Fundamentale Nachricht
15:11 Uhr, 17.12.2014

Wahlen in Griechenland: Neue Krise ante portas?

Heute Abend beginnt eine Reihe von Abstimmungen zur Wahl eines neuen Staatspräsidenten in Griechenland. Bleiben alle drei Wahlgänge erfolglos, gäbe es Neuwahlen. In Umfragen liegt Syriza derzeit vorn. Die Partei von Alexis Tsipras lehnt die Rettungspolitik von EU und IWF vehement ab.

Das griechische Parlament beginnt heute um 18 Uhr mit den Abstimmungen zur Wahl eines neuen Staatspräsidenten. Mit dem Ergebnis wird gegen 19 Uhr gerechnet. Die Wahl könnte richtungsweisend werden auch wenn der Abstimmung heute noch wenig Bedeutung zukommt. Heute ist vermutlich nur der Auftakt zu einer Serie von Abstimmungen.

Einziger Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten ist der konservative ehemalige EU-Kommissar Stavros Dimas. Für die Wahl eines Präsidenten sind in den ersten beiden Wahlgängen jedoch 200 der insgesamt 300 Stimmen im Parlament notwendig. Da die Regierungskoalition nur 155 Abgeordnete stellt, gehen alle politischen Beobachter davon aus, dass die ersten Wahlgänge heute Abend und am 23. Dezember zu keinem Ergebnis führen werden. Interessant wird es vor allem beim dritten Wahlgang am 29. Dezember. Für eine erfolgreiche Wahl reichen dann schon 180 Stimmen. Regierungschef Antonis Samaras und sein Koalitionspartner Evangelos Venizelos arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, unabhängige Abgeordnete und Parlamentarier kleinerer Parteien zu überreden, für Dimas zu stimmen. Sollte dies nicht gelingen, müsste das Parlament innerhalb von zehn Tagen aufgelöst und Neuwahlen durchgeführt werden.

Neuwahlen könnten Turbulenzen auslösen

Laut aktuellen Umfragen würde die linke Oppositionspartei Syriza bei Neuwahlen derzeit als stärkste Kraft hervorgehen. Bereits bei den Europawahlen Ende Mai war die Partei mit knapp 27 Prozent der Stimmen Sieger in Griechenland. Syriza-Chef Alexis Tsipras lehnt die Rettungspolitik von EU und IWF ab und pocht auf ein Ende des Sparkurses. Er fordert einen Schuldenerlass und will die Kreditverträge mit der EU aufkündigen. Zudem will er Privatisierungen rückgängig machen und die meisten anderen Reformen zurückdrehen. Auch der Verbleib Griechenlands in der Eurozone wäre gefährdet und eine Staatspleite wieder möglich. Ein heftiger Streit mit der Gläubiger-Troika, die dem Land mit 240 Milliarden Euro unter die Arme gegriffen haben, wäre vorprogrammiert.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten