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15:22 Uhr, 08.02.2018

Währungskriege sehen anders aus

Nach Einschätzung von Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, ist es unwahrscheinlich, dass die US-Regierung es zu einem Währungskrieg kommen lassen wird.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Der Aufschrei aus der EZB war unüberhörbar: In ungewöhnlich scharfen Worten reagierte Präsident Draghi auf die Äußerungen des US-Finanzministers Mnuchin, dass ein schwacher Dollar gut für den amerikanischen Außenhandel sei. Zu Recht, wie Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Zu der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre hätten ein Abwertungswettlauf und Protektionismus beigetragen. Dem Konsens der G20 nach der Finanzkrise, die Fehler der 1930er Jahre nicht zu wiederholen, sei der gegenwärtige Aufschwung der Weltwirtschaft zu verdanken. Das von Draghi angesprochene Communiqué des International Monetary and Financial Committees (IMFC) sei in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung. Auch Herr Mnuchin habe sich darin verpflichtet, von kompetitiven Abwertungen abzusehen und aufgrund von Wettbewerbsüberlegungen keine bestimmten Wechselkurse anzustreben, heißt es weiter.

„Finanzminister äußern sich daher gewöhnlich nicht zu aktuellen Wechselkursentwicklungen. US-Präsidenten auch nicht. Das mag nicht jedem in der gegenwärtigen US-Administration bekannt sein, die schon viele Tabus verletzt hat und daran auch offensichtlich Gefallen findet. Wir interpretieren die Aussagen Mnuchins daher nicht als Beginn eines Währungskrieges, selbst wenn dieser zu einer ‚America-First‘-Agenda und ihrem ökonomischen Nationalismus passen würde“, so Junius.

Kriege würden mit (1) Waffen, (2) Strategien und (3) Verbündeten gewonnen. Die US-Administration scheine nichts davon für einen erfolgreichen Währungskrieg zu besitzen. Als Waffen könnten die Wahl des Wechselkursregimes, Devisenmarktinterventionen und eine sehr expansive Geldpolitik gelten. Kaum vorstellbar sei es, dass die USA ihr Wechselkursregime änderten, heißt es weiter.

„Devisenmarktinterventionen und die Geldpolitik liegen im Aufgabenbereich der US-Notenbank. Auf diese hat die Trump-Administration zwar Einfluss, in dem sie die noch ausstehenden Posten im Zentralbankrat, dem FOMC, besetzen kann. Die Unabhängigkeit der Fed sichert aber zudem, dass die FOMC-Mitglieder von der Regierung keine Weisungen befolgen müssen. Würde dies in Frage gestellt, würden die Finanzmärkte wohl ebenfalls die Glaubwürdigkeit des Inflationsziels anzweifeln. Das Resultat wären stark steigende Zinsen in den USA. Damit wären US-Treasuries wohl auch ihren Status als sicherer Hafen los. Die Suche nach einer neuen Weltreservewährung würde beginnen“, so Junius.

Eine Strategie hinter den Aussagen von Mnuchin sei ebenfalls nicht zu erkennen. Anderenfalls wäre er in den Folgetagen kaum zurückgerudert und auch Präsident Trump hätte sich nicht für einen starken US-Dollar ausgesprochen. In relativ kurzer Zeit hätten beide so durch unbedachte Kommunikation ihre Glaubwürdigkeit beim Thema Wechselkurs verloren, heißt es weiter.

„Schließlich ist nicht zu erkennen, dass die US-Administration bei einem Währungskrieg Verbündete hätte. Eine Wiederholung des ‚Plaza-Abkommen‘ von 1985 ist noch nicht mal ansatzweise erkennbar. Zwar mag der US-Dollar mittelfristig gesehen eher hoch bewertet sein, im Vergleich zu 1985 fällt dies jedoch gering aus. Zudem versuchen derzeit alle wichtigen Zentralbanken der Welt noch eher höhere Inflationsraten zu erreichen. Ein schwächerer US-Dollar und damit eine stärkere heimische Währung würde es Ihnen erschweren, dieses Ziel zu erreichen“, so Junius.

Innenpolitwisch wäre es ebenso schwierig Verbündete zu finden. In einer Zeit von Vollbeschäftigung und von nur noch knapp unterhalb des Ziels liegenden Inflationsraten sei der Kurs der US-Geldpolitik vorbestimmt. Sie werde versuchen müssen über höhere Leitzinsen eine Überhitzung der US-Wirtschaft zu verhindern. Tue sie das nicht, wären ein deutlicher Anstieg der Inflationserwartungen und damit ein Bondmarkt-Crash möglich, heißt es weiter.

„Die protektionistischen Instinkte der US-Administration reflektieren einen ökonomischen Nationalismus, der gut zu einer ‚America-First‘-Agenda passt. Tendenziell führt eine weniger offene Handelspolitik zu weniger Wettbewerb und steigenden Preisen. Die jüngsten Zollerhöhungen für Waschmaschinen und Solarplatten werden da genauso wenig eine Ausnahme sein wie eine mögliche Kündigung der NAFTA-Vereinbarung. Handelskriege – so unnütz sie ebenfalls sein mögen – würden in eine ähnliche Richtung gehen wie ein Währungskrieg. Sie dürften für die US-Regierung aber einfacher zu führen sein. Sie kennen mehr Schattierungen und Zwischenstufen. Auch lassen sich ihre Profiteure im Inland leichter ausmachen. Kompetitive Abwertungen dagegen wirken auf alle Produzenten gleich. Freund und Feind lassen sich daher schlechter erkennen. Die politischen Vorteile wären daher gering. Schon allein deshalb ist es unwahrscheinlich, dass die US-Regierung es zu einem Währungskrieg kommen lassen würde“, so Junius.

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1 Kommentar

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  • Zukunft21
    Zukunft21

    den USA ist alles zu zutrauen würde meine Hand dafür nicht ins Feuer legen wollen.

    15:42 Uhr, 08.02.2018

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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