sorgen machen. Analysten haben ganz offenbar ihre Sorgen. Apples Marge im Service-Bereich steht unter Beschuss. Apple selbst nennt dies in seinen Geschäftsberichten als eines der wichtigsten Risiken.

Ist der 5G-Upgradezyklus vorbei und kommen gleichzeitig Services unter Margendruck, ist verständlich, dass Analysten kein Gewinnwachstum mehr sehen, selbst wenn der Umsatz noch steigt. Microsoft und Alphabet, die Apple auf den Fersen sind, haben zum Teil ähnliche Probleme. Vor allem Alphabet muss seine Margen an ähnlichen Fronten wie Apple verteidigen.

Es ist nicht garantiert, dass Microsoft Apple als wertvollstes Unternehmen ablösen wird. Microsoft wird jedoch Gewinnwachstum zugetraut, Apple nicht. Das einzige Gewinnwachstum bei Apple ist durch Aktienrückkäufe zu erwarten. Dadurch reduziert sich die Anzahl Aktien und der Gewinn je Aktie kann weiter steigen.

Um aus der wahrscheinlichen Stagnation auszubrechen, braucht es ein neues Produkt. Vor 2023 ist es nicht absehbar. Frühere Zyklen bei der Margenkompression wurden mit Korrekturen von 30 % und mehr bestraft. Vielleicht haben Anleger Glück und entgehen dem Schicksal dieses Mal. Wenn nicht, dürfte bald eine Korrektur anstehen und die Krone geht an Microsoft.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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