Analyse
16:02 Uhr, 09.10.2023

WALT DISNEY – Aktivistischer Investor versucht es erneut! Hoffnungsloser Fall Disney?

Einem Zeitungsbericht zufolge strebt der aktivistische Investor nun erneut einen Platz im Verwaltungsrat von Disney an. Ob eine Re-Etablierung der Dividendenzahlungen sinnvoll wären und wie es generell um das Sparplan-Liebling bestellt ist, erfahrt ihr hier.

Erwähnte Instrumente

  • The Walt Disney Co. - WKN: 855686 - ISIN: US2546871060 - Kurs: 82,940 $ (NYSE)

Nachdem der aktivistische Investor Nelson Pelz seine Nominierung für einen Sitz im Disney-Verwaltungsrat im Februar zurückgezogen hatte, strebt er einem Zeitungsbericht zufolge erneut mehr Einfluss bei Walt Disney an. Mit dem Ausbau seiner Anteil an Disney, beansprucht er mehrere Sitze im Verwaltungsrat, wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet.

Das Ziel von aktivistischen Investoren? Veränderungen herbeiführen, die den Aktienwert steigern, sei es durch Umstrukturierungen, Verkäufe von Geschäftsbereichen, Aktienrückkäufe, Dividendenausschüttungen oder andere Maßnahmen. Wie bereits im Frühjahr reagiert die Aktie auf die Nachricht hin positiv. Das lag daran, dass der Markt erwartet hatte, dass der Investor Veränderungen vorantreiben wird, die den Unternehmenswert steigern, oder dass das Management des Unternehmens selbst proaktive Schritte zur Wertsteigerung unternimmt, um den Aktivisten zu besänftigen. Allerdings war das positive Aufatmen des Kurses von kurzer Dauer. Es gibt zahlreiche Probleme bei Disney, welche das Unternehmen nicht mehr zu der no-brainer Sparplan-Aktie schlechthin für die eigenen Kinder machen, sondern eher zu einer längerfristigen Turnaround-Wette.

Wird Disney wieder Dividenden zahlen? Sehr wahrscheinlich erstmal nicht – außer man nimmt es in Kauf, sich langfristig selbst zu schaden, um Aktionäre und Aktivisten kurzfristig glücklich zu stimmen. So ist die einstige Free-Cash-Flow (FCF) Maschine deutlich von den einstigen Niveaus entfernt. Der FCF je Aktie ist gerade noch so positiv und wird spätestens durch die Aktienpakete für die Mitarbeiter (stock-based compensation) aufgezehrt. Warum der FCF hier relevant ist? Der FCF ist letztlich das Cash, welches für beispielsweise Investitionsausgaben, Aktienrückkäufe oder eben Dividendenzahlungen genutzt werden kann.
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Während das Segment Parks, Experiences and Products nach der Corona-Delle wieder deutliche positive Erträge abwirft, zehren die massiven Investitionen in den Ausbau von Content für Disney+ an den liquiden Mitteln. Außerdem sollen einzelne Teilbereich wie der Kabelfernsehkanal ABC verkauft werden, um den angehäuften Schuldenberg zu reduzieren. Allerdings wartet dann auch schon die nächste milliardenschwere Investition um die Ecke. So wurde auf einem Investorentag bekannt, dass das Unternehmen in den nächsten zehn Jahren 60 Mrd. USD in die Modernisierung & den Ausbau der Parks und die eigenen Kreuzfahrtschiffe investieren möchte.
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Nicht gerade von Vorteil ist, dass das Streaming-Geschäft hart umkämpft ist und das Abo beim nächsten Wettbewerber nur einen Klick entfernt. Der offensive Preiskampf von Disney+ und das daraus resultierende starke Abowachstum ließen die Bewertung in die Höhe schießen, bis der Markt dann den Schalter auf Profitabilität umlegte. Mit den folgenden Preiserhöhungen ließ dann aber auch das extreme Wachstum nach.

Erst zuletzt machte wieder die Runde, dass Netflix nach der Beendigung der Schauspielerstreiks in Hollywood eine Anhebung seiner Abo-Preise plant. An sich positiv, denn dies erlaubt Disney auch nachzuziehen. Allerdings muss regelmäßig in die Erweiterung des Content-Angebots investiert werden und das ist alles andere als günstig. Floppen neue Serien/Filme, so drohen hohe Abschreibungen, die das Ergebnis belasten.

Streaming und Künstliche Intelligenz: Auf den zweiten Blick gar nicht so abwägig. Sollten sich Drehbücher oder gar ganze Filme zukünftig mittels KI kostengünstiger produzieren lassen, so könnte sich der Streaming-Markt nochmal fundamental wandeln. Die Ausmaß dessen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt aber schwer abschätzen.

Basierend auf den Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre notiert Disney auf einem KGVe23 von 22x und KGVe24 von 17x. Deutlich günstiger, allerdings steht diese Bewertung unter der Prämisse, dass die Gewinnerwartungen erfüllt werden. Wer sich für spannende Einstiegsmarken interessiert, der schaut am besten in dem Beitrag von Bernd Senkowski vorbei.

Fazit: Es gibt Unternehmen, die Anleger "gewinnen" sehen möchten – Disney ist eines von diesen. Allerdings gibt es einige tiefgreifende Baustellen, die den Turnaround in Richtung Profitabilität nicht von heute auf morgen Realität werden lassen. Ob ein aktivistischer Investor wie Nelson Pelz wirklich zu einer nachhaltigen Trendwende verhelfen kann, bleibt abzuwarten. Allerdings wäre es nicht untypisch für einen aktivistischen Investor, wenn dieser nur den schnellen kurzfristigen Profit riecht.

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Über den Experten

Valentin Schelbert
Valentin Schelbert
Analyst

Bereits mit 17 Jahren packte Valentin Schelbert die Leidenschaft für die Börse. Fortan bildete er sich autodidaktisch weiter. Während seines BWL-Studiums konnte er seine Kenntnisse für wirtschaftliche Zusammenhänge noch weiter vertiefen – was sein Interesse dafür nur noch mehr steigerte. 2020 baute er sich in den sozialen Medien eine eigene Community auf. Seine Spezialität: das Zusammenspiel aus Fundamentaldaten, Newsflow und Charttechnik. Bevor er unser Experte im Trading-Service AktienPuls360 wurde, unterstützte er als Community Manager unsere Nutzerinnen und Nutzer auf unserer Plattform technisch und mit eigenen Analysen. Seine umfassenden, leicht verständlichen Analysen und Beiträge, zu insbesondere US-Technologie- und Wachstumsaktien, erfreuten sich immer mehr Beliebtheit, weshalb er schnell ein Kandidat für den Expertenstatus wurde.

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