Kommentar
08:37 Uhr, 12.07.2018

Wann kommt die Rezession? Google weiß es!

Jeder weiß, dass wir uns mehr am Ende des Konjunkturzyklus bewegen als am Anfang. Aber wie weit ist das Ende denn tatsächlich noch entfernt?

Auch Google weiß das natürlich nicht ganz genau. Es gibt aber einen Hinweis. Mit Spannung kann man derzeit beobachten, wie die Zinskurve immer flacher wird. Invertiert die Kurve erst einmal, ist die Rezession nicht mehr weit.

Das Interesse der Internetnutzer an einem Thema lässt sich über Google messen (Grafik 1). Derzeit steigt das Interesse an dem Thema „invertierte Zinskurve“ deutlich an. Interesse an einem Thema und tatsächliche Entwicklung gehen Hand in Hand. Gesteigertes Interesse geht dem eigentlichen Ereignis voraus.

Das war bei Kryptowährungen nicht anders als jetzt bei der Zinskurve. Steigendes Interesse zeigt an, dass es bald soweit ist. In diesem Fall: die Inversion der Zinskurve. Übermäßiges Interesse ist dann ein Kontraindikator. So erreichte Google Trends zum Jahreswechsel das absolute Hoch beim Thema Krypto-Blase. Seither geht es mit den Preisen bergab.

Ein präzises Timing Instrument ist das nicht. Das steigende Interesse deutet allerdings an, dass die Inversion wohl näher ist als viele denken. Statt 18 Monate bis zur Inversion scheinen 6 Monate realistischer.

Bis vor kurzem gab es noch positive Signale zum Wirtschaftswachstum. Eine Wachstumsrate im zweiten Quartal im Bereich von 4 % erschien vorstellbar. Dann brach die Vorhersage der Notenbank von Atlanta plötzlich von 4,5 % auf 3,8 % ein. Der Grund: die Konsumausgaben lahmen.

Grafik 2 zeigt dazu das Wachstum der Konsumausgaben. Der Konsum ist für zwei Drittel der Wirtschaftsleistung verantwortlich. Krankt es an dieser Stelle, sind außergewöhnlich hohe Wachstumsraten für die Gesamtwirtschaft unwahrscheinlich. Kurzfristig können die höheren staatlichen Ausgaben den negativen Trend beim Konsum ausgleichen. Mittelfristig wird das schwierig.

Das schwache Konsumwachstum ist vor allem auch deswegen bemerkenswert, weil der Arbeitsmarkt nach wie vor boomt. Dieser Boom setzt sich allerdings nicht in höheren Konsumausgaben um. Das reale Konsumwachstum entspricht derzeit mehr oder minder dem Beschäftigungsaufbau und nicht viel mehr. Das ist zu wenig.

Einen sofortigen Abschwung muss man nach wie vor nicht befürchten. Die Lage spitzt sich jedoch langsam aber sicher zu. Kurzfristig ist die Lage gar nicht so schlecht. Das gilt auch für den Aktienmarkt. Mittelfristig bin ich skeptischer. Mit etwas Glück sehen wir noch einmal neue Allzeithochs.

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2 Kommentare

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  • Trainvestor
    Trainvestor

    "Gesteigertes Interesse geht dem eigentlichen Ereignis voraus." Ist nicht eher das Gegenteil der Fall, insbesondere bei dem genannten Beispiel der Kryptowährungen? Das Masseninteresse kam doch erst mit den Medien, die Lämmer kaufen am Hoch und dann kommt der Abverkauf. Derzeit, bei tieferen Kursen, ist da Interesse laut google an Bitcoin und Co. wieder deutlich geringer. Erst das Ereignis selbst erzeugt doch dann die Suchanfragen, da alle wissen wollen, wie sie ein noch ein Stück vom bereits gegessenen Kuchen abbekommen

    08:31 Uhr, 13.07.2018
  • Möve
    Möve

    Danke für den interessanten Artikel. Welche Zeitspanne ist für Sie kurzfristig und mittelfristig? Danke für die Antwort

    11:25 Uhr, 12.07.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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