Kommentar
10:48 Uhr, 16.02.2015

Währungskrieg auf Kosten der USA?

Die extreme lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bereits die Schweizer Notenbank dazu gezwungen, die Kopplung des Franken an den Euro aufzuheben. Nun hat sie Folgen für weitere Länder: Die Schwedische Reichsbank hat vergangene Woche ebenfalls Anleihekäufe angekündigt und den Einlagenzinssatz auf -0,1 Prozent gesenkt. „Das gesamte Kontinentaleuropa steht nun im Kampf gegen die Deflation fest zusammen“, kommentiert Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, das geldpolitische Geschehen. Inzwischen seien die Zinsen in der Eurozone, der Schweiz, Schweden und Dänemark negativ. „Die Notenbanken tun ihr Bestes, um die Investoren davon abzuhalten, Staatsanleihen zu kaufen. Mithilfe von sehr niedrigen oder sogar negativen Anleiherenditen wollen sie Kapital in die Realwirtschaft umleiten – zum Beispiel in Bankkredite, Unternehmensanleihen oder Aktien“, so Iggo weiter.

Insbesondere kleinere Volkswirtschaften in der Nachbarschaft der Eurozone wie Schweden oder Dänemark hätten kaum eine andere Wahl als dem Vorbild der EZB-Politik zu folgen, wenn sie eine unerwünschte Aufwertung ihrer Währungen verhindern wollten. „Es sieht ein wenig nach Währungskrieg aus“, erklärt Iggo. „Die offensichtliche Strategie an den Devisenmärkten ist, auf einen Anstieg des US-Dollar zu setzen. Bleibt zu hoffen, dass die US-Wirtschaft tatsächlich stark genug ist, um Wachstum und Inflation auf der ganzen Welt über die Devisenmärkte wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“ Einige Marktbeobachter fürchteten inzwischen, die Stärke des US-Dollar könne sich negativ auf die US-amerikanische Wirtschaft auswirken und die Notenbank Fed davon abhalten, in diesem Jahr die Leitzinsen zu erhöhen. „Gegenwärtig sieht es allerdings nicht danach aus, als ob das ein Problem sei“, so Iggo. „Die Wirtschaft profitiert vom niedrigen Ölpreis und von starkem Beschäftigungsaufbau. Selbst Vertreter der Federal Reserve selbst haben zuletzt davon gesprochen, dass die Fed einen ersten Erhöhungsschritt um die Jahresmitte ins Auge fasst.“

Iggo gesteht allerdings ein, dass die meisten Zentralbanken nach wie vor mit der Bekämpfung von Deflationsrisiken beschäftigt seien. Seiner Ansicht nach dürften die Inflationsraten rund um die Welt im Frühjahr weiter fallen – allerdings vorwiegend als Folge des drastischen Ölpreisverfalls in den vergangenen Monaten. „Es dürfte schwierig sein, eine straffere Geldpolitik durchzusetzen, wenn die Inflationsraten deutlich unter den Zielen der Zentralbanken liegen“, erläutert Iggo. „Viel wird deshalb von der Fähigkeit der Notenbanken abhängen, die Märkte dazu zu bringen, über den Ölpreiseffekt hinauszublicken.“ Immerhin werde dieser Effekt die Statistiken nur vorübergehend beeinflussen. Wirklich wichtig sei dagegen, die Entwicklung der Kerninflationsrate im Auge zu behalten. „Wenn die offizielle Inflationsrate plötzlich nach oben springen würde, weil der Ölpreiseffekt die Statistik nicht mehr beeinflusst, dann könnte ein hässlicher Abverkauf am Anleihemarkt die Folge sein.“

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